El Tunco - Samara
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El Tunco, El Salvador - Samara, Costa Rica 01.02.2023 – 28.02.2023
Den Eingang vom Stellplatz mit dem Namen Surfers Inn zu finden ist nicht ganz einfach. Der Platz liegt trotz des Namens nicht am Meer, aber in der Nähe. Dafür liegt der Platz direkt an der Durchgangsstrasse und der Lärm der Motorenbremsen der vorbeiziehenden LKW’s wird uns für die nächsten 2 Tage begleiten. Vom Platz aus kann man gemütlich in ca. 30 Minuten nach El Tunco spazieren. Das kleine Dorf trägt den klingenden Beinamen Surf City. Es wird viel gebaut, offenbar gibt es hier grosse Pläne. Momentan ist es noch sehr ruhig.
Auf dem Weg in Richtung Hauptstadt stocken wir unsere Vorräte im Walmart auf. Die Finca San Cristobal oberhalb von San Salvador bietet eine tolle Aussicht auf die umliegenden Vulkane und die Stadt. Wir dürfen auf dem Parkplatz des Restaurants, welches sehr gutes Essen serviert übernachten. Es gibt einen kleinen Nationalpark am Krater, der ausser ein paar Aussichtspunkten auf den Krater im Krater nicht viel zu bieten hat. Viel mehr interessiert uns die auf «maps me» eingezeichnete Rundwanderung entlang des Kraters. Noch am Abend suchen wir den Startpunkt und erkundigen uns bei einer Dame, ob man die Wanderung machen kann. Sie antwortet im Sinne von ja, es hat viele Wege, und irgendwie schnappe ich das Wort «hasta la mitad» auf, also bis in die Hälfte auf, verdränge das aber sofort. Am Morgen machen wir uns zu dritt, mit Simon, auf den Weg. Am Anfang ist alles ganz einfach. Ein schöner Weg mit einigen guten Aussichtspunkte und sogar Sitzbänken. Tatsächlich, nach ungefähr der Hälfte wird das Finden des richtigen Wegs immer schwieriger. Oft laufe ich ein bisschen voraus, um zu sehen ob es überhaupt weiter geht. So geht es über Stock und Stein, durch Geäst, immer rauf und runter, aber doch mehr oder weniger dem Kraterrand entlang. Zum Glück haben wir diese Art des Wanderns mit Stephanie und Serge in Oaxaca geübt. Aufgeben ist keine Option. Nicht alle drei gleich zufrieden erreichen wir doch sicher und ohne Verluste den Ausgangspunkt der Tour.
Für den Besuch von San Salvador haben wir den Stellplatz etwas ausserhalb bei Eddie ausgewählt. Es ist eine Autogarage, und nachdem Eddie ein paar Wagen umgeparkt hat, können wir uns zwischen seinen Autos hinstellen. Auch für Marian aus den Niederlanden, die etwas später eintrifft, findet er noch ein Plätzchen, aber jetzt ist voll. Spontan entscheiden wir uns, den fälligen Oelwechsel hier zu machen. Eddie organisiert, obwohl schon Freitagabend, noch das Oel, und fährt auch unsere Wäsche in die Lavanderia, die ganz sicher bis morgen Samstagabend fertig sein wird. Das mit dem Oel funktioniert tadellos, das mit der Wäsche dann etwas weniger. Zu viert besuchen wir San Salvador mit Uber. Allzu viel zu sehen gibt es nicht. Nach einem kurzen Besuch der El Rosario Kirche, welche auch als Ruhestätte von José Matías Delgado oder „Pater Delgado“, dem Vater der Unabhängigkeit Zentralamerikas bekannt ist, spazieren wir in eine grosse Mall, wo wir in der Bäckerei San Martin Brot und andere Leckereien einkaufen wollen. Unsere Wäsche wird erst am Sonntagmittag fertig. Daher fahren wir am Nachmittag nur noch eine kurze Strecke auf die Finca Macedonia am Ilopango See. Hier auf der Finca beschäftigen wir uns ein bisschen mit der weiteren Planung und essen am Abend im schönen Restaurant im Garten.
Vor dem Grenzübertritt nach Honduras finden wir erneut einen Walmart und übernachten kurz vor der Grenze auf einer lärmigen Puma-Tankstelle.
Die Ausreise aus El Salvador, und auch die Einreise nach Honduras verlaufen relativ geordnet. So sind wir schon bald flott, und immer noch zusammen mit Simon unterwegs und erreichen das Restaurant von Werner in San Lorenzo bereits um die Mittagszeit. Hier wollen wir uns um den Online Antrag für die Einreise nach Nicaragua kümmern. Das klappt relativ gut, und so bleibt noch wunderbar Zeit zum Jassen. Da wir bei Werner gratis übernachten dürfen, essen wir selbstverständlich im Restaurant. Wir sind sehr überrascht von der hervorragenden Fleischqualität. Wir vermuten US-Import, doch das Fleisch kommt in der Tat aus Honduras.
Man hört viel über die Grenze nach Nicaragua. Mit gemischten Gefühlen und voller Spannung machen wir uns auf den Weg. Die Ausreise aus Honduras ist problemlos. Wir fahren vorbei an der langen Schlage wartender LKW’s, wimmeln die Grenzhelfer ab, müssen am Schluss noch auf einem Gehsteig fahren und die Autos abstellen. Sehr freundlich und speditiv werden wir sozusagen vom «Vorfilter» abgefangen, und alle Dokumente werden überprüft. Nur wenn alles passt wird man zur offiziellen Grenze vorgelassen.
Bei Migraciones werden als erstes unsere drei Pässe eingezogen, und die Beamten verschwinden damit ins Hinterzimmer. Unser Online-Antrag ist leider noch nicht 24 Stunden alt, und daher im System nicht ersichtlich. Während wir warten, wie sich mehrere Beamte um unsere Pässe kümmern, und wohl die sozialen Netzwerke nach uns durchkämmen, trifft per Email die Bestätigung des Online-Antrags ein. Die Dame, welche die Pässe stempelt dürfte eigentlich USD 7.--, also 21.— für drei Pässe kassieren. Heute sind es aber USD 27.--. Wir legen 30 Dollars auf den Tisch, Wechselgeld gibt es keines.
Bei Aduana wird es interessant. Überaus unmotiviertes, schlafendes Personal ist kaum dazu zu bewegen, uns abzufertigen. Ein Beamter, der auch englisch spricht kassiert weitere USD 10.—pro Fahrzeug, macht die notwendigen, unnötigen Kopien für USD 5.— und will uns schon fast ziehen lassen. Auf eine Frage geben wir die falsche Antwort. Wir erwähnen, dass wir nach Costa Rica fahren. Das sei jetzt aber sehr bedauerlich, dass wir das erwähnen, meint er, denn nun müssen wir mit unseren Camper durch den Scanner fahren. Und nun geht der Spass so richtig los. Die Polizistin, die unsere Originalführerscheine zum Polizeiposten, der nach dem Scanner die Abfertigung macht, bringen muss, ist sehr ungehalten darüber, dass sie geweckt wird, und diese Wegstrecke auf sich nehmen muss. Wir selber müssen mit den Campern zum Scanner fahren, doch alle Wege sind durch wartende LkW’s versperrt. Simon fährt voraus und bahnt den Weg über das offene Feld. Uns hat man nämlich gesagt, dass wir uns gleich zuvorderst anstellen dürfen, «turistas» kommen zuerst dran. Unglücklicherweise wollen die wartenden Lastwagenfahrer und auch das Personal vom Scanner von dieser Regelung nichts wissen. Endlich sind wir dran und werden durchleuchtet. Nun dürfen wir zum Polizeiposten vorrücken, um den Stempel und die Führerscheine abholen. Hier werden wir aber ignoriert. Eine Beamtin, halb sitzend halb liegend, lässt sich gerade die Schuhe putzen und meint nur schnippisch, einfach mal warten hier. Viel später werden wir von einem mürrischen Beamten per Handzeichen aufgefordert mitzukommen, denn die Wagen werden nach dem Scanner noch durchsucht. Bei einer so zuvorkommenden Bedienung erachten wir es nicht als notwendig, dem Beamten die Leiter herunterzuklappen. Ächzend holt er Anlauf und schwingt sich hoch. Sofort fängt er an zu mötzeln, wie viele Schränke wir haben und was er nun alles öffnen und anschauen muss, und warum wir denn keine Drohne dabei haben. Nun, weil wir einerseits nicht wollen, und anderseits in Nicaragua nicht dürfen. Beim Verlassen des Campers lässt er unsere Papiere fliegen, und ich darf ihnen nachjagen. Er selber braucht sie ja nicht. Bei Simon wird die Durchsuchung noch viel schlimmer. Am Schluss sind sie zu viert drin und lassen ihn sämtliche Kisten öffnen und ausräumen. Zu erwähnen ist, dass es ca. 38 Grad warm ist. Im Anschluss an die Durchsuchung muss der schwitzende Beamte nun seine Beobachtungen handschriftlich auf den Dokumenten niederschreiben. Dies natürlich auf dem Original und auf der Kopie. Danach müssen zwei jüngere Angestellte mit diesen Papieren mit dem Motorrad irgendwo hinfahren und wieder zurückkommen. Die Gründe erschliessen sich uns nicht. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift vom Chef, dann dürfen wir zurück zum Zollbüro fahren, um den hoffentlich letzten Stempel abzuholen, damit die Bewilligung für unser Fahrzeug ausgestellt werden kann. Die Polizistin hat in der Zwischenzeit ihr Handy im Locher eingeklemmt und sieht sich dösend einen Film an. Freudestrahlend reichen wir ihr unser Papier für den Stempel. Nein, damit habe sie nichts zu tun, das sei nun Aduana nicht mehr Polizei. Ja, hier ist ja Aduana. Nein, das ist die andere Chica, und die ist nicht da. Also gehen wir zuerst noch die Fumigation bezahlen, und stellen uns dann wohl wissend dass noch etwas fehlt trotzdem für das TIP an. Die Dame wirft aber nur einen kurzen Blick auf unser Papier und sagt, da fehlt die Unterschrift von Aduana. Aber hier ist doch Aduana. Nein, das ist eben die andere Chica, und die müsst ihr halt suchen, ist wohl draussen. Draussen hat es viele Chicas, und wir werden nicht fündig. Schliesslich hilft uns der einzige freundliche englischsprechende Beamter und sucht die Chica für uns, beordert sie zurück an ihren Platz und weicht nicht zurück, bis wir den Stempel haben. Nun dauert es nur noch eine halbe Stunde, bis das ersehnte TIP ausgestellt ist, und wir losfahren dürfen. Die ganze Prozedur hat mehr als 5 Stunden gedauert. Wir mögen heute nicht mehr allzu weit fahren und finden einen tollen Stellplatz in Telica in der Badi. Der Empfang ist freundlich, wir dürfen gratis parkieren, und rund um die Uhr kostenlos Toiletten und Aussendusche benutzen. Nur die Nutzung der Pools müsste man bezahlen. Für den Besuch von Leon ist dies ein idealer Ausgangspunkt. Wir können mit dem öffentlichen Bus dahin fahren. Die Busstation in Leon ist etwas ausserhalb vom Zentrum, und zwei nette Damen nehmen uns über Schleichwege durch den quirligen Markt mit auf die Stadtbusse und begleiten uns bis zum Hauptplatz.
Dort kühlen wir uns als erstes im klimatisierten Claro-Shop ab und erstehen und SIM Karten.
León wurde 1524 von Francisco Hernández de Córdoba gegründet. Das erste León (León Viejo) befand sich allerdings ca. 30 Kilometer vom heutigen entfernt. Nach einem Ausbruch des Momotombo, der die Stadt schwer traf, wurde León in der Nähe der indigenen Siedlung Subtiaba neu gegründet. Die Ruinen des alten León gehören heute als León Viejo zum UNESCO-Weltkulturerbe.
León war Sitz der Intendencia de León in Nicaragua, die 1787 eingerichtet wurde und später der Provinz Nicaragua und Costa Rica, die von 1812 bis 1814 und erneut 1820/21 existierte.
In León wurde am 11. Oktober 1821 die Akte über die vollständige Unabhängigkeit Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet. León war danach Hauptstadt des Staates Nicaragua in der Zentralamerikanischen Konföderation und nach dem Austritt Nicaraguas aus selbiger im Jahr 1838 dessen Hauptstadt. Allerdings wechselte während einiger Jahre der Hauptstadtstatus zwischen León und Granada wiederholt hin und zurück. 1858 wurde diese Situation gelöst, indem Managua zur Hauptstadt des Landes gemacht wurde.
León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas und steht traditionell für das liberale Element des Landes; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79 und Wohnsitz des berühmten Dichters Rubén Darío. Während eines Besuches in León wurde der Diktator Anastasio Somoza García am 21. September 1956 von dem jungen Dichter Rigoberto López Pérez angeschossen und erlag acht Tage später seinen Verletzungen.
Noch bevor die ersten Badegäste kommen nutze ich vor unserer Weiterfahrt zum Cerro Negro die Aussendusche. Im Bikini, mit Seife und Shampoo bewaffnet stelle ich mich unter das kalte Wasser. Kaum angefangen stellt sich ein junger Angestellter neben mich und beginnt mich in ein Gespräch zu verwickeln. Eine kuriose Situation, mich während dem Haare waschen in Spanisch über unsere Reise zu unterhalten.
Die Fahrt zum Cerro Negro erweist sich mangels Wegweiser und komischen Routenführungen unserer diversen Navi’s als komplizierter als gedacht. Wir fragen uns durch, und zwei junge Einheimische fahren eine Zeitlang mit dem Motorrad voraus und zeigen uns welche Wege besser für unsere Fahrzeuge geeignet sind.
Am Eingang des Naturparks dürfen wir campieren. Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zum Gipfel, um den Sonnenuntergang zu bewundern und anschliessend durch das Lavagestein den Berg hinunter zu rennen. Oben angekommen weht ein starker Wind, doch die Aussicht ist grandios, der Sonnenuntergang ebenso. Nach dem rasanten Abstieg sind die Duschen auf unserem Stellplatz mehr als willkommen.
Wir entscheiden, noch einen Tag länger an diesem angenehmen Ort zu bleiben. Herbert und ich wollen eine weiteren Vulkan bezwingen. Wir erhalten eine vage Wegbeschreibung und die Info, dass wir mit Glück Kapuzineraffen sehen können. Simon hat wohl noch genug von der Wanderung in El Salvador und verzichtet. Tatsächlich irren wir mehr als eine Stunde auf verschiedenen Wegen herum, müssen immer wieder absteigen, weil es im dichten Unterholz nicht mehr weitergeht und finden schliesslich den richtigen Weg, der vom Ranger so einfach hätte beschrieben werden können, wenn er es denn gewusst hätte. Auf dem Gipfel folgt eine weitere Enttäuschung. Es ist alles so dicht bewachsen, dass man keine Aussicht hat. Schnell noch etwas essen, und dann wieder zurück ins Camp. Aber, da bewegt sich doch etwas in den Bäumen. Eine Gruppe Kapuzineraffen beäugt uns, und wir sie. Nun hat sich der mühsame Weg doch gelohnt.
Als nächstes fahren wir nach Las Penitas, am Meer. Bei einem Hostel dürfen wir übernachten. Beim Einchecken erklärt uns der Angestellt, dass in Kürze eine Tour in die Mangroven mit anschliessender Freilassung von jungen Schildkröten startet. Kurz entschlossen machen wir mit. Die Fahrt durch die Mangroven ist schön, aber der trinkgeldhungrige Guide ziemlich nutzlos. Ausser dem Snowy Egret erkennt er keine Tiere, und zieht es vor, den jungen Touristinnen abenteuerliche Geschichten von Tigern, denen er auf seiner Wanderung zwischen Kolumbien und Panama begegnet ist zu erzählen. In der Turtle Hatchery können wir eine Schildkrötendame beobachten, wie sie ihre knapp 100 Eier in das vorher von ihr angelegte Loch ablegt und danach erschöpft wieder ins Meer zurück kehrt. Die Freilassung der jungen Schildkrötchen ist sehr schön, nur leider dürfen wir sie nicht anfassen. Dieses Erlebnis müssen wir in Mexiko wiederholen.
Später trifft Marian, die wir von San Salvador kennen, ebenfalls im Hostel ein.
Unser nächstes Ziel ist der aktive Vulkan Masaya. Um die Lava glühen zu sehen, bietet sich ein Besuch am Abend an. Die Zeit bis dahin verbringen wir in einer sehr modernen, sehr amerikanischen Mall etwas ausserhalb der Hauptstadt Managua.
Am Eingang zum Nationalpark hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die diese Idee hatten. Später hören wir vom Ranger, dass der Ansturm nicht wegen dem Valentinstag, sondern eigentlich jeden Tag so sei. Die glühende Lava ist ganz toll anzusehen. Fast kommt es einem vor, als stünde man am Tor zur Hölle. Zusammen mit fünf anderen Campern dürfen wir am Eingang des Parks übernachten.
Granada, am Lago Nicaragua ist eine hübsche Kolonialstadt, die etwas an Antigua erinnert. Leider ist es sehr heiss, und der Stellplatz am See ist ziemlich mückenverseucht. So ziehen wir nach nur einer Übernachtung weiter.
Die letzte Nacht vor dem Grenzübergang nach Costa Rica verbringen wir auf dem Stellplatz beim Hotel Southern Nights, welches von einem Amerikaner geführt wird. Das Essen und auch die Duschen sind toll. Gut gestärkt fahren wir an die Grenze, zuversichtlich dass die Ausreise nicht schlimmer als die Einreise werden kann. Als erstes müssen wir schon USD 1.—bezahlen, damit wir uns mit unseren ausländischen Pässen überhaupt in die Schlange für den Ausreisestempel stellen dürfen. Auf dem Parkplatz folgt die Vorabwicklung für das Fahrzeug. Auch hier unübersichtlich, unfreundlich, unorganisiert. Nur widerwillig und nach mehrmaligem Fragen sagt man uns, wohin wir müssen. Da rüber, zwar in der verkehrten Fahrtrichtung, aber egal. Dort ist die Polizei. Aber anstelle des gewünschten Stempels belehrt man uns, dass wir nochmals in den Scanner müssen. Aber wir wurden doch bei der Einreise gescannt. Das spielt keine Rolle, der leitende Beamte habe auf unsere Papiere den Scanner-Stempel gemacht, und nun müsse das sein. Die Abwicklung ist etwas schneller, und bald sind wir zurück bei Aduana, um das TIP ausstempeln zu lassen. Es gibt einen Schalter, und der ist für Ein- und Ausreise zuständig. Entsprechend dauert es hier etwas länger. Die Einreise nach Costa Rica ist geordnet, und schon am frühen Nachmittag treffen wir auf der Finca Canas Castilla bei Guido und Agi ein. Eine Oase der Ruhe, die nur durch das Krähen der Hähne und die Schreie der Brüllaffen gestört wird. Die beiden ausgewanderten Schweizer haben auf ihrem grossen Grundstück mehrere Spazierwege angelegt, und so kommt es, dass wir länger bleiben als geplant. Wir sehen ein Faultier, ein Krokodil, und viele Affen. Die Temperaturen sind sehr angenehm, gemäss Guido war es im Februar noch nie so kalt hier. Zwischendurch regnet es auch relativ stark und lange, was ideale Bedingungen zum jassen sind. Bepackt mit Spielkarten, Jass Teppich und Handy laufe ich zur überdachten Terrasse, passe nicht auf, komme mit einem Fuss vom etwas erhöhten Weg ab und stürze ganz dumm und kann mich mit den vollen Händen nicht abstützen. Das Knie ist arg aufgeschlagen, aber ansonsten komme ich mit einem blauen Auge davon.
Immer auf der Suche nach Roggenmehl erzählt mir Agi vom Café Europa, einer deutschen Bäckerei auf dem Weg auf die Nicoya Halbinsel. Vielleicht verkaufen sie ja ein bisschen Mehl. Das wollen wir natürlich ausprobieren. Die Bäckerei ist eine herbe Enttäuschung. Es ist mehr ein Biergarten und die Bäckerei wohl Nebensache. Das Brot ist geschnitten und gut haltbar in Plastiksäcken verpackt. Auf meine Frage nach Roggenmehl wird die Chefin bemüht. Sie erklärt mir, dass Roggenmehl viel zu teuer sei, und sie selber, wenn sie gutes Brot haben möchte auch nach Playas de Coco in den Auto Mercado fährt um da einzukaufen. Alles klar. Dann machen wir das auch so. In Playas de Coco, einem ziemlich touristischen Ort hoffen wir, leicht an eine SIM Karte zu kommen. Bisher war uns das noch nicht gelungen. Es erweist sich auch hier als schwierig, doch am Schluss sind wir zwar nicht mit Claro, aber dafür mit Kölbi wieder online. In Junquillal finden wir einen wunderschön, etwas erhöht über dem Strand gelegenen Campingplatz. Endlich sehen wir auch Iguanas. Einer ist zum Greifen nahe. Das täte einem schon gluschten, und während die beiden Jungs sich noch gegenseitig als Feigling und Mädchen bezeichnen, hat das Mädchen, nämlich ich, den Iguana schon angefasst. Dieser lässt sich die Behandlung eine kurze Zeit gefallen, zieht sich aber danach leicht irritiert auf seinen Baum zurück. Jeden Abend werden wir von einer Gruppe Brüllaffen besucht, die sich ihr Abendessen in den Mango-Bäumen auf dem Platz holt, und dann wieder im Dschungel verschwindet. Das Meer ist wunderbar warm, und lädt sogar mich zum baden ein. Heute, so entscheide ich mich ist ein Tag, um wieder einmal über meinen Schatten zu springen. Ich will meine Angst überwinden, und weiter als bis zu den Knien ins Wasser, und dann zum ersten mal auf meine alten Tage unter einer Welle durch zu tauchen. Das heisst, den Kopf ganz unter Wasser zu haben. Nach den ersten ein zwei fehlerhaften Anläufen gelingt das ganz gut, und ich bin stolz auf mich.
Nach einer langen, schönen gemeinsamen Zeit mit Simon werden wir eine Zeitlang auf getrennten Wegen fahren. Während wir noch weiter am Meer bleiben wollen, zieht es ihn in die Berge.
In Samara, etwas weiter südlich auf der Nicoya Halbinsel finden wir einen kleinen Campingplatz direkt am Meer. Samara ist ein hübscher kleiner Ort, touristisch zwar, aber noch nicht all zu touristisch. Hier lässt es sich gut aushalten. Unterdessen konnte ich hier im Bioladen sogar Roggenmehr kaufen. Ein knappes Kilo für für etwas mehr als Fr. 17.--, nicht ganz billig.
Gemütlich sitzen wir draussen, als es im Camper auf einmal scheppert und knallt. Eine zum Glück nur kleine Kokosnuss ist von der Palme, unter der wir stehen durch unsere geöffnete Dachluke, und durch das Mückengitter heruntergefallen. Der Platz heisst ja schliesslich Camping de Cocos. Wir bitten Edouardo den Chef hier, dass er jemanden organisiert, der die restlichen Nüsse vorsorglich pflücken kommt. Wir möchten nicht schon wieder defekte Solarpanele haben. Er versteht das, bestätigt dass jemand kommt, und wir hoffen, dass es auch klappt.
Nun freuen wir ganz besonders, dass heute unsere Freunde Gabi und Roland bei uns eintreffen.
Auf dem Weg in Richtung Hauptstadt stocken wir unsere Vorräte im Walmart auf. Die Finca San Cristobal oberhalb von San Salvador bietet eine tolle Aussicht auf die umliegenden Vulkane und die Stadt. Wir dürfen auf dem Parkplatz des Restaurants, welches sehr gutes Essen serviert übernachten. Es gibt einen kleinen Nationalpark am Krater, der ausser ein paar Aussichtspunkten auf den Krater im Krater nicht viel zu bieten hat. Viel mehr interessiert uns die auf «maps me» eingezeichnete Rundwanderung entlang des Kraters. Noch am Abend suchen wir den Startpunkt und erkundigen uns bei einer Dame, ob man die Wanderung machen kann. Sie antwortet im Sinne von ja, es hat viele Wege, und irgendwie schnappe ich das Wort «hasta la mitad» auf, also bis in die Hälfte auf, verdränge das aber sofort. Am Morgen machen wir uns zu dritt, mit Simon, auf den Weg. Am Anfang ist alles ganz einfach. Ein schöner Weg mit einigen guten Aussichtspunkte und sogar Sitzbänken. Tatsächlich, nach ungefähr der Hälfte wird das Finden des richtigen Wegs immer schwieriger. Oft laufe ich ein bisschen voraus, um zu sehen ob es überhaupt weiter geht. So geht es über Stock und Stein, durch Geäst, immer rauf und runter, aber doch mehr oder weniger dem Kraterrand entlang. Zum Glück haben wir diese Art des Wanderns mit Stephanie und Serge in Oaxaca geübt. Aufgeben ist keine Option. Nicht alle drei gleich zufrieden erreichen wir doch sicher und ohne Verluste den Ausgangspunkt der Tour.
Für den Besuch von San Salvador haben wir den Stellplatz etwas ausserhalb bei Eddie ausgewählt. Es ist eine Autogarage, und nachdem Eddie ein paar Wagen umgeparkt hat, können wir uns zwischen seinen Autos hinstellen. Auch für Marian aus den Niederlanden, die etwas später eintrifft, findet er noch ein Plätzchen, aber jetzt ist voll. Spontan entscheiden wir uns, den fälligen Oelwechsel hier zu machen. Eddie organisiert, obwohl schon Freitagabend, noch das Oel, und fährt auch unsere Wäsche in die Lavanderia, die ganz sicher bis morgen Samstagabend fertig sein wird. Das mit dem Oel funktioniert tadellos, das mit der Wäsche dann etwas weniger. Zu viert besuchen wir San Salvador mit Uber. Allzu viel zu sehen gibt es nicht. Nach einem kurzen Besuch der El Rosario Kirche, welche auch als Ruhestätte von José Matías Delgado oder „Pater Delgado“, dem Vater der Unabhängigkeit Zentralamerikas bekannt ist, spazieren wir in eine grosse Mall, wo wir in der Bäckerei San Martin Brot und andere Leckereien einkaufen wollen. Unsere Wäsche wird erst am Sonntagmittag fertig. Daher fahren wir am Nachmittag nur noch eine kurze Strecke auf die Finca Macedonia am Ilopango See. Hier auf der Finca beschäftigen wir uns ein bisschen mit der weiteren Planung und essen am Abend im schönen Restaurant im Garten.
Vor dem Grenzübertritt nach Honduras finden wir erneut einen Walmart und übernachten kurz vor der Grenze auf einer lärmigen Puma-Tankstelle.
Die Ausreise aus El Salvador, und auch die Einreise nach Honduras verlaufen relativ geordnet. So sind wir schon bald flott, und immer noch zusammen mit Simon unterwegs und erreichen das Restaurant von Werner in San Lorenzo bereits um die Mittagszeit. Hier wollen wir uns um den Online Antrag für die Einreise nach Nicaragua kümmern. Das klappt relativ gut, und so bleibt noch wunderbar Zeit zum Jassen. Da wir bei Werner gratis übernachten dürfen, essen wir selbstverständlich im Restaurant. Wir sind sehr überrascht von der hervorragenden Fleischqualität. Wir vermuten US-Import, doch das Fleisch kommt in der Tat aus Honduras.
Man hört viel über die Grenze nach Nicaragua. Mit gemischten Gefühlen und voller Spannung machen wir uns auf den Weg. Die Ausreise aus Honduras ist problemlos. Wir fahren vorbei an der langen Schlage wartender LKW’s, wimmeln die Grenzhelfer ab, müssen am Schluss noch auf einem Gehsteig fahren und die Autos abstellen. Sehr freundlich und speditiv werden wir sozusagen vom «Vorfilter» abgefangen, und alle Dokumente werden überprüft. Nur wenn alles passt wird man zur offiziellen Grenze vorgelassen.
Bei Migraciones werden als erstes unsere drei Pässe eingezogen, und die Beamten verschwinden damit ins Hinterzimmer. Unser Online-Antrag ist leider noch nicht 24 Stunden alt, und daher im System nicht ersichtlich. Während wir warten, wie sich mehrere Beamte um unsere Pässe kümmern, und wohl die sozialen Netzwerke nach uns durchkämmen, trifft per Email die Bestätigung des Online-Antrags ein. Die Dame, welche die Pässe stempelt dürfte eigentlich USD 7.--, also 21.— für drei Pässe kassieren. Heute sind es aber USD 27.--. Wir legen 30 Dollars auf den Tisch, Wechselgeld gibt es keines.
Bei Aduana wird es interessant. Überaus unmotiviertes, schlafendes Personal ist kaum dazu zu bewegen, uns abzufertigen. Ein Beamter, der auch englisch spricht kassiert weitere USD 10.—pro Fahrzeug, macht die notwendigen, unnötigen Kopien für USD 5.— und will uns schon fast ziehen lassen. Auf eine Frage geben wir die falsche Antwort. Wir erwähnen, dass wir nach Costa Rica fahren. Das sei jetzt aber sehr bedauerlich, dass wir das erwähnen, meint er, denn nun müssen wir mit unseren Camper durch den Scanner fahren. Und nun geht der Spass so richtig los. Die Polizistin, die unsere Originalführerscheine zum Polizeiposten, der nach dem Scanner die Abfertigung macht, bringen muss, ist sehr ungehalten darüber, dass sie geweckt wird, und diese Wegstrecke auf sich nehmen muss. Wir selber müssen mit den Campern zum Scanner fahren, doch alle Wege sind durch wartende LkW’s versperrt. Simon fährt voraus und bahnt den Weg über das offene Feld. Uns hat man nämlich gesagt, dass wir uns gleich zuvorderst anstellen dürfen, «turistas» kommen zuerst dran. Unglücklicherweise wollen die wartenden Lastwagenfahrer und auch das Personal vom Scanner von dieser Regelung nichts wissen. Endlich sind wir dran und werden durchleuchtet. Nun dürfen wir zum Polizeiposten vorrücken, um den Stempel und die Führerscheine abholen. Hier werden wir aber ignoriert. Eine Beamtin, halb sitzend halb liegend, lässt sich gerade die Schuhe putzen und meint nur schnippisch, einfach mal warten hier. Viel später werden wir von einem mürrischen Beamten per Handzeichen aufgefordert mitzukommen, denn die Wagen werden nach dem Scanner noch durchsucht. Bei einer so zuvorkommenden Bedienung erachten wir es nicht als notwendig, dem Beamten die Leiter herunterzuklappen. Ächzend holt er Anlauf und schwingt sich hoch. Sofort fängt er an zu mötzeln, wie viele Schränke wir haben und was er nun alles öffnen und anschauen muss, und warum wir denn keine Drohne dabei haben. Nun, weil wir einerseits nicht wollen, und anderseits in Nicaragua nicht dürfen. Beim Verlassen des Campers lässt er unsere Papiere fliegen, und ich darf ihnen nachjagen. Er selber braucht sie ja nicht. Bei Simon wird die Durchsuchung noch viel schlimmer. Am Schluss sind sie zu viert drin und lassen ihn sämtliche Kisten öffnen und ausräumen. Zu erwähnen ist, dass es ca. 38 Grad warm ist. Im Anschluss an die Durchsuchung muss der schwitzende Beamte nun seine Beobachtungen handschriftlich auf den Dokumenten niederschreiben. Dies natürlich auf dem Original und auf der Kopie. Danach müssen zwei jüngere Angestellte mit diesen Papieren mit dem Motorrad irgendwo hinfahren und wieder zurückkommen. Die Gründe erschliessen sich uns nicht. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift vom Chef, dann dürfen wir zurück zum Zollbüro fahren, um den hoffentlich letzten Stempel abzuholen, damit die Bewilligung für unser Fahrzeug ausgestellt werden kann. Die Polizistin hat in der Zwischenzeit ihr Handy im Locher eingeklemmt und sieht sich dösend einen Film an. Freudestrahlend reichen wir ihr unser Papier für den Stempel. Nein, damit habe sie nichts zu tun, das sei nun Aduana nicht mehr Polizei. Ja, hier ist ja Aduana. Nein, das ist die andere Chica, und die ist nicht da. Also gehen wir zuerst noch die Fumigation bezahlen, und stellen uns dann wohl wissend dass noch etwas fehlt trotzdem für das TIP an. Die Dame wirft aber nur einen kurzen Blick auf unser Papier und sagt, da fehlt die Unterschrift von Aduana. Aber hier ist doch Aduana. Nein, das ist eben die andere Chica, und die müsst ihr halt suchen, ist wohl draussen. Draussen hat es viele Chicas, und wir werden nicht fündig. Schliesslich hilft uns der einzige freundliche englischsprechende Beamter und sucht die Chica für uns, beordert sie zurück an ihren Platz und weicht nicht zurück, bis wir den Stempel haben. Nun dauert es nur noch eine halbe Stunde, bis das ersehnte TIP ausgestellt ist, und wir losfahren dürfen. Die ganze Prozedur hat mehr als 5 Stunden gedauert. Wir mögen heute nicht mehr allzu weit fahren und finden einen tollen Stellplatz in Telica in der Badi. Der Empfang ist freundlich, wir dürfen gratis parkieren, und rund um die Uhr kostenlos Toiletten und Aussendusche benutzen. Nur die Nutzung der Pools müsste man bezahlen. Für den Besuch von Leon ist dies ein idealer Ausgangspunkt. Wir können mit dem öffentlichen Bus dahin fahren. Die Busstation in Leon ist etwas ausserhalb vom Zentrum, und zwei nette Damen nehmen uns über Schleichwege durch den quirligen Markt mit auf die Stadtbusse und begleiten uns bis zum Hauptplatz.
Dort kühlen wir uns als erstes im klimatisierten Claro-Shop ab und erstehen und SIM Karten.
León wurde 1524 von Francisco Hernández de Córdoba gegründet. Das erste León (León Viejo) befand sich allerdings ca. 30 Kilometer vom heutigen entfernt. Nach einem Ausbruch des Momotombo, der die Stadt schwer traf, wurde León in der Nähe der indigenen Siedlung Subtiaba neu gegründet. Die Ruinen des alten León gehören heute als León Viejo zum UNESCO-Weltkulturerbe.
León war Sitz der Intendencia de León in Nicaragua, die 1787 eingerichtet wurde und später der Provinz Nicaragua und Costa Rica, die von 1812 bis 1814 und erneut 1820/21 existierte.
In León wurde am 11. Oktober 1821 die Akte über die vollständige Unabhängigkeit Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet. León war danach Hauptstadt des Staates Nicaragua in der Zentralamerikanischen Konföderation und nach dem Austritt Nicaraguas aus selbiger im Jahr 1838 dessen Hauptstadt. Allerdings wechselte während einiger Jahre der Hauptstadtstatus zwischen León und Granada wiederholt hin und zurück. 1858 wurde diese Situation gelöst, indem Managua zur Hauptstadt des Landes gemacht wurde.
León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas und steht traditionell für das liberale Element des Landes; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79 und Wohnsitz des berühmten Dichters Rubén Darío. Während eines Besuches in León wurde der Diktator Anastasio Somoza García am 21. September 1956 von dem jungen Dichter Rigoberto López Pérez angeschossen und erlag acht Tage später seinen Verletzungen.
Noch bevor die ersten Badegäste kommen nutze ich vor unserer Weiterfahrt zum Cerro Negro die Aussendusche. Im Bikini, mit Seife und Shampoo bewaffnet stelle ich mich unter das kalte Wasser. Kaum angefangen stellt sich ein junger Angestellter neben mich und beginnt mich in ein Gespräch zu verwickeln. Eine kuriose Situation, mich während dem Haare waschen in Spanisch über unsere Reise zu unterhalten.
Die Fahrt zum Cerro Negro erweist sich mangels Wegweiser und komischen Routenführungen unserer diversen Navi’s als komplizierter als gedacht. Wir fragen uns durch, und zwei junge Einheimische fahren eine Zeitlang mit dem Motorrad voraus und zeigen uns welche Wege besser für unsere Fahrzeuge geeignet sind.
Am Eingang des Naturparks dürfen wir campieren. Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zum Gipfel, um den Sonnenuntergang zu bewundern und anschliessend durch das Lavagestein den Berg hinunter zu rennen. Oben angekommen weht ein starker Wind, doch die Aussicht ist grandios, der Sonnenuntergang ebenso. Nach dem rasanten Abstieg sind die Duschen auf unserem Stellplatz mehr als willkommen.
Wir entscheiden, noch einen Tag länger an diesem angenehmen Ort zu bleiben. Herbert und ich wollen eine weiteren Vulkan bezwingen. Wir erhalten eine vage Wegbeschreibung und die Info, dass wir mit Glück Kapuzineraffen sehen können. Simon hat wohl noch genug von der Wanderung in El Salvador und verzichtet. Tatsächlich irren wir mehr als eine Stunde auf verschiedenen Wegen herum, müssen immer wieder absteigen, weil es im dichten Unterholz nicht mehr weitergeht und finden schliesslich den richtigen Weg, der vom Ranger so einfach hätte beschrieben werden können, wenn er es denn gewusst hätte. Auf dem Gipfel folgt eine weitere Enttäuschung. Es ist alles so dicht bewachsen, dass man keine Aussicht hat. Schnell noch etwas essen, und dann wieder zurück ins Camp. Aber, da bewegt sich doch etwas in den Bäumen. Eine Gruppe Kapuzineraffen beäugt uns, und wir sie. Nun hat sich der mühsame Weg doch gelohnt.
Als nächstes fahren wir nach Las Penitas, am Meer. Bei einem Hostel dürfen wir übernachten. Beim Einchecken erklärt uns der Angestellt, dass in Kürze eine Tour in die Mangroven mit anschliessender Freilassung von jungen Schildkröten startet. Kurz entschlossen machen wir mit. Die Fahrt durch die Mangroven ist schön, aber der trinkgeldhungrige Guide ziemlich nutzlos. Ausser dem Snowy Egret erkennt er keine Tiere, und zieht es vor, den jungen Touristinnen abenteuerliche Geschichten von Tigern, denen er auf seiner Wanderung zwischen Kolumbien und Panama begegnet ist zu erzählen. In der Turtle Hatchery können wir eine Schildkrötendame beobachten, wie sie ihre knapp 100 Eier in das vorher von ihr angelegte Loch ablegt und danach erschöpft wieder ins Meer zurück kehrt. Die Freilassung der jungen Schildkrötchen ist sehr schön, nur leider dürfen wir sie nicht anfassen. Dieses Erlebnis müssen wir in Mexiko wiederholen.
Später trifft Marian, die wir von San Salvador kennen, ebenfalls im Hostel ein.
Unser nächstes Ziel ist der aktive Vulkan Masaya. Um die Lava glühen zu sehen, bietet sich ein Besuch am Abend an. Die Zeit bis dahin verbringen wir in einer sehr modernen, sehr amerikanischen Mall etwas ausserhalb der Hauptstadt Managua.
Am Eingang zum Nationalpark hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die diese Idee hatten. Später hören wir vom Ranger, dass der Ansturm nicht wegen dem Valentinstag, sondern eigentlich jeden Tag so sei. Die glühende Lava ist ganz toll anzusehen. Fast kommt es einem vor, als stünde man am Tor zur Hölle. Zusammen mit fünf anderen Campern dürfen wir am Eingang des Parks übernachten.
Granada, am Lago Nicaragua ist eine hübsche Kolonialstadt, die etwas an Antigua erinnert. Leider ist es sehr heiss, und der Stellplatz am See ist ziemlich mückenverseucht. So ziehen wir nach nur einer Übernachtung weiter.
Die letzte Nacht vor dem Grenzübergang nach Costa Rica verbringen wir auf dem Stellplatz beim Hotel Southern Nights, welches von einem Amerikaner geführt wird. Das Essen und auch die Duschen sind toll. Gut gestärkt fahren wir an die Grenze, zuversichtlich dass die Ausreise nicht schlimmer als die Einreise werden kann. Als erstes müssen wir schon USD 1.—bezahlen, damit wir uns mit unseren ausländischen Pässen überhaupt in die Schlange für den Ausreisestempel stellen dürfen. Auf dem Parkplatz folgt die Vorabwicklung für das Fahrzeug. Auch hier unübersichtlich, unfreundlich, unorganisiert. Nur widerwillig und nach mehrmaligem Fragen sagt man uns, wohin wir müssen. Da rüber, zwar in der verkehrten Fahrtrichtung, aber egal. Dort ist die Polizei. Aber anstelle des gewünschten Stempels belehrt man uns, dass wir nochmals in den Scanner müssen. Aber wir wurden doch bei der Einreise gescannt. Das spielt keine Rolle, der leitende Beamte habe auf unsere Papiere den Scanner-Stempel gemacht, und nun müsse das sein. Die Abwicklung ist etwas schneller, und bald sind wir zurück bei Aduana, um das TIP ausstempeln zu lassen. Es gibt einen Schalter, und der ist für Ein- und Ausreise zuständig. Entsprechend dauert es hier etwas länger. Die Einreise nach Costa Rica ist geordnet, und schon am frühen Nachmittag treffen wir auf der Finca Canas Castilla bei Guido und Agi ein. Eine Oase der Ruhe, die nur durch das Krähen der Hähne und die Schreie der Brüllaffen gestört wird. Die beiden ausgewanderten Schweizer haben auf ihrem grossen Grundstück mehrere Spazierwege angelegt, und so kommt es, dass wir länger bleiben als geplant. Wir sehen ein Faultier, ein Krokodil, und viele Affen. Die Temperaturen sind sehr angenehm, gemäss Guido war es im Februar noch nie so kalt hier. Zwischendurch regnet es auch relativ stark und lange, was ideale Bedingungen zum jassen sind. Bepackt mit Spielkarten, Jass Teppich und Handy laufe ich zur überdachten Terrasse, passe nicht auf, komme mit einem Fuss vom etwas erhöhten Weg ab und stürze ganz dumm und kann mich mit den vollen Händen nicht abstützen. Das Knie ist arg aufgeschlagen, aber ansonsten komme ich mit einem blauen Auge davon.
Immer auf der Suche nach Roggenmehl erzählt mir Agi vom Café Europa, einer deutschen Bäckerei auf dem Weg auf die Nicoya Halbinsel. Vielleicht verkaufen sie ja ein bisschen Mehl. Das wollen wir natürlich ausprobieren. Die Bäckerei ist eine herbe Enttäuschung. Es ist mehr ein Biergarten und die Bäckerei wohl Nebensache. Das Brot ist geschnitten und gut haltbar in Plastiksäcken verpackt. Auf meine Frage nach Roggenmehl wird die Chefin bemüht. Sie erklärt mir, dass Roggenmehl viel zu teuer sei, und sie selber, wenn sie gutes Brot haben möchte auch nach Playas de Coco in den Auto Mercado fährt um da einzukaufen. Alles klar. Dann machen wir das auch so. In Playas de Coco, einem ziemlich touristischen Ort hoffen wir, leicht an eine SIM Karte zu kommen. Bisher war uns das noch nicht gelungen. Es erweist sich auch hier als schwierig, doch am Schluss sind wir zwar nicht mit Claro, aber dafür mit Kölbi wieder online. In Junquillal finden wir einen wunderschön, etwas erhöht über dem Strand gelegenen Campingplatz. Endlich sehen wir auch Iguanas. Einer ist zum Greifen nahe. Das täte einem schon gluschten, und während die beiden Jungs sich noch gegenseitig als Feigling und Mädchen bezeichnen, hat das Mädchen, nämlich ich, den Iguana schon angefasst. Dieser lässt sich die Behandlung eine kurze Zeit gefallen, zieht sich aber danach leicht irritiert auf seinen Baum zurück. Jeden Abend werden wir von einer Gruppe Brüllaffen besucht, die sich ihr Abendessen in den Mango-Bäumen auf dem Platz holt, und dann wieder im Dschungel verschwindet. Das Meer ist wunderbar warm, und lädt sogar mich zum baden ein. Heute, so entscheide ich mich ist ein Tag, um wieder einmal über meinen Schatten zu springen. Ich will meine Angst überwinden, und weiter als bis zu den Knien ins Wasser, und dann zum ersten mal auf meine alten Tage unter einer Welle durch zu tauchen. Das heisst, den Kopf ganz unter Wasser zu haben. Nach den ersten ein zwei fehlerhaften Anläufen gelingt das ganz gut, und ich bin stolz auf mich.
Nach einer langen, schönen gemeinsamen Zeit mit Simon werden wir eine Zeitlang auf getrennten Wegen fahren. Während wir noch weiter am Meer bleiben wollen, zieht es ihn in die Berge.
In Samara, etwas weiter südlich auf der Nicoya Halbinsel finden wir einen kleinen Campingplatz direkt am Meer. Samara ist ein hübscher kleiner Ort, touristisch zwar, aber noch nicht all zu touristisch. Hier lässt es sich gut aushalten. Unterdessen konnte ich hier im Bioladen sogar Roggenmehr kaufen. Ein knappes Kilo für für etwas mehr als Fr. 17.--, nicht ganz billig.
Gemütlich sitzen wir draussen, als es im Camper auf einmal scheppert und knallt. Eine zum Glück nur kleine Kokosnuss ist von der Palme, unter der wir stehen durch unsere geöffnete Dachluke, und durch das Mückengitter heruntergefallen. Der Platz heisst ja schliesslich Camping de Cocos. Wir bitten Edouardo den Chef hier, dass er jemanden organisiert, der die restlichen Nüsse vorsorglich pflücken kommt. Wir möchten nicht schon wieder defekte Solarpanele haben. Er versteht das, bestätigt dass jemand kommt, und wir hoffen, dass es auch klappt.
Nun freuen wir ganz besonders, dass heute unsere Freunde Gabi und Roland bei uns eintreffen.