Pucon - Puerto Natales
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Pucon – Puerto Natales 04.12.2018 – 07.01.2019
Kurz nach der Grenze stellen wir uns auf einen Aussichtspunkt und übernachten im Nationalpark. Da die Grenze um 20:00 Uhr schliesst, ist der Stellplatz direkt an der Strasse überhaupt kein Problem.
In Pucon sehen wir uns die Supermärkte an, und stellen fest, dass wir aufgrund der Erzählungen von anderen Reisenden zu viel erwartet haben. Das Angebot, insbesondere in Bezug auf Käse ist nicht merklich besser als in Argentinien. Wir buchen uns auf einem ortsnahen Campingplatz ein und erkunden danach die Stadt zu Fuss. Es ist sehr touristisch, aber angenehm zum Bummeln. Wir entscheiden uns für einen weiteren Tag in Pucon. Die Infrastruktur und das Wetter lassen für den längst fälligen „Alles muss raus – Putztag“ keine Ausreden mehr gelten.
Die Termas Geometricas sind eine wunderschöne Thermal-Anlage, in einem grünen, engen Tal. Es gibt über zwanzig kleine und mittlere Becken mit Temperaturen zwischen 35° - 45°. Alles ist sehr naturbelassen und die Umkleidekabinen und Toiletten aus Holz sind in schwarz und im schwedischen falunrot gehalten. Im Eingangshaus gibt es zwei wunderschöne Feuerstellen, auf welchen leider anstelle von Arvenholz oder ähnlichem verleimte Sperrholzplatten durchgefeuert werden. Gänzlich fehlen Frischwasserduschen, die aufgrund der sehr hohen Eintrittspreise eigentlich vorhanden sein müssten. Die ganz hartgesottenen können natürlich unter dem nicht thermischen Wasserfall duschen. :-D
Noch immer meint es das Wetter sehr gut mit uns. Die Fahrt entlang der Seen, mit herrlichen Ausblicken auf schneebedeckte Vulkane ist grandios. Die chilenische Schweiz ähnelt unserer Heimat viel mehr als die argentinische Schweiz, welche wir eher in Kanada ansiedeln würden. Abgesehen von den Vulkanen sind die Berge und Seen, die Wiesen und Wälder, die Kühe und sogar die Häuser durchaus mit der Schweiz oder Süddeutschland vergleichbar.
Aufgrund der Empfehlung unseres Reisehandbuchs besuchen wir Valdivia, „eine der schönsten Städte Chiles“. Nachdem wir uns im Jumbo mit „Munz“ Schoggistängeli eingedeckt haben, marschieren wir in die Innenstadt. Der Platz mit dem Weihnachtsbaum, die Markthalle am Fluss und die alten Holzhäuser sind durchaus nett. Irgendwie haben wir aber auch hier mehr erwartet.
Leider behält der Wetterbericht recht, und das schlechte Wetter holt uns ein. Der Vulkan Osorno weigert sich standhaft, seinen Gipfel unseren Blicken freizugeben. Trotzdem fahren wir an den Lago Todos los Santos, wo wir einen schönen Spaziergang in Richtung Vulkan unternehmen können und einen ruhigen Stellplatz finden. Falls die Wolken sich lichten würden, wären wir sofort bereit zu knipsen!
Leider ist es nicht passiert. Das Wetter hat sich verschlechtert, und wir fahren zurück zum Lago Llanquihue, Richtung Puerto Varas und Puerto Montt.
Der graue regnerische Tag lädt nicht zu einem Besuch von Puerto Montt ein. Da der Wetterbericht in den nächsten Tagen keine Besserung verspricht, starten wir bei Kilometer 0 die legendäre Ruta 7, die Carretera Austral. In Hornopirén buchen wir direkt unsere Fähre nach Caleta Gonzalo für den nächsten Tag. Die Fahrt wäre bei besserem Wetter bestimmt spektakulär schön. Es regnet oft und wir sitzen meist drinnen. Gegen Abend landen wir Caleta Gonzalo und im privaten Naturpark Pumalin. Dieser gehört dem Chef der Outdoor-Marke „Patagonia“, dem US-Amerikaner Douglas Tompkins. Die Einrichtungen sind sehr schön, gut instand gehalten, und kurz vor Saisonstart noch kostenlos.
Wir unternehmen eine knapp 3-stündige Wanderung zum Vulkan El Chaitén. Dieser ist im Jahr 2008 ausgebrochen. Die Auswirkungen auf die Landschaft sind immer noch sehr gut sichtbar.
Weiter geht die Fahrt über die gut ausgebaute und auf grossen Teilen asphaltierte Strasse Richtung Süden. Leider ist das Wetter nach wie vor unbeständig und regnerisch. Entsprechend grün ist die Umgebung. Auf einem nicht sehr gut in Schuss gehaltenen Wanderweg wollen wir zu einem Gletscher Aussichtspunkt gehen. Zum Teil müssen wir durch Pflanzen-Tunnels kriechen, um voran zu kommen.
Im Nationalpark Queulat wollen wir uns den Ventisquero Colgante, einen hängenden Gletscher ansehen. Der Ranger am Parkeingang will Herbie aus unerfindlichen Gründen nicht glauben, dass wir Chilenen sind, und wir bezahlen natürlich den doppelten Eintrittspreis für Ausländer. Glücklicherweise erwischen wir für die Wanderung ein paar sonnige Abschnitte.
Der blühende Ginster am Wegrand, der uns seit ein paar Wochen begleitet hat wird nun abgelöst durch Lupinenfelder in den Farben violett, rosa und weiss. Wir treffen in Coyhaique, dem Hauptort der Region ein und können unsere Diesel-, Wasser- und Lebensmittelvorräte auffüllen. Bei schönstem Sonnenschein nehmen wir den nächsten Abschnitt der Carretera in Angriff und besuchen die chilenische Version der Cueva de los Manos. Diese ist im Gegensatz zu der argentinischen Cueva touristisch gerade noch nicht erschlossen. Wir steigen über die Gitter des halbfertigen Kassenhäuschens und folgen den zum Teil provisorisch angelegten Wegen und Schildern zu den Felsmalereien. Am nächsten Tag hat uns das schlechte Wetter wieder eingeholt. Der Ausflug zu den Marmorkathedralen und zum San Rafael Gletscher machen für uns keinen Sinn und wir entscheiden uns kurzfristig, die Seiten zu wechseln. Wir nehmen den bestens organisierten Grenzübergang in Chile Chico und reisen in Los Antiguos wieder in Argentinien ein. Sicherheitshalber essen und kochen wir unsere erst gekauften Frischvorräte noch, um diese an der Grenze nicht abgeben zu müssen. Während wir im Zollgebäude unsere Stempel und Papiere abholen beschnüffelt der Labrador on duty unseren Camper und gibt offenbar grünes Licht. Die Beamten winken uns ohne weitere Inspektion durch.
Kirschen pflücken kurz vor Weihnachten können wir in der Hauptstadt der Kirschen, in Los Antiguos auch noch, bevor wir wieder auf die Ruta 40 nach Süden einbiegen. Diese verläuft relativ eintönig durch karge, vom Wind gepeitschte Landschaft. Bisher haben wir nur viel von diesem Wind gehört, wurden aber grösstenteils verschont. Ab jetzt scheint er für die nächste Zeit unser ständiger Begleiter zu werden. Am Lago Viedma verlassen wir die Ruta 40 und fahren westwärts nach El Chaltén am Fuss des Fitz Roy Massivs im Nationalpark der Gletscher. Gemäss Hinweisen von anderen Reisenden „steht man“ hier am Dorfeingang auf einem Parkplatz. Der Ort ist sehr jung und touristisch, und wächst rasch. Vom Stellplatz aus hat man eine grandiose Aussicht auf den Fitz Roy und den Cerro Torre, falls sie sich nicht hinter den Wolken verstecken. Das Dorf und die Wanderwege sind gut zu Fuss erreichbar. Als erstes nehmen wir die 20 km des Sendero Fitz Roy bis zum Lago de los Tres in Angriff. Nach km 9 treffen wir auf ein Schild das uns mitteilt, dass wir für den letzten Kilometer eine Stunde brauchen werden und guter physischer Verfassung sein müssen. Tatsächlich wird der Pfad sehr steil und unwegsam. Leider fängt es auch noch an zu schneien. Wir werden für den mühseligen Aufstieg nicht belohnt und sehen einen nebelverhangenen Fitz Roy im Schneegestöber. Nach den 10 km Rückweg haben wir uns ein Abendessen ein einer Pizzeria wohlverdient.
Auf dem zweiten längeren Weg, dem Sendero Torre zur Laguna Torre haben wir mehr Wetterglück.
Eigentlich wollten wir weiterreisen, doch am nächsten Morgen erwartet uns ein strahlend schönes, und windstilles Wetter. Wir entscheiden uns zu bleiben und starten zu einer wiederum 20 km langen Wanderung zu den besten Aussichtspunkten auf beide Berge.
El Chaltén hat uns sehr gut gefallen, doch nach fünf Tagen ist es Zeit für einen Campingplatz mit einer richtigen Dusche.
Dies finden wir in El Calafate, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung des Perito Moreno Gletscher. Das Städtchen ist hübsch und wir können unsere Lebensmittel- und Dieselvorräte wieder aufstocken. Um vor den Tourbussen am Gletscher zu sein übernachten wir kurz vor dem Parkeingang und stehen um 8 Uhr am Zahlhäuschen. Wider allen Erzählungen kann man bequem und ohne Probleme mit Kreditkarte bezahlen. Wir hatten schon befürchtet hier einen grösseren Betrag unseres wertvollen Bargeldes zu brauchen. Aufgrund des Wetterberichts machen wir uns auf einen nasskalten Tag gefasst, den wir mehrheitlich im Camper verbringen, und während den kurzen Aufhellungen zu den Aussichtplattformen zu eilen. Fast als erste sind wir da. Zwar regnet es, doch wir ziehen uns mal an wie für auf die Skipiste und laufen los. Kurze Zeit später hellt es auf und wir geniessen einen sonnigen Tag. Stundenlang stehen wir auf den Plattformen und spazieren über die Boardwalks, immer in Erwartung eines grossen Gletscherabbruchs. Wir können viele kleine und einige mittlere Abbrüche beobachten. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie die Eisblöcke unter Getöse ins Wasser stürzen.
Zurück in El Calafate passiert, was schon lange hätte passieren müssen. Herbie lässt einmal mehr seine Schuhe während der Nacht draussen stehen. Am nächsten Morgen steht leider nur noch ein Croc vor der Tür. Kaum verlassen wir den Camper werden wir auch schon von einem Grüppchen tatverdächtiger Vierbeiner begrüsst. Der Schuh bleibt aber unauffindbar.
Wieder steht ein Grenzübertritt nach Chile an. Einige Bekannte von uns wollen den Jahreswechsel in Puerto Natales verbringen. So entscheiden wir uns, am Torres del Paine Nationalpark erstmal vorbeizufahren, und ebenfalls nach Puerto Natales zu fahren. Da wir ja für den Grenzübertritt wieder alle Frischvorräte haben aufbrauchen, bzw. abgeben müssen, bietet sich dies ohnehin an. Auch der Wetterbericht verheisst nichts Gutes. Puerto Natales ist ein gemütlicher Ort mit einer netten Haupteinkaufsstrasse. In einer kleinen Bäckerei wollen wir uns aufwärmen, ein Café trinken und einen Blaubeer-Muffin essen. Gerade noch rechtzeitig entdecken wir die Preisliste, und verlassen das Lokal. Für zwei Espresso und zwei Muffins hätten wir kurzerhand umgerechnet 20 Franken plus 10 Prozent Trinkgeld zahlen müssen. Chile ist teuer, doch das war dann doch des Guten zu viel. Den Silvesterabend verbringen wir auf dem kleinen Camping Guino. Ab 21:30 Uhr wird in der Gemeinschaftsküche Pizza gemacht. Jeder bringt etwas mit, und so kommen tolle Kreationen zustande. Wir vier Overlander fühlen uns ein bisschen wie Grosseltern unter all den jungen Backpackern. Es ist aber ein netter und kurzweiliger Abend und wir schaffen es, uns bis Mitternacht wach zu halten.
Nun wird es Zeit, den Torres del Paine Nationalpark zu besuchen. Die Preise schiessen den Vogel ab! Wir Ausländer zahlen den 3.5 fachen Betrag im Vergleich zu den Chilenen. Wir bezahlen zusammen Fr. 63.-- Eintritt, nur Bargeld wird akzeptiert. Im Visitor Center ist trotz ausgewiesenen Öffnungszeiten weit und breit kein Mensch zu sehen. Mit dem Camper darf man auf allen Parkplätzen, welche rund um die Uhr geöffnete Toiletten haben kostenfrei übernachten. Dies sind grundsätzlich die Parkplätze an den drei Parkeingängen. Damit sind wir gegenüber den Rucksackreisenden, bzw. mit Zelt reisenden (oft jungen) Leuten gut bedient. Wir können auch genügend Esswaren mitnehmen, um uns selbst zu versorgen. Zeltplätze und Refugios kosten pro Person zwischen Fr. 15.— und Fr. 180.--. Ohne schlaue Einkaufsmöglichkeiten ist man sonst auf die wenigen Restaurants angewiesen. Wer die berühmte „W“ Wanderung in sehr sportlichen vier Tagen schafft, ist für eine kurze Katamaranfahrt und drei Schutzhüttenübernachtungen gute Fr. 600.— los. Eine Bootsfahrt am Lago Grey schlägt mit Fr. 100.— für 3 Stunden zu Buche Es ist schade, dass den Gästen für relativ viel Geld ausser einer grandiosen Landschaft sehr wenig Service geboten wird.
An einer Stelle im Park sollen Pumas gesichtet worden sein. Wir fahren als erstes an diesen Ort und spazieren ein bisschen über den besagten Weg. Ausser einem abgenagten Guanaco Gerippe, und ein paar lebendigen solchen sehen wir aber nichts.
Am nächsten Morgen sehen wir uns in einer Art Föhnlage. Es ist sehr sonnig und klar und wir entscheiden, wenn auch ein bisschen spät, die mit 8 Stunden veranschlagte Wanderung zum Mirador Base de los Torres zu machen. Am Ausgangspunkt der Wanderung erwartet uns ein sehr schönes Willkommenszentrum. Es gibt moderne, saubere Toiletten, mehrere Schalter für Tickets für den Pendelbus zurück zum Parkeingang, eine Cafeteria, und ein Registrationsstelle. Wieder füllen wir Namen, Adresse und Nationalität aus. Wofür dieses Papier denn gut sei, fragen wir. Der Startpunkt und gut die Hälfte der Wanderung führt über Privatbesitz. Offenbar fliesst hier gutes Geld vom staatlichen Park in diese private Estancia, welches, zumindest macht es den Eindruck, auch wirklich in die Einrichtungen investiert wird. Der Weg führt durch die Pferdeweide, die Hotelanalge, und dann über den Windy Pass in ein Refugio. Kurz danach sind wir wieder im Nationalpark. Es geht durch niedrigen Südbuchenwald bis zu einer Ranger Station. Ab hier folgt ein sehr steiler Aufstieg zum Aussichtspunkt. Die Mühe lohnt sich. Obwohl es uns fast wegwindet und an ein gemütliches Picnic am Aussichtspunkt nicht zu denken ist, ist der Ausblick wunderschön. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Wir schaffen den Rückweg bei Sonnenschein in drei Stunden und begegnen sogar noch zwei der seltenen Huemuls (Südandenhirschen). Kurz bevor der Föhn zusammenbricht erreichen wir wieder das Willkommenszentrum, unseren Camper und Übernachtungsplatz. Der nächste Tag ist grau, kalt, nass und windig. Wir fahren bis zum Lago Grey und hoffen, dass sich das Wetter bald wieder bessert. Das tut es nicht. An eine Wanderung ist nicht zu denken. Wir stehen im Dauerregen und im stürmischen Wind auf dem Parkplatz beim Lago Grey. Es gibt eine ganz neue recht gemütliche Cafeteria, wo wir uns einen Patagonia Blend Espresso aus einem dieser fürchterlichen Vollautomaten gönnen, und von den 5 Min. Gratisinternet pro Gerät pro Zugangspunkt profitieren.
Am nächsten Morgen sind die umliegenden Berghänge mit Neuschnee eingezuckert. Kurz vor dem Mittag lässt der Regen nach und es gibt einige Aufhellungen. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf, und gehen auf die knapp 2-stündige Rundwanderung zum Grey Gletscher Aussichtspunkt. Wir erreichen diesen trockenen Fusses, bevor erneut der Regen einsetzt. Mit Gegenwind kämpfen wir uns über den Strand zurück und kommen tropfnass beim Camper an. Wie wir in I-Overlander gelesen haben, soll es im nahe gelegenen Hotel Grey Wifi geben. Sobald wir und das Wetter einigermassen abgetrocknet sind, machen wir uns auf den kurzen Spaziergang dahin. Das Hotel hat eine gemütliche Bar, mit einer riesigen Fensterfront und einem tollen Ausblick auf die Berge und den See. Gerne setzen wir uns hier hin, trinken einen Pisco Sour und schreiben ein paar Whattsapp. Aber neuerdings gibt es Wifi nur noch für Übernachtungsgäste. Für alle anderen, also auch für Restaurantbesucher, werden Fr. 5.— pro Stunde und Gerät aufgerufen. Wir haben zu Hause einen schönen Weisswein kalt gestellt, und so dringend sind die Whattsapp nun auch nicht.
Am nächsten Morgen verlassen wir den Park und fahren wieder zurück nach Puerto Natales auf den Camping Guino. Wir sind früh genug dran, so dass die oberste Site noch frei ist. Diese ist gerade und hat die beste Aussicht auf das Dorf. Uups, was ist denn hier los? Wir lahmen hinten links. Langsam aber stetig verliert der Reifen die Luft. Leider lässt sich das Leck nicht mit Herbies bewährter Methode reparieren. So müssen wir in eine Gomeria fahren und den Reifen von innen flicken lassen. Dies geht schnell, günstig und unkompliziert. Hoffen wir, dass es hält.