Popocatepetl – Mazatlan - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Popocatepetl – Mazatlan

Aktuelle Reisen > 2021 Mexiko - Guatemala - USA
 
Popocatepetl – Mazatlan 01.02.2022 – 04.03.2022
 
Wir verlassen Cholula in Richtung Paso Cortés. Das letzte Stück ist eine holprige und schmale, aber gut befahrbare Naturstrasse. Der Parkplatz beim Besucherzentrum liegt auf 3680müM und eignet sich bestens für eine Übernachtung. Wir sind zwischen dem Popcatépetl (5436müM) und dem Itzaccihuatl (5230müM). Es ist wie immer, Herbie spürt ein Kratzen im Hals und ich nehme das Fieber. Somit ist an eine Wanderung heute nicht mehr zu denken. Wir verbringen den Rest des Nachmittags in der von der Sonne aufgeheizten Kabine.
 
Der neue Tag ist fieberfrei, und keine Wolke ist zu sehen, ausser natürlich den Rauchwolken, die der Popo regelmässig ausspuckt. Wir graben in den Katakomben des Campers unsere warmen Kleider hervor und machen uns auf einem der schön angelegten und gut markierten Wanderwege auf die Socken. Es geht zum 7.5 km entfernten Basislager für die Besteigung des Itzy und natürlich auch wieder zurück. Trotz der Höhe kommen wir gut voran. Die Ausblicke auf die beiden Vulkane und ins Hochtal südlich von Mexiko-Stadt sind sehr schön. Und in der Ferne erblicken wir sogar den schneebedeckten Orizaba. Wir entscheiden uns noch für eine zweite Übernachtung. Am Abend entdecken wir im Badezimmer wieder ein paar Ameisen, die zielstrebig Richtung Tüechlihalterstange marschieren. Die werden doch wohl nicht in dieser Stange ihr zu Hause eingerichtet haben? Doch, haben sie. Im dieser dünnen Röhre haben sie sich eingenistet und Eier abgelegt. Ein bisschen Gift und viel heisses Wasser bereinigt die Lage. Wir hoffen, dass wir nun wieder Ruhe haben.
 
Am Morgen warten wir, bis das Eis auf der Kühlerhaube geschmolzen ist und probieren dann, den Motor zu starten. Das gelingt im zweiten Anlauf. Die Passstrasse auf der Seite Richtung Mexiko City ist gut ausgebaut und schon sehr bald wird es wärmer. Wir ändern kurzfristig unsere Routenplanung, weil wir die Möglichkeit haben, unsere langjährigen Freunde Claude und Erika in Patzcuaro zu treffen. Unsere beiden Navi’s schlagen vor, dass wir die Südwestumfahrungsautobahn von Mexiko City nehmen, da uns dies fast 100 km Strecke spart. Auf der Karte sieht das auch gut machbar aus. Wir konsultieren sogar noch die ADAC-Seite um herauszufinden, ob wir mit unserem Nummernschild heute überhaupt fahren dürfen. Die erste Sache, die wir nicht bedacht haben ist, dass unser Navi mit mehrstöckigen Strassen und Spuren nahe beieinander nicht umgehen kann. Die gute Garmin-Dolores hat schon bald keine Ahnung mehr wo wir sind und will ständig wenden. Die Baustellen sind auch nicht hilfreich. Irgendwann scheinen wir die allgemeine Richtung wieder gefunden zu haben. Schon stossen wir auf das nächste Problem. Die bezahlbare Umfahrungsstrasse kann nicht wie normalerweise bar bezahlt werden. Man braucht nämlich so ein Kästchen und bei der Schranke wird das automatisch gelesen und abgebucht. Ohne Kästchen keine Autobahn. Der Aufpasser an der Schranke lässt sich nicht erweichen. Auf meine Frage, wie wir denn nun die Stadt Richtung Toluca verlassen können meint er nur, «Constituyentes». Aha. Ist das denn ausgeschildert? «Si, si». Ja genau. Wir stellen Dolores um, dass sie Autobahnen vermeidet, und rein ins Getümmel. Irgendwann entdecke ich zufälligerweise auf Maps Me eine Strasse die Avenida Constituyentes heisst. Das könnte die Lösung sein. Wir versuchen in diese Richtung vorzurücken. Endlich erreichen wir die Einfahrt und ab da geht es dann auch wieder etwas zügiger stadtauswärts. Der 100 km Umweg wäre aber auf jeden Fall schneller gewesen.
 
In der Zwischenzeit erhalten wir gute Neuigkeiten aus El Tule. Anke teilt uns mit, dass die an Krebs erkrankte Mama «unserer» beiden Hundemädels aus der Klinik zurückgekommen ist, und wieder bei ihren Töchtern in der kleinen Strasse in die Freiheit entlassen wurde.
 
Nach dem Abstecher in die Grossstadt fahren wir noch ein gutes Stück weiter und entscheiden uns für einen Abstecher an die Laguna de Bravo. Es soll einen relativ guten Platz zum Übernachten in einer Marina geben. Der Senor Chaco ist sehr freundlich und der Platz auf einem saftig grünen Rasen unter einer Palme mit Blick auf die Lagune wirklich schön. Da wir schon ein paar Tage nicht mehr geduscht habe frage ich für warmes Wasser. Ja, aber dann kostet es mehr, sagt das pfiffige Kerlchen. Von mir aus, eine warme Dusche wäre jetzt wirklich schön. Ich entdecke eine Waschmaschine und denke, dass wäre doch was, morgen hier zu bleiben und eine Wäsche zu machen. Also frage ich Senor Chaco, ob ich diese Waschmaschine benutzen dürfe. Wohl noch geplagt vom schlechten Gewissen, weil er uns wegen dem warmen Wasser ein bisschen abgezockt hat, lässt er meine Frage lange wirken, überlegt, überlegt und sagt «Si», ohne noch einen Preis zu verlangen. Gut, dann machen wir das morgen früh. Unterdessen haben wir in unserem Badezimmer einen Wasserschaden entdeckt. Alles muss ausgeräumt werden. Was da alles in diesem Schränklein Platz hat. Herbie muss die Schlauchbriden anziehen, und gut ist.
 
Das Wetter am Morgen ist perfekt zum Waschen. Senor Chaco schnappt sich Herbie und erklärt, dass es für die Waschmaschine gerade kein Wasser hat. Für die Dusche schon, aber für die Maschine nicht. OK, ob er uns dann informieren würde, wenn es wieder Wasser hat. «Si» sagt er. Nach einer Stunde fragen wir nach. Ja, «si claro» hat es Wasser, nur müsse er nun noch irgendein Schloss öffnen. Wann denn das möglich sei? Ja, «en un ratito». Ein paar Minuten später steht er mit betrübten Gesicht wieder bei uns, die Maschine ist leider defekt. Wir haben schon sowas gedacht und haben schon angefangen mit der Handwäsche. Das ist dem Senor Chaco aber auch wieder nicht recht, und er möchte uns unbedingt in eine Lavanderia fahren. Aber nein. Eine Handwäsche ist auch ok.
 
Das nächste Ziel sind die Monarchfalter.
 
 
In der Hochebene der Sierra Nevada ereignet sich jedes Jahr im Herbst ein Naturphänomen der Tierwelt. Die Monarchfalter gelangen nach einer sagenhaften Reise von rund 4500 km bis in die Wälder von Michoacán um zu überwintern. Der Besuch des Schutzgebietes der Monarch Schmetterlinge (Reserva de la Biosfera de la Mariposa Monarca) ist ein einmaliges Erlebnis.
 
Wenn der Sommer zu Ende geht, das Tageslicht schwindet und die Temperaturen sinken, verlassen die Monarchfalter den nordamerikanischen Lebensraum und machen sich auf die Reise nach Süden. Die Tiere fliegen meist in Gruppen von einigen Hundert Schmetterlingen und können bis zu 300 Kilometer pro Tag zurücklegen. Ihr Flugziel sind die Oyamel Kieferwälder im Hochland der Sierra Nevada im mexikanischen Bundesstaat Michoacán.
 
An ihrem Reiseziel angekommen, hängen sich die Monarch-Schmetterlinge an die Äste und bilden dichte Trauben, um sich vor den niedrigen Temperaturen und dem Wind zu schützen. Bis zu einer Milliarde Schmetterlinge überwintern hier im Biosphärenreservat. Ein orange-schwarzes Gewand überzieht dann die Bäume und ganze Wälder von Michoacán. Bei kalten Temperaturen bleiben die Tiere gerne in der wärmenden Traube hängen. Erst wenn die Sonne auftaucht, kehrt Leben ein und die Schmetterlinge flattern herum oder setzen sich auf den Boden, scheinbar um sich zu sonnen.
 
Das phänomenale Migrationsverhalten der Monarchfalter, wie sie sich auf der bis zu 4500 Kilometer weiten Reise orientieren, kann von der Wissenschaft noch nicht restlos erklärt werden. Wegen der kurzen Lebensspanne, kann jeder einzelne Schmetterling nur eine Teilstrecke zurücklegen. Unterwegs legen die Weibchen ihre Eier, die geschlüpften Raupen verpuppen sich und wenig später setzen die jungen Monarchfalter die Reise fort und treffen im späten Frühjahr wieder in den nördlichen USA und Kanada ein.
 
Da die Überwinterungsgebiete in Mexiko durch illegalen Holzschlag bedroht sind, hat die mexikanische Regierung mehrere Schutzgebiete (Reserva de la Biosfera de la Mariposa Monarca) geschaffen, welche jedoch für Besucher zugänglich sind. Die bekanntesten Nationalparks sind El Rosario und die Sierra Chincua.
 
 
Wir haben gehört, dass in El Rosario im Moment die meisten Schmetterlinge sind. Da es dummerweise gerade Wochenende ist, ist der riesige Parkplatz sozusagen voll. Wir finden trotzdem ein Plätzchen. Vom Eingang des Parks führt eine steile Treppe, später ein steiler Weg bergauf. Je höher wir kommen umso mehr der orangen Falter flattern herum, doch trotzdem haben wir es uns irgendwie spektakulärer vorgestellt. Das «Spektakel» erleben wir tatsächlich erst am oberen Ende des Gehwegs. Hier hat es Millionen. Man hört sie fliegen. Eine Aufseherin sagt uns, dass die Schmetterlinge am Morgen um ca. 11 Uhr, wenn es sonnig und warm genug ist anfangen zu fliegen. In der Nacht hängen sie in grossen Trauben an den Bäumen. Da wir sowieso hier übernachten, werden wir morgen nochmals hochsteigen um auch das zu sehen.
 
Kurz vor 11 Uhr sind wir oben. Leider hat es in der Zwischenzeit etwas bewölkt und das grosse Erwachen und Losfliegen bleibt aus. Nur einzelne Schwärme, die ein paar Sonnenstrahlen bekommen, bewegen sich.
 
Es ist doch schon Mitte Nachmittag als wir wieder bei Auto eintreffen. Eine Weiterfahrt macht nicht Sinn. Wir bleiben für eine zweite Nacht auf dem Parkplatz. Wie gewohnt auf solchen Plätzen nehme ich meine Schuhe mit in den Camper und ernte dafür missbilligende Worte von Herbie, weil die Schuhe nicht ganz blitzblank sind. Na gut, dann wieder raus mit den Dingern. Kurze Zeit später, beim nächsten Blick zur Tür hinaus befinden sich statt vier nur noch drei Schuhe an ihrem Ort. Das wäre dann das dritte Mal, dass Hunde Schuhe von Herbie geklaut haben. Glücklicherweise hat der Dieb den Schuh nach ein paar Metern wohl aufgrund des Geruchs liegengelassen.
 
Nach einer teuren Fahrt über die Cuota (bezahlbare Autobahn) treffen wir am Mittag in Patzcuaro ein. Es ist, in der Tat, der gleiche Platz auf dem wir schon vor 17 Jahren campiert haben. Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit Claude und Erika. Wir haben uns 2005 in Australien kennengelernt, als wir noch mit dem Dachzelt unterwegs waren. Der «Junior» (Camper von Claude und Erika) war das Vorbild für den Bau unseres Campers. Nun stehen die beiden Brüder das erste Mal nebeneinander! Es gibt viel zu erzählen und wir geniessen die gemeinsame Zeit! Im Zentrum von Patzcuaro geniessen wir auf der Dachterrasse eines Boutique Hotels ein gediegenes Mittagessen. Am allermeisten aber geniessen wir ein Abendessen zu viert, zusammengequetscht im Junior, und erinnern uns ein bisschen wehmütig an die Zeit in Australien, als wir beispielsweise in Kalbarri, bei strömendem Regen wunderbare Regenbogenforellenfilets à la Erika im Junior genossen haben, und wir dann spätabends durchnässt von den paar Metern im Freien ins Dachzelt zurückgekehrt sind. Die Tage vergehen wie im Flug und unsere Freunde ziehen weiter an die Küste.
 
Unser nächstes Ziel ist Charly, ein Schweizer Restaurant und Stellplatz in der Nähe von Guadalajara. Wir melden uns per Whatsapp an und werden sehr herzlich begrüsst. Am Stammtisch sitzen bereits einige Leute. Alois und Yvonne, irgendwie kommen uns die Namen bekannt vor. Aber natürlich, wir haben ja vor ein paar Wochen telefoniert um uns in Visa-Fragen auszutauschen. Wer hätte gedacht, dass wir uns jemals treffen würden. Dann sitzt da auch noch Sandro, der auf einmal sagt, dass er uns doch von El Rancho in El Tule kennt. Stimmt. Wie klein ist doch die Welt. Die Speisekarte ist eine einzige Versuchung. Das Zürigschnätzlete am ersten und das Cordon Azul am zweiten Tag müssen sein. In der Nähe gibt es eine Käserei, die «Schweizer» Käse produziert. Sandro warnt uns vor, dass wir am unscheinbaren blauen Tor, ohne Hinweis auf eine Käserei, läuten sollen, solange bis jemand öffnen kommt. Das tun wir. Nach dem dritten Läuten und 15 Minuten regt sich tatsächlich etwas hinter dem Tor. Eine Klappe geht auf und ein Käser in Gummistiefeln begrüsst uns. Wir möchten gerne Käse kaufen, erklären wir. Oh, leider ist die Sekretärin gerade zur Bank gefahren, und niemand sonst hat den Schlüssel zum Verkaufsladen. Aber ruft sie doch an, und fragt. Gerne, nur auf welche Nummer? Oh, Ihr habt ihre Nummer nicht? Das ist schade, aber Moment, auf den Etiketten, die wir auf den Käse kleben, steht das drauf, er eilt los um uns einen Kleber zu holen. Wir senden zuerst mal erfolglos eine Nachricht. Dann rufe ich an und der nette Mann versichert mir, dass er und die Sekretärin in 10 Minuten da sein werden. Nach mexikanischen 10 Minuten treffen die beiden ein und wir werden in einen kleinen Verkaufsraum mit einem Kühlschrank voller Köstlichkeiten geführt. Morbier, Tete de Moine, Appenzeller, Raclette, Reblochon etc.etc. Vermutlich sind wir ein bisschen in einen Kaufrausch verfallen. 3.5 kg Käse müssen nun in unserem sonst schon vollen Kühlschrank verstaut werden. Ich nehme es hier vorweg: Der Käse ist ok, aber liegt weit unter unseren Erwartungen, leider.
 
In Etzatlan machen wir unseren nächsten Stopp. Der Campingplatz ist sehr schön angelegt, und die Besitzerinnen, Mutter und Tochter sehr nett. Die beiden Damen kümmern sich auch um Strassenhunde. Einer ist taub, der andere blind, einer hat nur noch drei Beine, doch alle dürfen ihr Leben auf diesem schönen Platz geniessen. Eigentlich haben wir hier nur einmal übernachten wollen. Doch die Damen machen uns neugierig, den Ort Etzatlan zu erkunden. Es gibt eine alte, stillgelegte Eisenbahnlinie, die nun Spazier- und Veloweg ist. Das Städtchen ist im Guinness Book of Records eingetragen für die grösste selbstgehäkelte Schattenüberdachung der Welt, die gerade jetzt angebracht wird. Das sieht wirklich spektakulär schön aus. Ein lohnenswerter Stopp auf jeden Fall.
 
https://www.paraleloinformativo.com/impone-etzatlan-record-mundial-con-el-pabellon-de-tejido-mas-grande-del-mundo/
 
Für die Weiterreise nach Puerto Vallarta stellen wir fest, dass unsere beiden Navis sich überhaupt nicht einig sind. Mapsme hat eine viel kürzere Strecke als Dolores von Garmin. Es stellt sich heraus, dass Mapsme über eine projektierte Autobahn berechnet hat. Wir müssen also die längere Strecke von Garmin nehmen. Während der Mittagspause rollt ein Taxi auf unseren Platz, mit Plattfuss. Ob wir nicht vielleicht einen Wagenheber hätten? Schon, aber erstens ist der ziemlich weit unten verstaut, und damit ist es ja dann meistens auch nicht getan. Also sagen wir mal vorsichtshalber nein. Aber reparieren können wir den Reifen, bieten wir an. Reparieren? Grosse Fragezeichen in den Augen des Taxifahrers. 10 Minuten später ist dieser wieder fahrbereit.
 
Claude und Erika haben uns in Puerto Vallarta einen Camping Platz in der Nähe des Hafens empfohlen. Ich weiss nicht genau, was wir erwartet haben, aber auf jeden Fall nicht das. Sie haben natürlich von Kanadiern gesprochen, aber dass auf diesem Camping ausschliesslich Quebecaner mit riesigen Mobilen, zusätzlichen Autos, Klimaanlagen etc. etc. angesiedelt sind, haben wir nicht erwartet. Alle ausser uns bleiben hier 6 Monate, die Landessprache ist französisch (oder ähnlich). Martin und Francisco sind gerade daran, das Eingangstor neu zu streichen. Das Büro ist nicht besetzt. Zwei Nächte sollen 1000 Peso kosten. Martin erklärt uns, dass wir ihm das Geld im Voraus geben müssen. Wir bestehen darauf, dass wir für diese 1000 Pesos, die in seiner Hosentasche verschwinden schon eine Quittung haben möchten. Er verweist auf seine schmutzigen Hände, und wir bestehen auf die Quittung. Seufzend holt er einen Block hervor und ich muss alles für ihn ausfüllen. Am Schluss gibt er uns seine Unterschrift und alle sind glücklich. Ab sofort kennen wir uns auch alle beim Namen. Der Platz ist trotz allem ganz angenehm. Sam’s Club und Walmart sind zu Fuss erreichbar und die Altstadt mit dem Bus.
 
In einer kleinen Bäckerei gibt es ein Roggenbrot zu kaufen. Ich frage nach, ob sie uns vielleicht ein Kilogramm Roggenmehl verkaufen würden. Nein, soviel hätten sie nicht am Lager. Hmm, backt Ihr dieses Brot den nicht selber? Doch klar, aber das Mehl wird jeweils für den Tagesbedarf beschafft. Die Dame schreibt uns den Namen des Dorfes und des Ladens auf und macht eine kleine Croc-Map dazu. Zufälligerweise entdecken wir einen Bus, der genau in dieses Dorf fährt. Nichts wie rein, und los geht’s. Am Hauptplatz steigen wir aus und finden auch den erwähnten Laden. Als glückliche Besitzer eines Kilogramms Roggenmehl spazieren wir von dort aus zurück zum Campingplatz
 
Auf dem Weg nach Lo de Marcos, wo wir ein bisschen Strandferien machen wollen, kommen wir am Pelican Supermarkt vorbei. Man fühlt sich hier wie bei Globus Delicatessa.
 
In Lo de Marcos haben wir leider auf unserem Lieblingscampingplatz vor 17 Jahren trotz mehreren Anfragen und Drücken auf die Tränendrüse keinen Platz gefunden. Auf einem anderen Platz erwischen wir praktisch die letzte freie Campsite. Dieser Platz ist nun voller amerikanischer und kanadischer Kriegsveteranen, alle mit mindestens zwei Hunden und Katzen. Das kleine Dorf hat sich in all den Jahren zum Glück nicht verändert. Es gibt keine Hochhäuser, keine Luxus Condo’s und keine Supermärkte. Einzig ein paar Café’s und Eisdielen. Das ist genau das, was uns vor 17 Jahren gefehlt hat. An einem Morgen ist unser Lieblingscafé, das «Waterman» total ausgebucht und wir versuchen es bei «Cora’s» Herbie bestellt einen Espresso, und ich ein Cortado. Der fragende Blick hätte uns schon misstrauisch machen müssen. Wir erklären und unterstreichen mit Handzeichen, wir gross ein Espresso sein soll, und das Cortado, genau gleich, einfach mit ein bisschen Milch. Alles klar. Cora macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Etwas später erscheint sie mit zwei Blumenvasen voller Kaffee an unserem Tisch. Nein nein, das sind keine Espressos. Nicht? Erneut deuten wir die Grösse der gewünschten Tässchen an. Ah, diese ganz kleinen? Genau. Und ein Mineralwasser ohne Eis. Als nächstes erhalten wir zwei Tassen gefüllt mit schrecklichem Café und einem Glas mit Wasser und viel Eis. Aber der Garten ist sehr schön, Cora ist nett, und ein Guetzli gibt es auch noch dazu. Falls das Waterman morgen wieder ausgebucht ist, werden wir unser Café auf dem Campingplatz selber kochen. Von unseren Freunden Ines und Rudolf haben wir zu meinem Geburtstag ein Abendessen geschenkt bekommen. Dieses lösen wir im Restaurant Tomatina auf dem Campingplatz ein. Es ist direkt am Strand und die Pizza und auch der Merlot sind sehr gut. Nach einer Woche ist es Zeit nach Norden weiterzuziehen. Das von Claude und Erika empfohlene Hotel Paraiso Miramar mit RV Park ist wahrhaftig ein Paradies der Ruhe und Gemütlichkeit. Anstatt einer geplanten Übernachtung bleiben wir drei Tage.
 
Wir fahren nordwärts Richtung Mazatlán. Die schnellste, aber auch teuerste Variante ist die bezahlbare Autobahn 15D. Zufälligerweise machen wir unsere Mittagspause kurz vor der Grenze von Nayarit nach Sinaloa. Da wartet nämlich eine Fruchtkontrolle auf uns. Wir haben zwar etwas mehr als eine Banane und zwei Äpfel, aber diese beiden Äpfel dürfen die Grenze nicht passieren. Dürfen wir sie essen? Klar, meint der junge sympathische Beamte. Also fangen wir an zu kauen. Ganz aufgeregt kommt der Junge kurz darauf zu uns und sagt, dass sein Vorgesetzter ihm gerade gesagt hat, dass man hier nun trotzdem nicht essen darf. Die Vernunft hat erneut den Kürzeren gezogen. Wir müssen die Äpfel entsorgen. Mein schlechtes Gewissen, dass wir von den Pfirsichen und Kiwis nichts gesagt haben, hält sich in Grenzen. Wenige Kilometer weiter werden wir erneut angehalten. Eine spezielle Polizeitruppe will wissen wo wir hinwollen und woher wir kommen, und ob wir Drogen und Waffen dabeihaben. Der Platz ist lärmig und die Fragen werden hinter Masken genuschelt. Verständlicherweise ist die Kommunikation nicht ganz einfach. Es wird uns mitgeteilt, dass unser «Haus» nun durchsucht wird. Herbie übernimmt den Wohnraum, ich passe auf das Fahrerhaus auf. Eine junge Beamtin gesellt sich zu mir und will unbedingt meine Bauchtasche durchsuchen. Prima. Hoffentlich ist ein Pfefferspray keine Waffe. Zuerst öffnet sie mein Portemonnaie und sieht sich alles genau an. Dann erregt das Brillenputztuch Aufmerksamkeit. Bis zum Schweizer Sackmesser und zum Pfefferspray dringt sie nicht vor. Dann sind als nächstes die Ricola-Däfeli dran, und das Reisehandbuch. Auf einmal nuschelt sie hinter ihrer Maske, ob Herbie mein «Esposo» ist. Ich überlege wohl ein bisschen zu lange, ob ich jetzt einfach «ja» sage, oder erklären muss, dass wir nicht verheiratet sind. Mein «ja» überzeugt sie nicht. X-mal fragt sie nach, wirklich? Aber der Mann ist ja viel jünger als Du! Wie bitte? Gestern habe ich meine Haare gefärbt, und nun wird mir unterstellt ich hätte einen viel jüngeren Mann! «Du dumme Kuh» denke ich, lächle sie aber freundlich an und erkläre, dass wir beide 56 Jahre alt sind. Dieses biblische Alter hat ihr wohl den Rest gegeben und sie entfernt sich, um gegebenenfalls Autos mit jüngeren Männern zu kontrollieren. Daraufhin nähert sich ein gut genährter Beamter und will wissen, ob wir Dolares haben. Ja, klar haben wir Dolares. Wieviel denn, und wie viele Pesos? Warum? Ja, weil doch so viel Falschgeld im Umlauf ist, will er das unbedingt sehen. Ok, wir haben ca. 10'000 Pesos, die sind aber auch im Wohnraum. Sogleich setzt er seinen Fuss auf die untere Sprosse der Leiter um ebenfalls in den Camper einzusteigen. Houhouhou! (die Hebelwirkung auf die Leiter ist nicht zu unterschätzen) sage ich, so nicht. Höchstens wenn Du über die zweite Sprosse einsteigen kannst. Dafür gibt es ein bisschen Gelächter, und der dickliche Beamte fragt, ob ich ihn für zu dick halte. Eigentlich schon. Er steigt über die zweite Stufe ein, und Herbie hat alle Hände voll zu tun um zu kontrollieren, dass der eine Beamte nicht irgendwo ein Drogenpaket platziert, und der andere nicht Pesos in die eigene Tasche versenkt. Irgendwann wird wieder das Thema «Estados Unidos» angeschnitten und Herbie sagt zum x-ten Mal dass wir keine Amerikaner, sondern Schweizer sind. Was, Suizos? Ja dann ist ja alles gut. Die Untersuchung ist beendet. Der Beamte klettert aus dem Wagen und gibt uns frei, nicht ohne vorher noch zu beteuern, wie gut es doch sei, dass wir Wikinger seien und was für ein schönes Land wir hätten.
 
Mit entsprechender Verspätung erreichen wir Mazatlán. Auf dem Weg zum Camping machen wir noch Halt im Walmart und im Sam’s Club. Der Stadtcamping ist sehr sympathisch. Der Besitzer macht uns einen fairen Preis, da wir keine Klimaanlage betreiben.
 
Vom Camping bis in die Altstadt sind es 10 Kilometer. Wir wissen noch nicht ob wir das mit dem Bus oder mit Uber zurücklegen wollen. Der Weg entlang der Promenade ist kurzweilig, sodass wir das schlussendlich zu Fuss machen.
 
Von Mazatlán wollen wir mit der Fähre nach Baja California übersetzen. Das nächste Schiff legt am Samstag ab. Somit haben wir zwei Tage um die Stadt zu besichtigen. Wie die Überfahrt verläuft und wie uns «die Baja» gefallen wird ist dann eine neue Geschichte.
 
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