Oaxaca - Oaxaca
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Oaxaca – Oaxaca 01.09.2021 – 30.09.2021
Im Internet finden wir ein vielversprechendes Ausflugsziel in den Bergen nördlich von Oaxaca. Der Mirador de Cristal de Ixtlan de Juarez, der im Dezember 2020 eigentlich hätte eröffnet worden sein sollen. Stéphanie ruft bei der Gemeinde an, und es bestätigt sich was wir schon vermutet haben. Die gläserne Aussichtsplattform ist virusbedingt geschlossen (das heisst sie ist gar noch nicht fertiggestellt). Auf der Karte sehen wir aber, dass Wanderwege auf den Berg führen, und man von dort aus sicher auch ohne Plattform eine tolle Aussicht über die Sierra haben wird. So machen wir uns zu viert, Stéphanie, Serge und wir zwei mit dem Auto unserer französischen Freunde auf dem Weg in die Berge. Die Strasse ist sehr kurvig. Unterwegs entdecken wir viele einladende Restaurants. In Ixtlan angekommen fällt uns auf, dass überall dort, wo man abbiegen könnte, die Strassen massiv abgeriegelt sind. Wir finden einen Parkplatz beim Militärgelände und erkundigen uns beim freundlichen Wachmann ob wir hier parkieren dürfen, und wo man denn entlanggehen muss um auf diesen Berg zu kommen. Er verweist uns auf die offenbar einzige Zufahrt in das Pueblo Magico, eines der vielen besonders sehenswerten Dörfer Mexicos. Es herrscht reger Verkehr, einerseits von Autos, anderseits aber auch von Fussgänger. Ein schriller Pfiff lässt uns aufhorchen. Wo wir denn hinwollen werden wir von einem Polizisten gefragt. Nun, auf diesen Berg hochwandern. Das ist geschlossen, werden wir informiert. Das wissen wir, noch immer in der Annahme, dass die Plattform gemeint ist. Wir möchten aber trotzdem spazieren gehen. Nein, wandern sei nicht möglich. Stéphanie zückt ihr Handy und zeigt dem Beamten den eingezeichneten Wanderweg. Nein, meint dieser. Wandern ist wegen dem Virus verboten und wir dürften hier nicht weitergehen. Während wir sprechen, gehen unzählige Einheimische ungehindert ihres Weges. Was man uns anbieten könne wäre eine Taxifahrt zu einer Grotte, welche man gegen ein Eintrittsgeld besichtigen könne. Offenbar gibt es im Taxi und in der Grotte keine Viren. Das ist zwar beruhigend, aber leuchtet uns nicht ein. Serge erklärt dem Beamten in einem Gemisch aus Französisch und Spanisch was er von der Sache hält, und ich glaube dieser versteht ihn trotz Sprachbarriere sehr gut. Somit endet unsere geplante Wanderung nach ein paar Schritten und wir gehen enttäuscht zurück zum Auto. Insgeheim heisst dieses Pueblo Magico für uns nun Pueblo Stupido. Auf der Rückfahrt machen wir Halt in einem schönen Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste und werden sehr freundlich empfangen und fürstlich bewirtet. Dies ist doch ein schöner Abschluss für einen ansonsten nicht sehr erfreulichen Ausflug.
Am Samstag hat Herbie einen Zahnarzttermin. Da auch Stéphanie und Claudia Termine haben, fahren wir alle zusammen mit Serge’s Auto dahin und können im Anschluss noch im nahe gelegenen Chedraui unsere Einkäufe erledigen. Herbie ist, wie die beiden anderen Patienten auch, sehr zufrieden mit der Arbeit des Zahnarzts. Alte Plombe entfernen und eine neue machen für sFr. 37.50!
Am Sonntag steht ein weiterer Ausflug auf dem Programm. Wir wollen den berühmten Markt in Tlacolula de Matamoros und die Ausgrabungsstätte in Mitla besuchen. Mitla ist eine archäologische Stätte, die für ihre präkolumbischen Bauten mit einer in Mesoamerika einzigartigen Wandornamentik berühmt ist. Die zapotekische Ortsbezeichnung ist Lyobaa („Bestattungsplatz“), und die Nahuatl-sprechenden Azteken machten daraus Mictlán („Ort der Toten“). Die Palastanlage von Mitla gehört zum UNESCO-Welterbe. Wir fahren zusammen mit Claudia und Thomas, Schweizer die mit einem Duro unterwegs sind und ebenfalls hier auf dem Campingplatz stehen. Wir buchen den Taxifahrer Jorge, der regelmässig für die Gäste vom El Rancho unterwegs ist. Bereits nach ein paar Kilometer stelle ich fest, dass ich aufgrund des Taschenwechsels keine Geichtswindel dabeihabe. Zum Glück kann Claudia mit einer Reservemaske aushelfen. Der Markt in Tlacolula ist sehr farbig, quirlig und absolut sehenswert. Natürlich machen mir die Frauen, die lebende Hühner und Truthähne an einem Flügel gepackt durch die Gassen schleppen, keine Freude, doch da muss ich wohl einfach durch. Ganz nach dem Motto «nichts wird weggeworfen» sind die Werkzeug- und Elektronik-Stände sehr exquisit. Schade hat Herbie seinen Werkzeugbestand schon erneuert. Hier gäbe es alles im Kilopreis zu kaufen. Nach einer Stunde treffen wir uns wieder mit Jorge und fahren weiter nach Mitla. Kurz vor der Ortseinfahrt erwartet uns die Gesundheits-Polizei. Alle Fahrzeuge werden angehalten. Wir müssen aussteigen und das Innere des Taxis wird mit einem bestimmt ganz gesundheitsunschädlichen Mittel besprüht, und so von sämtlichen Viren befreit. Wir dürfen wieder einsteigen und weiterfahren. Jorge fährt uns zum Eingang der Ausgrabungsstätte und legt sich dann zum Mittagschlaf auf den Rücksitz seines Taxis. Wir finden das Eingangstor vergittert vor. Auf der anderen Strassenseite entdecken wir eine Menschenschlange und stellen fest, dass die Besucher wohl in Gruppen und in Abständen eingelassen werden. Wir stellen uns an. Nach einiger Zeit öffnet ein Mitarbeiter das Tor einen Spalt breit, und wir dürfen vorrücken. Auf dem Vorplatz müssen sich alle eingelassenen Besucher schachbrettartig aufstellen mit ausgestreckten Armen den einzuhaltenden Mindestabstand demonstrieren. Der diensthabende Mitarbeiter klärt uns über die bestehenden Regeln auf und verkündet, dass heute die mexikanischen Gäste die Anlage gratis besuchen dürfen, die Ausländer aber Eintritt bezahlen müssen. In Einerkolonne, maskiert und mit 1.5 Meter Abstand geht es hinein (es handelt sich um eine Anlage im Freien), ein weiterer Mitarbeiter selektiert mit geübtem Blick die zahlenden Gäste und leitet auch uns vier, obwohl wir schon eine gesunde Hautfarbe aufweisen, gekonnt ins Zahlhäuschen um. Die Anlage ist durchaus sehenswert, doch wie schon in Yagul und Monte Alban sind die Hauptsehenswürdigkeiten trotz aller Massnahmen für Besucher geschlossen. Dies hindert jedoch niemanden daran, uns trotzdem den vollen Eintrittspreis abzunehmen. Stéphanie hat uns ein Café empfohlen, auf dessen Dachterrasse man wunderbar sitzen, und den Blick über die Anlage von oben geniessen kann. Schon bald machen wir uns auf den Weg dahin. Dies lohnt sich und wir nehmen in Kauf, dass Jorge ein paar Minuten länger auf uns warten muss. Am späten Nachmittag treffen wir gutgelaunt und bestens chauffiert wieder im El Rancho ein. Während ich schon mal duschen gehe will Herbie die ausgeliehene Maske von Claudia in der Camping-Küche auskochen. Er setzt sich dann bei uns in den «Vorgarten» und ruht sich aus. Viel später fällt uns auf einmal ein: Meine Güte, die Maske… Herbie rennt in die Küche und er findet vor, was er befürchtet hat. Das Wasser ist verdampft, die Maske hat sich aufgelöst und die Pfanne ist schwarz. Obwohl dies eigentlich der gewünschte Aggregatszustand von allen Masken wäre, war es nicht unser Ziel, das Eigentum von Claudia zu zerstören. Diese nimmt die Nachricht gelassen auf und darf sich auf unsere Kosten in einer der Boutiquen in El Tule eine Neue kaufen.
Die Tage Mitte September vergehen ruhig. Das Wetter ist etwas regnerischer als bisher. Trotzdem bemühen wir uns, unsere regelmässigen Spaziergänge und Joggingrunden einzuhalten. Eines Nachmittags machen Stéphanie und ich uns auf die grosse Runde. Cali sagt uns noch «Lluvia, Lluvia», als wir bei strahlendem Sonnenschein starten. Jaja, wir sind ja nur etwas mehr als eine Stunde unterwegs. Es kommt wie es kommen muss. Nach etwa zwei Drittel der Strecke erwischt es uns. Wolkenbruchartige Niederschläge ergiessen sich über El Tule und über uns. Es gibt keinen Ausweg, und wir treffen völlig durchnässt zu Hause ein.
Später in der Woche giesst es wieder über Stunden wie aus Kübeln. Wir wollen aber mit Stéphanie und Serge Pizza essen gehen. Die Strassen haben sich in Flüsse verwandelt. Die Menschen legen Sandsäcke vor die tiefer gelegenen Eingänge. Beim Aussteigen aus dem Auto stehen wir fast knietief im Wasser. Doch kaum lässt der Regen nach, fliesst das Wasser ab und auf der Rückfahrt ist schon fast alles wieder normal.
Eines Abends sitzen wir gemütlich im Camper und sind am Lesen, als dieser zu schwanken beginnt. Unser erster Verdacht fällt sofort auf Serge! Hör auf an unserem Auto zu rütteln, rufen wir hinaus. Als niemand antwortet, und als das Wasser im Tank hin und her zu schwappen beginnt, erkennen wir, dass es sich um ein Erdbeben handelt. Sogar im Swimming-Pool kann man einen Mini-Tsunami beobachten. Gemäss Erdbeben-App hat sich in der Gegend von Acapulco ein «7.0» ereignet. Obwohl fast 350 km entfernt, konnte man dies hier sehr gut spüren.
Offenbar hat es sich herumgesprochen, dass sich hier verrückte Ausländer um streunende Hunde kümmern. Ein paar hundert Meter vom Eingang zu El Rancho entfernt entdecken Anke und Stéphanie sieben ausgesetzte Hundewelpen in einer Kartonschachtel. Kastrieren von Hunden wäre hier, soviel ich weiss, monatlich kostenlos möglich, doch schon allein der Gang mit den Hunden zum Arzt scheint zuviel, obwohl man damit grosses Hundeleid vermeiden könnte. Schade. Da wieder Regen angesagt ist, wird aus herumliegendem Material, und sehr zum Leidwesen von Wolfgang, mit seinen vermeintlich ausgedienten T-Shirts eine behelfsmässige Behausung für die kleinen wehrlosen Vierbeiner gebaut. Noch zu klein für Trockenfutter besorgen wir Nassfutter und Anke versorgt den Wurf zweimal täglich. Diverse Anrufe und Aufrufe über Facebook werden abgesetzt, und ein paar Tage später sind die Hundchen verschwunden. Wir wählen für uns die Version, dass jemand die Welpen adoptiert hat, und diese nun wohlbehütet bis ans Ende ihrer Tage leben können. Die Version mit dem Sack und dem Wurf in den Fluss blenden wir einfach aus. Es bleibt noch, das Material wieder einzusammeln, und Wolfgang seine Arbeits-T-Shirts zurückzugeben. Schon ein paar Tage später entdecken wir wieder zwei Welpen, die aber noch zusammen mit der Mutter unterwegs sind. Alle drei sind sehr mager und werden von nun an täglich versorgt. Wir hoffen, ihnen (den Jungen) so eine Möglichkeit in die Selbständigkeit zu ermöglichen. Zuerst noch sehr verschüchtert rennen die Kleinen uns nach ein paar Tagen schon freudig entgegen, sobald wir um die Ecke biegen.
Die Motorhaube unseres Landcruisers ist von Steinschlägen, Hagel und aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ziemlich lädiert. Wir entschliessen uns, das Projekt «Neulackierung» in Angriff zu nehmen. Wir fragen herum, ob jemand eine «Pintureria» kennt. Die ersten genannten Adressen sehen nicht besonders vertrauenswürdig aus. Irgendwann entdecken wir einen Pneu Händler, der relativ gepflegt aussieht und fragen da mal nach. Der junge Mann überlegt kurz, und meint dann er wüsste jemanden, doch der sei in Xoxocotlan, etwas ausserhalb von Oaxaca. Das macht ja nichts, wenn die Qualität stimmt. Er gibt uns die Telefonnummer und wir setzen mal ein WhatsApp ab. Hugo antwortet sofort und bestätigt, dass er Autos in guter Qualität lackieren kann. Nach einigem Hin und Her versteht er, dass wir nicht unser ganzes Auto, sondern nur die Motorhaube bei ihm lassen werden und vereinbaren einen Termin für Montag. Der Camper muss also wieder einmal fahrtüchtig aufgeräumt werden, was auch nicht schadet. Kurz nach acht Uhr machen wir uns mitten im Berufsverkehr auf den Weg und treffen pünktlich um neun Uhr in der Werkstatt ein. Diese macht einen seriösen Eindruck und wir lassen die Motorhaube mit einem guten Gefühl zurück. Wie Mad Max fahren wir entblösst zurück nach El Tule. Autos ohne Motorhaube fallen hier nicht speziell auf. Von Stefan dürfen wir eine Plane ausleihen und den Landcruiser, bzw. seinen Motor damit zudecken. Hugo sendet uns auf unseren Wunsch regelmässig Bilder vom Arbeitsfortschritt. Bereits am Mittwoch können wir die fertiggestellte Haube abholen. Wir starten zeitig, weil wir unterwegs noch in der Italian Coffee Company Halt machen wollen. Schon bald merken wir, dass dies nicht möglich ist. Die Autostrasse wird von quergestellten Bussen blockiert und der ganze Verkehr muss durch die engen, topesgespickten Innenstadtgassen umgeleitet werden. Mit massiver Verspätung und ohne Café treffen wir in Xoxocotlan ein. Die Motorhaube ist sehr schön geworden. So schön, dass Herbie nun den Rest des Fahrzeugs polieren muss, damit die Haube nicht allzu sehr durch ihren Glanz heraussticht. Für die ganze Arbeit müssen wir Fr. 100.—bezahlen. Dies ist ein sehr guter Preis und wir sind rundum zufrieden. Auf der Rückfahrt fällt unsere Rückfahrkamera aus, und schon steht wieder ein neues Projekt an (Erledigt). Zudem leiden auch meine übriggebliebenen niedrigen Lowa-Trekking Schuhe an Abnützung und ich muss auch ein bisschen im Online-Deacthlon shoppen. Da unsere Reserve-Sonnenbrillen, die wir im Camper hatten, nun auf den Philippinen gebraucht werden, bestelle ich diese gleich mit dazu.
Bevor Stéphanie und Serge auf ihren Abstecher nach Guatemala aufbrechen, steht noch eine grosse Wanderung auf dem Programm. Die gute Seele vom Campingplatz, unser Cali hat uns schon lange immer von «seinen» Bergen vorgeschwärmt. Nach ein paar regenfreien Tagen in Folge machen wir uns am Donnerstagmorgen früh auf den Weg. Das erste Teilstück des Weges kennen wir schon, doch dann ist Pfadfinderarbeit angesagt. Wir machen überraschende Entdeckungen wie eine schöne Lagune, seltene blaue Pilze, farbige Blumen und schöne Aussichten. Da die schmalen Wege nicht so oft begangen werden, sind sie durch Spinnennetze «blockiert». Serge und Herbie übernehmen abwechselnd mit einem Stock bewaffnet die Vorhut, um den Pfad für uns nicht so spinnenbegeisterte Frauen zu säubern. Nach über 5 Stunden Marschzeit erreichen wir wieder die Ebene in San Sebastian und können unseren Durst im ersten kleinen Laden löschen. Dann geht es noch ein paar Kilometer der Strasse entlang zurück zum Campingplatz.
Serge und Stéphanie wollen El Rancho in Richtung Guatemala verlassen. Zum Abschied machen wir einen Fondue-Abend. Wir erstehen im Walmart 3 Pakete Fertigfondue und im Boulenc ein herrliches Brot. Mit Hilfe des Verlängerungskabels von Cali’s Laubbläser können wir den Elektrokocher der Palapa am Tisch nutzen. Das Fondue ist sicherlich nicht mit einem Moitié-Moitié von Marie-Therese (Markt in Solothurn) zu vergleichen, doch es schmeckt trotzdem allen sehr gut, und wie üblich hört man erst mit Essen auf, wenn nichts mehr übrig ist. Entsprechend Über(fr)essen darf auch ein Gläschen Edeka-Williams, den wir noch aus 2018 im Camper lagern, nicht fehlen.
Schon seit Wochen erzählt uns Cali von dem Fest in seinem Heimatdorf Tlaxitac de Cabrera. Immer wieder erwähnt er den tanzenden Affen, und die Stiere mit den Feuerwerken auf den Köpfen. Nun ist es soweit. Das Fest des Heiligen Michaels soll trotz des Virus in einem kleinen Rahmen stattfinden. Cali klärt mit dem Dorfältesten ab, ob seine Gringo-Freunde ins Dorf kommen und zuschauen dürfen. Nach einem Nein, kommt dann am Dienstagabend doch noch das Ja. Zu sechst machen wir uns um 20:30 Uhr zu Fuss auf den Weg. Wir sind rechtzeitig bei der Kirche, um noch zu sehen, wie die Menschen ihr Abendmahl einnehmen. Danach machen sich alle auf den Weg zum Fussballplatz, wo die Tänze und das Feuerwerk stattfinden soll. Lange bleibt unklar, ob und wer in das Stadion eingelassen wird. Am Ende ist klar, die Gringos sind es nicht. Wir stellen uns an der Seite des Stadions an den Zaun und noch bevor das Spektakel beginnt, öffnet der Himmel seine Schleusen. Es giesst wie aus Kübeln. Der Tanz der beiden Menschen im Stadion geht irgendwie unter, die Feuerwerkskörper können wir, entweder aufgrund der Wolken oder der Bäume, unter denen wir schutzsuchend stehen, nicht sehen. Sehr rasch wird klar, dass wir dringend mit Motor-Taxis nach Hause wollen. Claudia, Petra und ich fahren mit dem ersten freien Tucktuck los. 15 Pesos pro Person ist ein fairer Preis für die Fahrt zum Camping, finden wir. Der zweite Fahrer mit Alexandra, Stefan und Herbie ist weniger fair. Hier werden 100 Pesos fällig. Aber was soll’s. Hauptsache wir sind alle halbwegs trocken auf dem Campingplatz angekommen. Das Fest dauert insgesamt vier Tage, und Bilder aus dem Internet aus 2018 zeigen, dass es wohl in normalen Zeiten wirklich sehenswert wäre.
Heute Mittwoch werde ich überrascht, dass mein für den 6.10.21 versprochenes Paket von Decathlon bereits eintrifft. Die neuen Quecha-Schuhe passen gut. So kann ich nun meine alten Lowa-Schuhe putzen und in der Reserve verstauen. Sie wurden in den vergangenen drei Monaten stark in Mitleidenschaft gezogen, und werden nun nur noch für spezielle Gelegenheiten hervorgeholt.
Wir sind im Besitz einer Bait SIM-Karte von Walmart. Diese garantiert uns Internet unterwegs. Bisher war es kein Problem, immer bei Ablauf des Pakets im Walmart ein neues solches zu kaufen. «En Linea» ist es leider für ausländische Kreditkarten nicht möglich. Da wir zukünftig eventuell nicht alle 20 Tage einen Walmart im Zugriff haben werden, interessieren wir uns für eine längerfristige Lösung, zum Beispiel für ein halbes Jahr. Tatsächlich gibt es dies zurzeit in einer Promotion bei Sam’s Club (ähnlich Cash und Carry). Also radeln wir los zu Sam’s Club. Zuerst müssen wir eine Mitgliedschaft lösen, was nicht weiter schlimm ist, denn mit über 100 Läden in Mexico werden wir sicher im kommenden Jahr von einigen guten Angeboten profitieren können. Irgendwo zwischen Handseife und Levis-Jeans werden wir von der Bait-Dame angesprochen, die uns die Promo verkaufen will. Wir erklären, dass wir gerne für 1300 Peso das 6 Monate Abo auf unsere bestehende Karte aufladen möchten. An der Kasse möchte sie uns dann noch eine neue SIM Karte verkaufen. Wir erklären nochmals, dass wir schon die SIM Karte haben. OK, aha hmm, gut. Die Dame ruft irgendwo an um zu klären, ob das Angebot auch für bestehende Bait Kunden funktioniert. Ja, das geht. Also geben wir unsere Kreditkarte und schlagen zu. Sofort erhalten wir eine SMS, dass wir für einen Monat Internet haben. Moment, wir haben aber für 6 Monate bezahlt. Ja, das ist jetzt aber gar dumm, bemerken die Damen. Da müssen Sie nun halt auf die 0800 Nummer anrufen und das klären. Das sehen wir nicht ganz so. Wir erklären, dass wenn hier jemand den Bait-Kundendienst anruft, dies entweder die Promotions-Dame oder die Kassierin sind. Die Promotions-Dame möchte sich aus der Affäre ziehen und erklärt, sie sei nur für Neukunden zuständig, nicht für Wiederaufladungen und würde sich nun gerne zurückziehen, da sie gar nichts mehr tun kann. Ich erkläre, dass dies so nicht funktioniert und wir entweder eine Klärung oder eine Rückerstattung wünschen. Rückerstattung geht gar nicht, mault die Kassiererin. Auch das sehen wir nicht so. So geht das Hin und Her, bis sich weiteres Personal um uns versammelt, und die Promotions-Dame den Tränen nahe auf die Toilette flüchtet. Endlich kommt die Supervisorin und nimmt sich unserem Problem an. Sie ruft den Kundendienst an, und genau was wir befürchtet haben passiert. Sie gelangt in die Endlosschlaufe und es passiert nichts. Gefühlte Stunden später erreicht sie jemanden per Chat, und es wird gesagt, dass wir nun während 6 Monaten jeden Monat eine SMS bekommen, bis das Guthaben aufgebraucht sei. Die nette Dame will das aber noch genau bestätigt haben, gibt uns ihren Namen und Telefonnummer und so warten wir nun ab, und sind gespannt auf wie es weitergeht. Leider geraten wir durch die Verzögerung auf dem Heimweg noch in ein kräftiges Gewitter. Innert kurzer Zeit steht die Strasse bis gegen 20 cm unter Wasser. Durchnässt und verschmutzt lassen wir es uns trotzdem nicht nehmen, auf dem Rückweg für das Abendessen bei Pepe ein halbes «Teufelshähnchen» mit Reis und Tortillas mitzunehmen. Die Portion ist grosszügig, so dass die kleinen Hundchen morgen auch noch profitieren können.
Wir sind also immer noch hier. Das Abreisedatum ist noch nicht fixiert. Doch die anstehenden Projekte werden kleiner. Auch wir sind gespannt, von wo aus wir in einem Monat berichten werden.