Page - Glenwood Springs
Aktuelle Reisen > 2021 Mexiko - Guatemala - USA
Page – Glenwood Springs 02.05.2022 – 30.05.2022
Geplagt
von kräftigen Windböen kommen wir am Nachmittag in Page an. Wir müssen tanken.
Da wir vorauszahlen müssen rechnen wir die ungefähren Liter in Gallonen um, und
ich mache mich auf den Weg in den Shop. 15 Gallonen an Säule 8 bitte. Nein,
nein, Gallonen geht nicht, sagt mir der Kassier. Ich muss hier einen
Dollarbetrag eingeben. Er schätzt so ca. 45 Dollars. Bei einem Preis von über 5
pro Gallone komme ich auf eine komplett andere Zahl. Wir einigen uns auf 75
Dollars.
Der
Parkplatz beim Walmart sieht aus wie ein RV Park. Dies wird auch unser
Übernachtungsplatz werden. Natürlich stocken wir auch unsere Vorräte wieder
auf. Und zum Abendessen wollen wir uns im Take away eine Pizza holen. Aufgrund
der Zeitverschiebung verpassen wir die Öffnungszeit und müssen auf Taco Bell
ausweichen. In der Tat ein kulinarischer Tiefflieger. Aber satt sind wir
trotzdem.
Etwas
ausserhalb von Page sehen wir uns den Horseshoe Bend, den Glen Canyon Damm und
den Lake Powell an. Viel Zeit wollen wir hier aber nicht verbringen, denn am
Abend treffen wir uns mit Patricia und Beni im Bryce Canyon. Die beiden haben
es dank «first come first serve» System geschafft, zwei Campsite’s zu
ergattern. Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen. Geplant ist ein
Fondue-Abend. Bei den herrschenden Temperaturen wäre das drinnen gemütlicher,
aber es funktioniert halt nur mit unserem Aussengaskocher. Zum Glück hat Beni
reichlich Holz eingekauft, und das Feuer wärmt ganz ordentlich. Bei
strahlendem, aber kaltem Wetter machen wir eine schöne Wanderung zu viert durch
die Hoodoos des Bryce Canyon. Bevor Beni und Patricia weiterreisen müssen,
machen wir noch eine Fahrt zum höchsten Punkt des Parks. Wir fahren in ihrem
Camper mit und können hinten auf dem Sofa sitzen und die Aussicht geniessen. Es
ist kalt und stürmisch und so beschränken wir uns auf nur ganz kurze
Spaziergänge.
Jetzt brauchen
wir einen Platz, wo wir ein bisschen bleiben können.
Wir
nennen solche Plätze «Wohlfühloasen». Schliesslich steht wieder einmal ein
Geburtstag an, Wäsche muss gewaschen werden, das Auto braucht einen Oelwechsel,
Büroarbeiten warten auf die Erledigung und eine mehr oder weniger seriöse
Reiseplanung sollten wir auch machen. Wir haben Kanab ausgesucht. Der kleine
Campingplatz mitten im Dorf ist ideal. Da wir weder eine Full Hookup Site, (mit
Strom, Zu- und Abwasser) noch eine Dry Site (mit ohne nichts) wollen, sondern
einfach nur eine normale Steckdose für unser dünnes Kabel möchten, gibt es
zuerst ein bisschen ein Hin- und Her über Preis und Stellplatz. Die Leute sind
aber sehr flexibel und wir werden zum günstigsten Preis neben dem
Toilettenhäuschen einquartiert und bekommen noch einen Tisch und Bänke
dazugestellt. Und ein bisschen Schatten haben wir auch. Bestens. Kanab ist ein
Wild West Örtchen und war Schauplatz von unzähligen Filmen. Entlang der Hauptstrasse
ist dies mit Tafeln dokumentiert. Auch Ronald Reagan ist vertreten. Auch in der
Umgebung gibt es einiges zu sehen. Der Wire Pass/Buckskin Gulch wird uns von
der netten Dame im Visitor Center wärmstens empfohlen. Es ist der längste und
tiefste Slot Canyon im Südwesten der USA. Man könnte bis zu vier Tagen wandern.
Wir wollen «nur» bis zum 5-Mile Marker und wieder zurück. Es ist sehr
abwechslungsreich, von sehr breit zu sehr eng. Der Canyon ist nicht so
spektakulär wie sein berühmter Artgenosse, der Antelope Canyon. Dafür aber auch
viel weniger besucht, und nach kurzer Zeit sind wir allein auf weiter Flur
unterwegs. Wir sind dankbar, dass wir den Antelope Canyon noch gesehen haben,
als man vom Visitor Center in Page eine Skizze bekam um ihn zu finden, und den
dort wartenden Navajo’s 5 Dollar in die Hand drückte und dann losgehen konnte.
Herbert’s
Geburtstag verläuft sehr gemütlich, mit Käfelen, telefonieren, ein bisschen
lädelen und natürlich einer Pizza zum Znacht.
Der Coral
Pink Sand Dune State Park liegt nur ein paar Kilometer entfernt. Die Landschaft
ist sehr speziell. Der Park spricht aber eher die ATV-Fahrer an, und für uns
gibt es ausser ein paar Fotos nicht viel zu machen. Zusätzlich bläst ein Wind,
der alles sehr unangenehm macht. Umso schöner präsentiert sich das Wetter für
den Mansard Hike. Am Ende des Trails gibt es Felscarvings zu sehen, die nicht
wie normalerweise an einer Felswand, sondern auf einer Felsplatte am Boden zu
finden sind. Auch die Aussicht von diesem Felsplateau ist nicht zu verachten.
So vergehen die acht Tage in Kanab wie im Flug und es wird Zeit für die
Weiterreise. Um nicht nochmal die gleiche Strecke via Bryce Canyon zu fahren,
nehmen wir die Cottonwood Road durch das Grand Staircase Escalante National
Monument. Es ist eine Naturstrasse und es gibt auf dem Weg einige Wanderungen
zu machen. Beim ersten Stopp jedoch hören wir beim Öffnen der Türe, Pffffffff,
das hässliche Geräusch von Luft, die aus dem Reifen entweicht. Ein fieser
spitzer Stein hat sich ins Profil gezwängt und ein ziemlich grosses Loch
gemacht. Im Nu ist der Reifen ganz platt. Herbie muss gleich drei
Reparatur-Streifen einziehen und der Kompressor muss schuften, um den Reifen
wieder aufzupumpen. Mit etwas Verspätung können wir die erste Wanderung
starten. Man soll die Wasserschuhe anziehen, heisst es auf dem Prospekt.
Papperlapp. Hier ist alles furztrocken. Normale Wanderschuhe werden wohl die
richtige Wahl sein. Sie sind es nicht. Auf einmal ist da ein Rinnsal, später
ein Bach, den es X-mal zu überqueren gilt. Irgendwann drehen wir um, es gibt ja
noch weitere Wanderungen zu machen. Ausserdem wollen wir nachsehen, ob der
Reifen dicht ist. Er ist es und es kann weitergehen. Zum Übernachten wollen wir
in den Kodachrome Basin State Park. Natürlich sind die beiden Campingplätze
voll. Aber die Ranger sind flexibel und wir dürfen auf der für grössere Gruppen
vorgesehenen Site zusammen mit anderen «überzähligen» Campern parkieren. Das
geht ja prima. Das Wetter könnte schöner nicht sein, und die Natur präsentiert
sich wirklich in Kodachrome-Farben. Es gibt so viele Wanderungen, dass wir
gleich noch eine Nacht auf der Group Site anhängen.
In Escalante
gibt es den Petrified Forest State Park. In der Zwischenzeit ist es sehr heiss
geworden. Die Duschen sind sehr willkommen und wiederum haben wir Glück und
bekommen den letzten freien Campingplatz. Die versteinerten Baumstämme kann man
auf einer ca. zweistündigen Wanderung bewundern. Im südlichen Utah gibt es kaum
grössere Ortschaften. So ist auch Escalante sehr klein, ein paar Häuser, eine
Tankstelle, ein Supermarkt und ein Outfitter. Der Outfitter ist gleichzeitig
noch der Liquor-Store und das Café. Seit ein paar Tagen sind wir im Besitz von
zwei neuen Isoliertassen mit Deckel, die wir immer mitnehmen, wenn wir auswärts
einen Espresso trinken wollen. Die nette Dame hinter dem Tresen ist ganz
begeistert davon. Jaja, sie habe schon gemerkt, dass wir Europäer die «Lids» also
die Einwegplastikdeckel, die zwingend auf jeden Einwegpapp- oder -plastikbecher
drauf müssen, und bei einem Heissgetränk noch zwingend der
Einwegkartonhitzeschutz um den Becher, damit man sich die Finger nicht
verbrennt, nicht mögen. In der Toilette des Cafés sind auch Ausserirdische
willkommen, Hauptsache sie waschen sich danach die Hände.
Wir
finden einen Parkplatz für eine Wanderung zu einer Felsbrücke. Auch hier kommen
uns die Leute mit Wasserschuhen entgehen. Na dann montieren wir halt die
Sandalen. Tatsächlich müssen wir das Flüsschen einige Male durchqueren, was
eine sehr angenehme Abkühlung ist. In der Lower Calf Creek Recreation Site ist
es unmöglich einen Platz zum Campieren zu finden. Der Camp-Host ist abgereist
und wir entscheiden zusammen mit ein paar anderen Camper, den Parkplatz für die
Wanderung zum Overflow Camping zu erklären. Die Wanderung am nächsten Morgen
ist toll und der Wasserfall sehr schön. Wir folgen der Empfehlung von einem
Angestellten im Outfitter und zweigen in Boulder auf den Burr Trail ab. Die
Route führt durch tiefe Schluchten an der südlichen und westlichen Grenze des
Capitol Reef Nationalparks entlang. Die Haarnadelkurven hinunter auf die
Bullfrog Notom Road sind beeindruckend. Vor dem Osteingang des Nationalparks
übernachten wir auf einem Felsplateau. Kaum haben wir Tisch und Stühle
ausgepackt, frischt der Wind auf, schwarze Wolken türmen sich und es scheint
eine stürmische Nacht zu geben. Also alles wieder wegräumen und hinein in die
gute Stube. Die geplante Aussendusche nehmen wir trotzdem, doch dies ist
weniger angenehm als erhofft. Der Capitol Reef Nationalpark ist gut besucht und
bietet wiederum viele schöne Wanderungen. In Hanksville haben wir einen
verhältnismässig günstigen RV Park gefunden. Die Wäscherei kommt sehr gelegen,
die Dusche auch. Auf der Fahrt zum Natural Bridges National Monument sehen wir
einige geparkte Autos nur wenige Meter von der Strasse entfernt. Auch hier gibt
es unzählige Slot Canyons, die man erwandern kann. Wir entscheiden uns für den
Leprechaun Canyon. Wir gehen soweit, bis es nicht mehr weitergeht. Im Natural
Bridges NM haben wir schlechtes Wetter. Das ist zwar schade, kommt halt aber
auch ab und zu vor. Die Wanderung von Brücke zu Brücke ist trotzdem angenehm.
Und am nächsten Morgen gibt es doch noch ein paar Fotos mit blauem Himmel. Kurz
vor dem Canyonlands und Arches Nationalpark bei Moab legen wir noch einen Halt
in Monticello ein. Das kleine Dorf hat einen überraschend gut sortierten
Supermarkt, der Campingplatz bietet die schönsten Badezimmer, die wir seit
langem gesehen haben und das Internet ist zuverlässig und schnell. Eine
Nachricht von Walter erreicht uns. Er stehe in Monticello auf der Tankstelle
und wolle am nächsten Tag in den Canyonlands fahren. So ein Zufall. Das wollen
wir auch. Herbie fragt die Campingplatzbesitzerin an und Walter darf sich ohne
weitere Kosten zu uns stellen. Er ist momentan alleine unterwegs, da Jila
aufgrund ihres iranischen Geburtsorts mit österreichischem Pass nicht mittels
ESTA in die USA einreisen durfte. Sie wartet in Vancouver auf Walter. Wir
fahren zusammen in den Canyonlands und erwischen einmal mehr die allerletzte
freie Campingsite. Aber nur für eine Nacht, sagt uns der Host. Ab morgen ist
alles komplett ausgebucht. Unsere beiden Camper passen tipptopp auf die
grosszügig für amerikanische RV’s ausgelegte Site, und Walter kommt unverhofft
zu seiner ersten Übernachtung in einem amerikanischen Nationalpark. Im Visitor
Center erreicht uns eine Nachricht von Gabi und Roland. Sie sind am Mittag im
City Market in Moab. Da kommen wir auch vorbei. Der Zufall will es, dass wir
gleichzeitig in den Parkplatz einbiegen. Walter steht schon da. Moab und der
Arches Nationalpark sind sehr populär. Campingplätze kosten ohne weiteres 80
Dollars pro Nacht, und für die Einfahrt in den Nationalpark muss man vorgängig
im Internet ein Zeitfenster buchen. Ohne dies kann man den Park nicht besuchen,
es sei denn, man fährt morgens vor 6 Uhr oder abends nach 5 Uhr hinein. So
werden wir das also machen. Ein paar Kilometer nördlich vom Parkeingang kann
man an einer Schotterstrasse in der Prärie stehen. Es gibt viel zu erzählen und
Herbie verwöhnt uns alle mit seinem Thai Curry. Um viertelvorfünf klingelt
unser Wecker, Walter ist schon auf und reisefertig. Im dritten Wagen ist noch
aller ruhig. Walter klopft an die Tür, «Polizei» ruft er, und nun gehen auch
bei Gabi und Roland die Lichter an. Kurz vor halb sechs stehen wir vor dem
Parkeingang und sind bei weitem nicht die ersten Besucher. Im Park gibt es
zunächst Frühstück, bevor wir uns den Park getrennt ansehen und die Wanderungen
nach Lust und Laune aussuchen. Am Abend treffen wir uns nochmals alle auf dem
Stellplatz bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Wir
wollen noch in den Dead Horse Point State Park und zu der Island in the sky
Sektion des Canyonland Nationalparks. Von dort aus führt der spektakuläre
Shafer Canyon Trail zurück nach Moab. Steil geht es mit Haarnadelkurven
hinunter zum Colorado River. Der Ranger hat uns gesagt, dass der
Übernachtungsplatz im Nationalpark ausgebucht sei. Somit müssen wir uns
ausserhalb etwas suchen. Die Strasse ist sehr holprig und an einer besonders
ekligen Stelle, rätsch bumm päng, knallt es in der Wohnkabine. Hoppla. Einer der
beiden Schränke, die nicht aufgehen sollten, ist aufgegangen, und der Inhalt
liegt nun verstreut auf dem Boden. Eigentlich kontrollieren wir die Tür Sicherungen
immer aber manchmal….Die Couscous Schachtel und das Polenta Säckchen hat es
aufgesprengt und es sieht ziemlich übel aus. Die gelben Körnchen werden uns
wohl noch eine Zeitlang beschäftigen. Ansonsten ist alles heil geblieben und
ausser der Sauerei ist nichts passiert. Leider darf man ausserhalb des
Nationalparks auch nicht übernachten. Überall stehen Schilder. Wahrscheinlich
käme ja niemand kontrollieren, aber irgendwie wollen wir es nicht
herausfordern. Erst nach der Salzgewinnungsfabrik gibt es offizielle Plätze,
die natürlich voll sind. Erst im letzten Platz vor Moab gibt es noch ein
schönes schattiges Plätzchen. Einen reichhaltigen Apéro haben wir nun redlich
verdient.
Es wird
nun Zeit, Utah und seine roten Canyons und Felsformationen zu verlassen. Es
geht weiter nach Colorado. Das ist mehrheitlich Neuland für uns. Kurz vor der
Staatsgrenze kommen wir an Cisco vorbei. Es ist mehr oder weniger eine
Geiserstadt, zerfallene Häuser, ein paar nicht mehr sehr schöne Trailer und der
Bussards Belly General Store. Die nette Besitzerin erzählt uns, dass hier vor
30 Jahren Teile von «Thelma and Louise» gedreht wurden, und sie erinnert sich gerne
an den Besuch von Brad Pitt zurück. Zudem empfiehlt sie uns den Besuch des
Colorado National Monuments bei Grand Junction. Es ist noch Vormittag und
pünktlich vor dem Memorial Day Weekend erwischen wir noch einen freien
Campingplatz. Es ist heiss und schwül und eine lange Wanderung gluschtet uns
gar nicht. Wir spazieren entlang des Rims (Abgrund) zum Visitor Center und
sehen uns im Auditorium den Film über die Entstehung der Parks an. Obwohl das
sehr interessant ist, kann man sich fast nicht dagegen wehren einzunicken. Nun
brauchen wir noch einen Platz, um das lange Wochenende, an dem gefühlt alle Amerikaner
unterwegs sind, zu verbringen. Ami’s Acres RV Park antwortet tatsächlich
positiv auf meine Anfrage. Ein paar wenige Plätze seien noch frei. Er würde uns
den Platz bis 16 Uhr freihalten. Das reicht noch für Walmart und REI, dann
fahren wir über die I-70 durch das Grand Valley bis Glenwood Springs. Es ist
ein ziemlicher Szenenwechsel. Alles ist grün, in der Nacht regnet es und am
Morgen riecht es wie auf einer Alm. Die Tagestemperatur liegt deutlich unter 20
Grad. Es ist unser erster Regen seit letzten Dezember. Auch der Sonntag ist
regnerisch und gewittrig, und gibt Gelegenheit für Buchhaltung, Fotos ordnen, und
Bericht schreiben.
Das
historische Städtchen und die Umgebung werden wir uns erst morgen ansehen.