San Pedro de Atacama - Sierra Grande
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San Pedro de Atacama – Sierra Grande 11.09.2018 – 09.10.2018
Die erste Nacht in San Pedro verbringen wir am Friedhof. Wir nutzen die dürftigen Einkaufsmöglichkeiten, um am nächsten Morgen in das ca. 10 km südlich gelegene Desert-Camp Andes Nomads, offenbar auch ein beliebter Overlander-Treffpunkt zu fahren. Drei Tage verbringen wir in der herrlichen Ruhe, geniessen die angenehmen Temperaturen, waschen die Wäsche und tun ansonsten gar nichts.
Wir nehmen Abschied von Detlef und kraxeln wieder die gerade an den Berg gebaute Strasse hoch auf fast 4900 müM. Der Grenzübertritt nach Argentinien auf den Jama Pass erweist sich als der einfachste bisher. Vier hintereinanderliegende, logisch aufgebaute Schalter und alles ist erledigt. Die Fahrt geht durch wunderschöne Berglandschaft und pendelt zwischen 4800 und 3500 müM, bis wir schliesslich zu den Serpentinen kommen, die uns nach Purmamarca herunter führen.
Auf der Strecke nach Salta überholen wir unzählige Radfahrer und Fussgänger. Was ist denn hier los? Es sind Pilgerer. Am Samstag findet die Fiesta/Procesion del Milagro in Salta statt Dieses Ereignis lockt dieses Jahr 80‘000 Menschen in die Stadt. Hoffentlich wollen die nicht alle auf dem Campingplatz übernachten. Alle nicht, doch der Camping Xamena mit dem immer noch leeren Pool ist schon ein bisschen voller als noch vor einem Monat.
Gleich als erstes stürmen wir den Carrefour, um unsere leergegessenen Futterkisten wieder zu füllen. Was für ein Schlaraffenland! Wir fahren auch noch beim Toyota Center vorbei, um einen Servicetermin für El Caracol zu vereinbaren.
Den Montag nach dem Pilgerwochenende, welches wir mehrheitlich mit putzen verbracht haben, verbringen wir in der Werkstatt und überwachen mit Argusaugen die Arbeiten. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Nach ein paar gemütlichen Tagen in Salta verlassen wir die Stadt und fahren durch die Quebrada de Toro nach San Antonio de los Cobres. Einst eine reiche Bergwerkstadt, ist heute verarmt und lädt nicht zum Verweilen ein. Trotzdem übernachten wir bei der Tourist Info, nachdem wir noch den Polvorilla Viadukt des berühmten Touristenzugs „Tren de los Nubes“ besichtigt haben.
Auf der Ruta 40 fahren wir südwärts. Um unser nächstes Ziel, das Städtchen Cachi zu erreichen, müssen wir den Abra del Acay, einen ca. 4950 m hohen Pass bezwingen. Die Piste ist zum Glück in einem guten Zustand und die 150 km lange Fahrt über den Pass und die Schlucht des Rio Calchaqui ist spektakulär. Der Empfehlung von Freunden folgend steuern wir den Gemeindecampingplatz in Cachi an. Inzwischen erreichen die Tagestemperaturen gute 30° Celsius und wir sind froh über ein schattiges Plätzchen. Das Städtchen ist sehr hübsch und wir geniessen das Sitzen an der Plaza, mit einem kühlen Glas Torrontes aus dieser Weinregion.
Die Fahrt geht weiter über die Ruta 40 nach Cafayte. Die Strecke ist erneut spektakulär schön. Leider ist das Wetter nicht mehr ganz so schön, so dass die Farben etwas weniger gut zur Geltung kommen. Cafayate ist ein netter kleiner Touristenort mit vielen Weingütern. Eigentlich wollen wir uns auf dem Campingplatz für ein zwei Tage einrichten, doch einige Gewerkschaften in Argentinien haben zum Streik aufgerufen und so gibt es ein Hin und Her, ob und wie lange wir nun genau bleiben dürfen. Es fällt auch ständig wieder der Strom aus, und an der Tankstelle bilden sich lange Warteschlangen, in die auch wir uns einreihen. Wer weiss, wie lange dies dauert. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang und besuchen das kleine Weingut Las Nubes, welches uns von verschiedenen Seiten empfohlen wurde. Die zweite Nacht in Cafayte verbringen wir auf einem Parkplatz am Stadtrand, da der einzige geöffnete Campingplatz im Ort infolge Streik nun auch geschlossen ist.
Weiter geht die Fahrt über die nun asphaltierte Ruta 40 Richtung Süden zum Talampaya Nationalpark. Der Park kann nicht individuell besucht werden. Aus diesem Grund müssen wir eine Tour buchen. Wir entscheiden uns für die dreistündige Fahrt mit dem grossen 4x4 Fahrzeug, wo man einen Teil der Strecke auf dem Dach sitzen kann. Die roten Felsformationen und die bis zu 150 Meter hohen Wände im Talampaya Canyon sind sehr eindrucksvoll. Auch der nur 80 km entfernte Ischigualasto Provinzpark kann ohne Führung nicht besucht werden. Hier dürfen wir mit unserem eigenen Fahrzeug im Konvoi mit ca. 20 anderen Fahrzeugen und einem Guide das Mondtal auf einem 40 km langen Circuit befahren.
Wir verlassen nun die Berge und fahren Richtung Cordoba. Auf dem Camping Municipal sind wir zwar etwas weit weg vom Stadtzentrum, doch es ist sehr ruhig. Unser erster Versuch, die Innenstadt zu erreichen scheitert am Taxistreik. Der zweite Versuch gelingt und wir verbringen einen gemütlichen Tag in der betriebsamen Grossstadt. Für den Rückweg wagen wir uns in den Linienbus, der uns in die Nähe des Campings bringen soll. An der Bushaltestelle probieren wir uns zu orientieren, und werden sofort zurechtgewiesen, weil wir uns nicht an das Ende der Warteschlange gestellt haben. In Argentinien sind Warteschlangen mindestens genauso üblich und geordnet wie in England. In der Kathedrale haben wir sogar eine Warteschlange zum Beichtstuhl beobachtet.
Bevor wir uns nun endgültig auf den Weg in den Süden machen, müssen wir im Carrefour unsere Vorratskisten erneut auffüllen. Wir haben uns sagen lassen, dass die Lebensmittelpreise im Süden merklich höher sind, und offenbar gar Schweizerniveau erreichen werden. El Caracaol platzt fast, doch wir können alles verstauen. Wir fahren nun viele Kilometer durch die Pampa, flaches Buschland ohne nennenswerte Ereignisse, bis wir schliesslich am Rio Colorado die Grenze zu Patagonien erreichen. Hier erwartet uns ein zoofitosanitarischer Checkpoint. Es dürfen keine Früchte, kein Gemüse und kein Fleisch nach Patagonien eingeführt werden, da dies Fruchtfliegen- und Maul- und Klauenseuche-freies Gebiet ist. Der freundliche Beamte lässt sich von Herbie unsere Gemüseschublade zeigen und wir müssen Zitrusfrüchte und die für den heutigen Abend geplante Avocado abgeben. Dies schmerzt zwar, doch die Tatsache, dass wir den Kühlschrank nicht haben öffnen müssen, tröstet uns darüber hinweg. Wir verspreisen noch vor Ort Orangen und Grapefruit, bezahlen 75 Peso für eine Unterbodendesinfektion und stellen uns für die Übernachtung auf die Petrobras Tankstelle. Campingplätze gibt es in dieser Gegend wenige, und von diesen sind die Meisten geschlossen. Das Wetter ist auch schon merklich kühler geworden und es weht ein heftiger Wind aus Süden, welcher unseren Dieselverbrauch merklich ansteigen lässt. Dies sei aber erst ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch weiter im Süden erwarten wird.
In Sierra Grande, ca. 100 km vor der Halbinsel Valdes schlagen wir unser Lager an einer neuen und schönen YPF-Tankstelle auf. Wir parken taktisch klug und haben besten Wifi Empfang vom „Full“, dem Tankstellen-Shop und können so längst fällige Internet-Arbeiten erledigen. Im La Aninoma, der hier im Süden ansässigen Supermarkt-Kette füllen wir unsere Vorratskisten nochmals auf, bevor wir morgen auf die Peninsula Valdes fahren, und hoffen viele Wale, Seeelefanten, Seelöwen und Pinguine zu sehen.