Page - Glenwood Springs - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Page – Glenwood Springs 02.05.2022 – 30.05.2022
Geplagt von kräftigen Windböen kommen wir am Nachmittag in Page an. Wir müssen tanken. Da wir vorauszahlen müssen rechnen wir die ungefähren Liter in Gallonen um, und ich mache mich auf den Weg in den Shop. 15 Gallonen an Säule 8 bitte. Nein, nein, Gallonen geht nicht, sagt mir der Kassier. Ich muss hier einen Dollarbetrag eingeben. Er schätzt so ca. 45 Dollars. Bei einem Preis von über 5 pro Gallone komme ich auf eine komplett andere Zahl. Wir einigen uns auf 75 Dollars.
Der Parkplatz beim Walmart sieht aus wie ein RV Park. Dies wird auch unser Übernachtungsplatz werden. Natürlich stocken wir auch unsere Vorräte wieder auf. Und zum Abendessen wollen wir uns im Take away eine Pizza holen. Aufgrund der Zeitverschiebung verpassen wir die Öffnungszeit und müssen auf Taco Bell ausweichen. In der Tat ein kulinarischer Tiefflieger. Aber satt sind wir trotzdem.
Etwas ausserhalb von Page sehen wir uns den Horseshoe Bend, den Glen Canyon Damm und den Lake Powell an. Viel Zeit wollen wir hier aber nicht verbringen, denn am Abend treffen wir uns mit Patricia und Beni im Bryce Canyon. Die beiden haben es dank «first come first serve» System geschafft, zwei Campsite’s zu ergattern. Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen. Geplant ist ein Fondue-Abend. Bei den herrschenden Temperaturen wäre das drinnen gemütlicher, aber es funktioniert halt nur mit unserem Aussengaskocher. Zum Glück hat Beni reichlich Holz eingekauft, und das Feuer wärmt ganz ordentlich. Bei strahlendem, aber kaltem Wetter machen wir eine schöne Wanderung zu viert durch die Hoodoos des Bryce Canyon. Bevor Beni und Patricia weiterreisen müssen, machen wir noch eine Fahrt zum höchsten Punkt des Parks. Wir fahren in ihrem Camper mit und können hinten auf dem Sofa sitzen und die Aussicht geniessen. Es ist kalt und stürmisch und so beschränken wir uns auf nur ganz kurze Spaziergänge.
Jetzt brauchen wir einen Platz, wo wir ein bisschen bleiben können.
Wir nennen solche Plätze «Wohlfühloasen». Schliesslich steht wieder einmal ein Geburtstag an, Wäsche muss gewaschen werden, das Auto braucht einen Oelwechsel, Büroarbeiten warten auf die Erledigung und eine mehr oder weniger seriöse Reiseplanung sollten wir auch machen. Wir haben Kanab ausgesucht. Der kleine Campingplatz mitten im Dorf ist ideal. Da wir weder eine Full Hookup Site, (mit Strom, Zu- und Abwasser) noch eine Dry Site (mit ohne nichts) wollen, sondern einfach nur eine normale Steckdose für unser dünnes Kabel möchten, gibt es zuerst ein bisschen ein Hin- und Her über Preis und Stellplatz. Die Leute sind aber sehr flexibel und wir werden zum günstigsten Preis neben dem Toilettenhäuschen einquartiert und bekommen noch einen Tisch und Bänke dazugestellt. Und ein bisschen Schatten haben wir auch. Bestens. Kanab ist ein Wild West Örtchen und war Schauplatz von unzähligen Filmen. Entlang der Hauptstrasse ist dies mit Tafeln dokumentiert. Auch Ronald Reagan ist vertreten. Auch in der Umgebung gibt es einiges zu sehen. Der Wire Pass/Buckskin Gulch wird uns von der netten Dame im Visitor Center wärmstens empfohlen. Es ist der längste und tiefste Slot Canyon im Südwesten der USA. Man könnte bis zu vier Tagen wandern. Wir wollen «nur» bis zum 5-Mile Marker und wieder zurück. Es ist sehr abwechslungsreich, von sehr breit zu sehr eng. Der Canyon ist nicht so spektakulär wie sein berühmter Artgenosse, der Antelope Canyon. Dafür aber auch viel weniger besucht, und nach kurzer Zeit sind wir allein auf weiter Flur unterwegs. Wir sind dankbar, dass wir den Antelope Canyon noch gesehen haben, als man vom Visitor Center in Page eine Skizze bekam um ihn zu finden, und den dort wartenden Navajo’s 5 Dollar in die Hand drückte und dann losgehen konnte.
Herbert’s Geburtstag verläuft sehr gemütlich, mit Käfelen, telefonieren, ein bisschen lädelen und natürlich einer Pizza zum Znacht.
Der Coral Pink Sand Dune State Park liegt nur ein paar Kilometer entfernt. Die Landschaft ist sehr speziell. Der Park spricht aber eher die ATV-Fahrer an, und für uns gibt es ausser ein paar Fotos nicht viel zu machen. Zusätzlich bläst ein Wind, der alles sehr unangenehm macht. Umso schöner präsentiert sich das Wetter für den Mansard Hike. Am Ende des Trails gibt es Felscarvings zu sehen, die nicht wie normalerweise an einer Felswand, sondern auf einer Felsplatte am Boden zu finden sind. Auch die Aussicht von diesem Felsplateau ist nicht zu verachten. So vergehen die acht Tage in Kanab wie im Flug und es wird Zeit für die Weiterreise. Um nicht nochmal die gleiche Strecke via Bryce Canyon zu fahren, nehmen wir die Cottonwood Road durch das Grand Staircase Escalante National Monument. Es ist eine Naturstrasse und es gibt auf dem Weg einige Wanderungen zu machen. Beim ersten Stopp jedoch hören wir beim Öffnen der Türe, Pffffffff, das hässliche Geräusch von Luft, die aus dem Reifen entweicht. Ein fieser spitzer Stein hat sich ins Profil gezwängt und ein ziemlich grosses Loch gemacht. Im Nu ist der Reifen ganz platt. Herbie muss gleich drei Reparatur-Streifen einziehen und der Kompressor muss schuften, um den Reifen wieder aufzupumpen. Mit etwas Verspätung können wir die erste Wanderung starten. Man soll die Wasserschuhe anziehen, heisst es auf dem Prospekt. Papperlapp. Hier ist alles furztrocken. Normale Wanderschuhe werden wohl die richtige Wahl sein. Sie sind es nicht. Auf einmal ist da ein Rinnsal, später ein Bach, den es X-mal zu überqueren gilt. Irgendwann drehen wir um, es gibt ja noch weitere Wanderungen zu machen. Ausserdem wollen wir nachsehen, ob der Reifen dicht ist. Er ist es und es kann weitergehen. Zum Übernachten wollen wir in den Kodachrome Basin State Park. Natürlich sind die beiden Campingplätze voll. Aber die Ranger sind flexibel und wir dürfen auf der für grössere Gruppen vorgesehenen Site zusammen mit anderen «überzähligen» Campern parkieren. Das geht ja prima. Das Wetter könnte schöner nicht sein, und die Natur präsentiert sich wirklich in Kodachrome-Farben. Es gibt so viele Wanderungen, dass wir gleich noch eine Nacht auf der Group Site anhängen.
In Escalante gibt es den Petrified Forest State Park. In der Zwischenzeit ist es sehr heiss geworden. Die Duschen sind sehr willkommen und wiederum haben wir Glück und bekommen den letzten freien Campingplatz. Die versteinerten Baumstämme kann man auf einer ca. zweistündigen Wanderung bewundern. Im südlichen Utah gibt es kaum grössere Ortschaften. So ist auch Escalante sehr klein, ein paar Häuser, eine Tankstelle, ein Supermarkt und ein Outfitter. Der Outfitter ist gleichzeitig noch der Liquor-Store und das Café. Seit ein paar Tagen sind wir im Besitz von zwei neuen Isoliertassen mit Deckel, die wir immer mitnehmen, wenn wir auswärts einen Espresso trinken wollen. Die nette Dame hinter dem Tresen ist ganz begeistert davon. Jaja, sie habe schon gemerkt, dass wir Europäer die «Lids» also die Einwegplastikdeckel, die zwingend auf jeden Einwegpapp- oder -plastikbecher drauf müssen, und bei einem Heissgetränk noch zwingend der Einwegkartonhitzeschutz um den Becher, damit man sich die Finger nicht verbrennt, nicht mögen. In der Toilette des Cafés sind auch Ausserirdische willkommen, Hauptsache sie waschen sich danach die Hände.
Wir finden einen Parkplatz für eine Wanderung zu einer Felsbrücke. Auch hier kommen uns die Leute mit Wasserschuhen entgehen. Na dann montieren wir halt die Sandalen. Tatsächlich müssen wir das Flüsschen einige Male durchqueren, was eine sehr angenehme Abkühlung ist. In der Lower Calf Creek Recreation Site ist es unmöglich einen Platz zum Campieren zu finden. Der Camp-Host ist abgereist und wir entscheiden zusammen mit ein paar anderen Camper, den Parkplatz für die Wanderung zum Overflow Camping zu erklären. Die Wanderung am nächsten Morgen ist toll und der Wasserfall sehr schön. Wir folgen der Empfehlung von einem Angestellten im Outfitter und zweigen in Boulder auf den Burr Trail ab. Die Route führt durch tiefe Schluchten an der südlichen und westlichen Grenze des Capitol Reef Nationalparks entlang. Die Haarnadelkurven hinunter auf die Bullfrog Notom Road sind beeindruckend. Vor dem Osteingang des Nationalparks übernachten wir auf einem Felsplateau. Kaum haben wir Tisch und Stühle ausgepackt, frischt der Wind auf, schwarze Wolken türmen sich und es scheint eine stürmische Nacht zu geben. Also alles wieder wegräumen und hinein in die gute Stube. Die geplante Aussendusche nehmen wir trotzdem, doch dies ist weniger angenehm als erhofft. Der Capitol Reef Nationalpark ist gut besucht und bietet wiederum viele schöne Wanderungen. In Hanksville haben wir einen verhältnismässig günstigen RV Park gefunden. Die Wäscherei kommt sehr gelegen, die Dusche auch. Auf der Fahrt zum Natural Bridges National Monument sehen wir einige geparkte Autos nur wenige Meter von der Strasse entfernt. Auch hier gibt es unzählige Slot Canyons, die man erwandern kann. Wir entscheiden uns für den Leprechaun Canyon. Wir gehen soweit, bis es nicht mehr weitergeht. Im Natural Bridges NM haben wir schlechtes Wetter. Das ist zwar schade, kommt halt aber auch ab und zu vor. Die Wanderung von Brücke zu Brücke ist trotzdem angenehm. Und am nächsten Morgen gibt es doch noch ein paar Fotos mit blauem Himmel. Kurz vor dem Canyonlands und Arches Nationalpark bei Moab legen wir noch einen Halt in Monticello ein. Das kleine Dorf hat einen überraschend gut sortierten Supermarkt, der Campingplatz bietet die schönsten Badezimmer, die wir seit langem gesehen haben und das Internet ist zuverlässig und schnell. Eine Nachricht von Walter erreicht uns. Er stehe in Monticello auf der Tankstelle und wolle am nächsten Tag in den Canyonlands fahren. So ein Zufall. Das wollen wir auch. Herbie fragt die Campingplatzbesitzerin an und Walter darf sich ohne weitere Kosten zu uns stellen. Er ist momentan alleine unterwegs, da Jila aufgrund ihres iranischen Geburtsorts mit österreichischem Pass nicht mittels ESTA in die USA einreisen durfte. Sie wartet in Vancouver auf Walter. Wir fahren zusammen in den Canyonlands und erwischen einmal mehr die allerletzte freie Campingsite. Aber nur für eine Nacht, sagt uns der Host. Ab morgen ist alles komplett ausgebucht. Unsere beiden Camper passen tipptopp auf die grosszügig für amerikanische RV’s ausgelegte Site, und Walter kommt unverhofft zu seiner ersten Übernachtung in einem amerikanischen Nationalpark. Im Visitor Center erreicht uns eine Nachricht von Gabi und Roland. Sie sind am Mittag im City Market in Moab. Da kommen wir auch vorbei. Der Zufall will es, dass wir gleichzeitig in den Parkplatz einbiegen. Walter steht schon da. Moab und der Arches Nationalpark sind sehr populär. Campingplätze kosten ohne weiteres 80 Dollars pro Nacht, und für die Einfahrt in den Nationalpark muss man vorgängig im Internet ein Zeitfenster buchen. Ohne dies kann man den Park nicht besuchen, es sei denn, man fährt morgens vor 6 Uhr oder abends nach 5 Uhr hinein. So werden wir das also machen. Ein paar Kilometer nördlich vom Parkeingang kann man an einer Schotterstrasse in der Prärie stehen. Es gibt viel zu erzählen und Herbie verwöhnt uns alle mit seinem Thai Curry. Um viertelvorfünf klingelt unser Wecker, Walter ist schon auf und reisefertig. Im dritten Wagen ist noch aller ruhig. Walter klopft an die Tür, «Polizei» ruft er, und nun gehen auch bei Gabi und Roland die Lichter an. Kurz vor halb sechs stehen wir vor dem Parkeingang und sind bei weitem nicht die ersten Besucher. Im Park gibt es zunächst Frühstück, bevor wir uns den Park getrennt ansehen und die Wanderungen nach Lust und Laune aussuchen. Am Abend treffen wir uns nochmals alle auf dem Stellplatz bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Wir wollen noch in den Dead Horse Point State Park und zu der Island in the sky Sektion des Canyonland Nationalparks. Von dort aus führt der spektakuläre Shafer Canyon Trail zurück nach Moab. Steil geht es mit Haarnadelkurven hinunter zum Colorado River. Der Ranger hat uns gesagt, dass der Übernachtungsplatz im Nationalpark ausgebucht sei. Somit müssen wir uns ausserhalb etwas suchen. Die Strasse ist sehr holprig und an einer besonders ekligen Stelle, rätsch bumm päng, knallt es in der Wohnkabine. Hoppla. Einer der beiden Schränke, die nicht aufgehen sollten, ist aufgegangen, und der Inhalt liegt nun verstreut auf dem Boden. Eigentlich kontrollieren wir die Tür Sicherungen immer aber manchmal….Die Couscous Schachtel und das Polenta Säckchen hat es aufgesprengt und es sieht ziemlich übel aus. Die gelben Körnchen werden uns wohl noch eine Zeitlang beschäftigen. Ansonsten ist alles heil geblieben und ausser der Sauerei ist nichts passiert. Leider darf man ausserhalb des Nationalparks auch nicht übernachten. Überall stehen Schilder. Wahrscheinlich käme ja niemand kontrollieren, aber irgendwie wollen wir es nicht herausfordern. Erst nach der Salzgewinnungsfabrik gibt es offizielle Plätze, die natürlich voll sind. Erst im letzten Platz vor Moab gibt es noch ein schönes schattiges Plätzchen. Einen reichhaltigen Apéro haben wir nun redlich verdient.
Es wird nun Zeit, Utah und seine roten Canyons und Felsformationen zu verlassen. Es geht weiter nach Colorado. Das ist mehrheitlich Neuland für uns. Kurz vor der Staatsgrenze kommen wir an Cisco vorbei. Es ist mehr oder weniger eine Geiserstadt, zerfallene Häuser, ein paar nicht mehr sehr schöne Trailer und der Bussards Belly General Store. Die nette Besitzerin erzählt uns, dass hier vor 30 Jahren Teile von «Thelma and Louise» gedreht wurden, und sie erinnert sich gerne an den Besuch von Brad Pitt zurück. Zudem empfiehlt sie uns den Besuch des Colorado National Monuments bei Grand Junction. Es ist noch Vormittag und pünktlich vor dem Memorial Day Weekend erwischen wir noch einen freien Campingplatz. Es ist heiss und schwül und eine lange Wanderung gluschtet uns gar nicht. Wir spazieren entlang des Rims (Abgrund) zum Visitor Center und sehen uns im Auditorium den Film über die Entstehung der Parks an. Obwohl das sehr interessant ist, kann man sich fast nicht dagegen wehren einzunicken. Nun brauchen wir noch einen Platz, um das lange Wochenende, an dem gefühlt alle Amerikaner unterwegs sind, zu verbringen. Ami’s Acres RV Park antwortet tatsächlich positiv auf meine Anfrage. Ein paar wenige Plätze seien noch frei. Er würde uns den Platz bis 16 Uhr freihalten. Das reicht noch für Walmart und REI, dann fahren wir über die I-70 durch das Grand Valley bis Glenwood Springs. Es ist ein ziemlicher Szenenwechsel. Alles ist grün, in der Nacht regnet es und am Morgen riecht es wie auf einer Alm. Die Tagestemperatur liegt deutlich unter 20 Grad. Es ist unser erster Regen seit letzten Dezember. Auch der Sonntag ist regnerisch und gewittrig, und gibt Gelegenheit für Buchhaltung, Fotos ordnen, und Bericht schreiben.
Das historische Städtchen und die Umgebung werden wir uns erst morgen ansehen.
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