Ciudad del Este - Asuncion - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Ciudad del Este - Asuncion

Südamerika > 2019 Südamerika
 
Ciudad del Este –  Asuncion 05.11.2019 – 30.11.2019
 
 
Nach einem kurzen Treffen mit Reisefreunden aus dem letzten Jahr reihen wir uns im strömendem Regen in den Stau zur Grenze ein. Mindestens drei Fahrzeugreihen teilen sich die vorgesehenen zwei Spuren. An der Brücke ist es nur noch eine Spur. Mit Drängeln links und rechts versucht man ein wenig schneller im Shopping Paradies Ciudad del Este zu sein. Wir müssen, als einziges Fahrzeug weit und breit, parken um unsere Ausreise auf der brasilianischen und die Einreise auf der paraguayischen Seite zu machen. Es gilt in diesem Gewusel die richtigen Büros zu finden. Irgendwann gelangen wir schliesslich an die letzte Stelle, Aduana Paraguay. In einem winzigen blauen Kabäuschen sitzen zwei Beamte. Die beiden sind am Mittagessen. Wir dürfen uns auf ein speckiges Sofa setzen und warten, bis die Pause vorbei ist. Das TIP (Temporary Import Paper) für das Fahrzeug wird hier noch per Hand auf Durchschlagspapier ausgefüllt. Das klappt denn auch, trotzdem haben wir fast drei Stunden für die ganze Abwicklung gebraucht. Nun geht es flott weiter nach Westen. Ein kurzer Stop im Stock Supermarkt für den Schweizer Käse und später am Bancomat, den wir als Millionäre verlassen.
 
Am Abend treffen wir bei Monika in Piribebuy ein. Sie und ihre Hunde empfangen uns herzlich. Gerne verbringen wir ein paar Tage in angenehmer Gesellschaft. Am Samstag müssen wir jedoch los. Die beiden Märkte in San Bernardino und Altos wollen wir nicht verpassen. Brot, Wurst, Käse, Torten … gut gefüllt fahren wir ins Hastalapasta, wo wir uns mit Susanne und Ueli für ein paar Tage treffen wollen.
 
Luna, Bella, Flecki und Nero empfangen uns mit lautem Gebell. Regula, die wir im letzten Jahr hier kennengelernt und vor zwei Monaten im Pantanal wiedergesehen haben, ist auch da. Da im Moment keine Camper hier sind, sichern wir uns den besten Platz. Das Wetter ist wunderbar, der herrliche Pool sehr willkommen. So vergeht eine gemütliche Woche mit Haslingers, Regula, Marion und René wie im Flug. Die einzige nennenswerte Aktivität ist eine Fahrt nach Asuncion, um bei Mecanicar, der uns im letzten Jahr schon eine neue Kupplung eingebaut hat, die Bremsen machen zu lassen.
 
Wir versuchen, unsere Weiterreise zu planen. Um Paraguay von einer ganz anderen Seite kennenzulernen, entscheiden wir uns für eine Tour in den Chaco. Die politische Lage ist für uns nicht stabil genug, um direkt nach Bolivien weiterzureisen. Wir werden ca. eine Woche unterwegs sein, und dann nochmals ins Hastalapasta zurückkommen.
 
Der Gran Chaco oder auch kurz Chaco genannt ist eine Region in Südamerika mit einer Nord-Süd Ausdehnung von ca. 2.100km und einer Ost-West Ausdehnung von fast einheitlich ca. 600km. Zu Paraguay gehört ca. des Gran Chaco, es bildet aber mehr als die Hälfte des Staatsgebietes. Der restliche Chaco befindet sich in Argentinien und Bolivien und ein kleiner Teil in Brasilien. Ein großer Teil dieser Region in Paraguay wurde von den Mennoniten urbar gemacht und wird heute für Viehzucht und Anbau verschiedener Pflanzen genutzt. Während der Wintermonate kann es hier schon sehr trocken werden, was eine gute Bewässerung für die Felder erforderlich macht. Paraguay verlor einen Teil des Chacos nach dem Tripel-Allianz-Krieg an Argentinien, gewann diesen aber kurze Zeit später durch die Vermittlung des US-Präsidenten Hayes zurück. In den Jahren 1932 bis 1935 musste Paraguay erneut den Chaco in einem blutigen Krieg verteidigen, diesmal gegen Bolivien. Nordamerikamische Ölfirmen vermuteten hier große Ölvorkommen und stürzten mit dieser Annahme Bolivien und Paraguay in den Krieg, den Paraguay gewann. Spätere Probebohrungen waren jedoch erfolglos.
 
Zuerst fahren wir auf der schnurgeraden Strasse durch den feuchten, bzw. tiefen Chaco. Kilometerlang ist die Ruta 9 von der Chaco Palme (Copernicia alba) gesäumt. Weite Teile sind überschwemmt und sumpfig. Noch nie haben wir so viele Jabirus gesehen. Irgendwann wird es trockener und die Palmen machen den wunderschönen Flaschenbäumen Platz. Wir sind nun im mittleren Chaco. Es herrschen Hartholzbäume und Kakteen vor. Ein Abstecher ins Fortin Boqueron ist leider vergeblich. Es ist geschlossen. Hier hätte man ein Museum zum Chaco-Krieg und einen ausgehöhlten Flaschenbaum, der als Ausguck diente, sehen können. In der brütenden Hitze warten wir über eine Stunde, ob eventuell doch jemand kommt, um das Tor zu öffnen. Wir geben auf und fahren weiter nach Filadelfia, wo wir beim Hotel Florida einen Stellplatz finden, und auch den Pool benutzen dürfen. Bei weit über 40 Grad ist dies eine sehr willkommene Abkühlung. Das klimatisierte Restaurant lässt uns auch den Abend bei angenehmen Temperaturen verbringen. In der Ferreteria haben wir uns heute einen ECO Power EP-107 Tischventilator gekauft. Dies ist die Rettung um bei über 30 Grad Nachtemperatur schlafen zu können.
 
1930 gründeten 1500 Mennoniten, die aus der Sowjetunion nach Paraguay auswandern konnten, die Kolonie Fernheim, bestehend aus 12 Dörfer mit je 20 – 25 Bauernhöfen. Zur Verwaltung der Siedlungsgemeinschaft wurde ein Plan für die zukünftige Stadt entwickelt. 1931 wurde Filadelfia gegründet und in schachbrettartigem Muster in 1000 – 1500 Grundstücke von je 0.75 Hektar Grösse und Strassen von bis zu 30 Meter Breite geplant. Die Stadt wurde in Zonen eingeteilt, Industrie, Handel und Wohnen. 1932 wohnten erst 4 Familien in Filadelfia. 1977 wurde eine erste flächenmässige Erweiterung notwendig, und heute zählen die Nachkommen dieser ersten Siedler 3500 Personen. Ausser dem ursprünglichen mennonitischen, hat Filadelfia heute weitere Stadtteile jeweils mit sehr unterschiedlichem ethischen Charakter.
 
Die Geschichte der Mennoniten, die Besiedlung vom Chaco, die Flora und Fauna und auch das Zusammenleben mit der indigenen Bevölkerung wird in verschiedenen kleinen Museen sehr anschaulich dargestellt. Eine junge Mennonitin hat uns begleitet und alles in deutscher Sprache erklärt.
 
Wir fahren noch 100 km nach Norden um die Schweizer Kolonie Rosaleda zu besuchen. 30 km davon führen über eine staubige Piste bevor wir eine kleine Polizeistation und das Ortsschild erreichen. Als erstes sehen wir den Friedhof mit vier Gräber und ein kleines Häuschen mit ca. 30 Postfächer. Etwas weiter an der staubigen Strasse finden wir das Hotel von Cecile und Renato aus der Schweiz. Ansonsten sind keine Häuser zu sehen, doch gemäss der Aussage von Cecile befinden wir uns im Dorfzentrum. Rosaleda besteht aus ca. 25 Grundstücken. Diese sind mehrheitlich im Besitz von ausgewanderten Schweizern. Wir haben die Gelegenheit, ein paar dieser Familien kennenzulernen und uns ihre Geschichten anzuhören.
 
Die dunklen Regenwolken verheissen nichts Gutes und wir wollen unbedingt die Teerstrasse vor dem Regen erreichen. So machen wir uns nach einem interessanten Tag in Rosaleda auf den Weg zurück nach Hastalapasta.
 
Nach der grossen Hitze im Chaco geniessen wir eine weitere Woche in der herrlichen Umgebung. Ganz unerwartet trifft unser Freund Detlef hier ein und wir verschieben unsere Abfahrt erneut um ein paar Tage. Noch einmal besuchen wir den Markt in Altos und kaufen richtiges Brot und Appenzeller Käse.
 
Bevor wir Paraguay in den nächsten Tagen Richtung Argentinien verlassen, müssen wir noch unseren Gastank füllen. Unterdessen ist dies in allen umliegenden Ländern richtig schwierig geworden.
 
Wohin uns die Reise führen wird, werden wir aufgrund der politischen Lage in Chile und Bolivien kurzfristig entscheiden.
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