Zipolite - San Marcos de la Laguna
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Zipolite – San Marcos de Laguna 02.12.2024 – 31.12.2024
In
Zipolite fühlen wir uns sehr wohl. Wir beginnen den Tag mit einem perfekten
Espresso beim Italiener am der Hauptstrasse. Bestellen müssen wir nicht mehr.
Einfach hinsetzen, und unsere Cafés werden serviert. Die Mittagshitze lässt
sich im Pool wunderbar aushalten. Gegen Abend gehen wir zum Strand und
geniessen das Meer bei perfekten Wassertemperaturen um die 30 Grad. In der
Xhuba Bar am Strand gibt es Happy Hour Margaritas. Auch hier müssen wir nicht
mehr bestellen. Die zuckerfreie Version des mexikanischen National-Drinks wird
ungefragt zu unserem Tisch gebracht. Der Sun-Downer wird zu einer schönen
Gewohnheit. Sonnenuntergang ist Sonnenuntergang mögen manche anmerken. Doch tatsächlich
ist es jeden Abend wieder ein spezielles Erlebnis. In der Tat liesse sich diese
Routine tage- wochen- oder jahrelang weiterführen. So ist es wahrscheinlich
einigen Leuten, die wir täglich hier sehen ergangen. Soweit wollen wir es nicht
kommen lassen, und nach zwei Wochen Rancho los Mangos brechen wir auf. Adios
Zipolite, bis zum nächsten Mal.
Die Strecke nach San
Cristobal de las Casas, auf 2400 müM ist in einem Tag nicht zu schaffen. Wir
übernachten auf einer recht angenehmen Pemex unter Mangobäumen. Nach der Grenze
von Oaxaca nach Chiapas geht es stetig bergauf und die Temperaturen werden
merklich kühler. Wie schon vor zwei Jahren sind zahlreiche Pilger unterwegs,
die der Jungfrau Maria von Guadalupe gedenken. Sie ist die Schutzpatronin
Mexikos. Das Fest erinnert an die Marienerscheinung im Jahre 1531. Die heilige
Jungfrau erschien dem Indianerjungen Juan Diego und beauftragte ihn, vom
Bischof in Ciudad de Mexiko die Errichtung einer Kirche auf einem Hügel nahe
der Stadt zu erbitten. Bereits zum fünften Mal sind wir nun auf dem Rancho San Nicolas in SanCris, wie San Cristobal de las Casas liebevoll genannt wird. Wir dürfen die von Amazon gelieferte Ware, eine rostfreie Zitronenpresse in Empfang nehmen. Die Variante aus beschichtetem Aluminium hat sich nicht bewährt. Wir haben nun die professionelle Ausführung, ist diese Presse doch nebst der Nespresso-Maschine unser wichtigstes Haushaltgerät.
Zusammen mit Simon machen wir den Kunstmarkt von SanCris unsicher, und versuchen Informationen betreffend der sicherheitspolitischen Lage über unsere geplante Route nach Guatemala in Erfahrung zu bringen. Wie es scheint, ist der Grenzübergang La Mesilla geschlossen, bzw. in der Hand der Kartelle. Wir sprechen mit einem Guatemala Tour-Operator, der uns ganz klar sagt, dass sie auf unbestimmte Zeit den Grenzübergang meiden, und den Umweg über die Pazifik-Route machen. Dies ist der Grenzübergang in Tapachula auf der Hauptroute der Flüchtlingsströme nach Norden. Dies erscheint uns wenig attraktiv und ist zudem mit einem Umweg von 500 Kilometer verbunden. Wir sprechen die örtliche Polizei und die Guardia Nacional zu diesem Thema an und müssen leider feststellen, dass diese Behörden nicht die geringste Ahnung über die Situation haben. In einer Facebook Gruppe gibt es einen Post der sagt, dass die Grenze seit ein paar Stunden wieder offen ist. Reisende dahin wurden allerdings von ärgerlichen und gewaltbereiten Gruppen attackiert. Darauf haben wir wenig Lust. Wir besprechen uns mit Simon und entscheiden uns für die Vernunftvariante Pazifik.
Die Strecke nach Tapachula wollen wir in zwei Tagen schaffen. Den ersten Stopp legen wir in einem Schildkröten-Refugio in Puerto Arista ein. Wir dürfen kostenlos auf dem Parkplatz übernachten, und bei Sonnenuntergang einen eimervoll Schildkrötenbabys in die Freiheit entlassen. Dies ist ein ganz besonderes Erlebnis. Der Aufseher erklärt uns, dass es nicht mehr erlaubt ist, die Tiere anzufassen, da es tatsächlich vorgekommen ist, dass «Trostpreise der Menschheit» diese Tiere in die Hosentaschen gesteckt und gestohlen haben. Doch nach einiger Zeit des Zusehens sagt er ok, Ihr dürft sie taufen, und ins Meer entlassen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Loki 1, Loki 2 und Loki 3 werden in die Wellen getragen, in der Hoffnung, dass sie eines Tages hierhin zurückkehren werden.
In der Nähe von Tapachula gibt es ein Surf-Camp, welches wir uns für die Nacht vor dem Grenzübergang ausgesucht haben. Der Weg dahin ist für Simon allerdings wegen tiefhängenden Ästen und elektrischen Leitungen nicht erreichbar. Glücklicherweise haben wir kurz vorher eine riesige Pemex gesehen, die sich für eine Übernachtung regelrecht aufdrängt. Selbstverständlich fragen wir die Angestellten, ob dies ok ist. Die beiden Herren drucksen herum und erfinden eine Geschichte, dass der Besitzer dies leider nicht erlaubt. Allerdings, wenn eine Flasche Coca Cola drin läge, könnte man ja durchaus ein Auge zudrücken. So erkaufen wir, bzw. Simon uns diese Übernachtung für einen Liter Coca Cola.
Noch sind wir nicht sicher, ober ein Grenzübertritt am Sonntag gut oder schlecht ist. Tatsache ist, es ist Sonntag und wir werden es versuchen. Nach einer Stunde Fahrt sind wir am Grenzfluss. Die Ausreise aus Mexiko verläuft zügig und problemlos, und nach der Brücke stehen wir nach drei Jahren wieder hier, in Tecún Uman in Guatemala. Der Beamte an der Passkontrolle sieht so schlecht, dass sein Auge in ca. 2 cm Entfernung vor seinen Bildschirm klebt. Gleichzeitig hört er sehr schlecht, und von Schweizern mit einem Schweizer Auto hat er noch gar nie gehört. Glücklicherweise treffen wir am Zoll einen freundlichen jungen Mann, der einen Schweizer Freund hat, und uns sofort Bilder mit schneebedeckten Landschaften zeigt. Er begleitet uns durch den an für sich einfachen, aber langwierigen Prozess der temporären Einführung eines ausländischen Autos in Guatemala. Dieser Prozess sieht vor, dass wir zurück zur Passkontrolle müssen, um dort einen Fresszettel mit einem Stempel und einer Nummer abholen müssen. Für unseren kurzsichtigen und hörgeschädigten Freund von der Migration ist das zu viel. Zwei Schweizer Fahrzeuge und insgesamt 3 Personen ist für ihn eine ganz spezielle Herausforderung. Glücklicherweise gibt es noch einen zweiten Beamten und nach einigem Hin und Her haben wir pro Fahrzeug unsere Fötzel in der Hand. Nachdem fast alles abgeschlossen ist, erklärt uns der junge Zöllner, dass die Gebühr für die temporäre Einfuhr der Fahrzeuge am Sonntag offiziell bei der dafür vorgesehenen Bank nicht entrichtet werden kann, da diese geschlossen ist. Ausserhalb des Zollareals gäbe es aber «Services», die man kontaktieren könne. Gegen einen kleinen Aufpreis würden sie dies sogar am Sonntag für uns in die Wege leiten. Gespannt machen wir uns zu Fuss auf den Weg. Sehr rasch werden wir angesprochen und für einen «Füfliber» Aufpreis übernimmt irgendjemand irgendwie die geforderte Zahlung für uns und nimmt die 200 Quetzales in bar entgegen. Ohne Quittung kehren wir zum Zoll zurück, melden die erfolgte Zahlung und erhalten zu unserer grossen Überraschung den Aufkleber mit der dreimonatigen Bewilligung für unsere Camper. Nach diesem Erfolg erstehen wir unsere Claro SIM Karten und machen uns auf den Weg ins Refugio Quetzal. Das Navi meint, die paar Kilometer sind in 40 Minuten geschafft. Tatsächlich kommen wir mit einem Durschnitt von ca. 30 km pro Stunde ganz gemächlich voran. Das Wetter verschlechtert sich von Minute zu Minute, und im Refugio sind wir in dichten Nebel gehüllt. Wir werden freundlich empfangen und richten uns auf dem grosszügigen Parkplatz ein. Warm eingepackt machen wir uns im Regenwald auf die Suche nach dem Nationalvogel von Guatemala. Wie schon vor drei Jahren lässt sich das Objekt der Begierde nicht sehen. Trotzdem geniessen wir den Spaziergang im Dschungel.
Während Simon ausschläft machen wir uns am frühen Morgen nochmals auf den Weg. Der Nebel ist weg, und die Aussicht von unserem Stellplatz ist phänomenal. Dies entschädigt, dass wir auch heute keinen der seltenen Vögel zu Gesicht bekommen.
140 Kilometer trennen uns noch von unserem nächsten Ziel. Pierre’s Place Pasajcap am Lago Atitlan, wo wir die kommenden Feiertage verbringen wollen. Ein kurzer Einkaufsstopp im La Torre in Quetzaltenango, kurz Xela genannt ist eingeplant. Für diese Strecke benötigen wir unglaubliche 7 Stunden. Von der Abzweigung von der Panamericana hinunter zum See müssen wir 1000 Höhenmeter überwinden. Obwohl wir dies zum dritten Mal fahren sind wir wieder überwältigt von der Steilheit dieser Strecke. Eine Tortur für die Fahrzeuge. Wir überstehen es auch diesmal unbeschadet. Santiago und Diego, die Caretaker auf dem Platz erwarten uns, und weisen uns unsere Plätze zu.
Ein kurzer Fussmarsch von ca. 15 Minuten über eine holprige, staubige und steinige Strasse bringt uns nach San Marcos de Laguna. Simon macht sich einen besonderen Spass daraus, die herumliegenden Nägel und Schrauben aufzusammeln. Schliesslich wollen wir alle auf der Rückfahrt keine aufgeschlitzten Reifen haben. Wie schon vor zwei Jahren sind wir erstaunt, dass wir jedes Mal gegen 50 Exemplare aufsammeln können.
Das kleine Dorf hat sich verändert. Alles ist ein bisschen aufgehübscht worden. Ganz speziell freut es uns, dass der junge Deutsche, der das Café / Bäckerei Circles übernommen hat, viel gebaut, vergrössert und verschönert hat. Es ist ein wahrhaft schöner Laden geworden, und es hat auch nach 9 Uhr morgens noch Brot im Angebot. Es läuft richtig gut, und der junge Mann hat grosse Pläne.
Den ersten Ausflug mit dem Taxi-Boot unternehmen wir nach San Juan de Laguna. Es gibt viele schöne Läden mit Kunsthandwerk zu bestaunen. Auch die Wandmalereien sind farbenfroh und bieten wunderschöne Fotomotive. Wie fast jeden Tag wird das Wetter am Nachmittag schlechter, und die Rückfahrt mit dem Boot wird ziemlich wellig. Das Wasser spritzt durch die kleinen Fenster rein, die etwas weniger seefesten Fahrgäste kreischen und der Fahrer ist in kurzer Zeit völlig durchnässt. Eigentlich hätten wir bis Pasajcap fahren wollen. Aufgrund der Situation steigen wir in San Marcos aus, und laufen das letzte Stück zu Fuss. Schliesslich gibt es wieder Nägel und Schrauben, die eingesammelt werden müssen.
Nach knapp einer Woche verlässt uns unser Reisegefährte Simon. Er fährt nach Antigua, um gemeinsame Bekannte zu treffen. Wir können uns noch nicht dazu entschliessen weiterzufahren. Pierre hat uns den besten Platz auf dem Gelände zugesagt, sobald die Südafrikaner, die diesen Platz bewohnen abreisen. So vergehen die Weihnachtstage ruhig, und am Stephanstag ziehen wir auf Platz Nummer 10. Wir unternehmen kleine Wanderungen entlang des Sees und geniessen die Entspanntheit dieses Ortes.
Leider ist das Früchte- und Gemüseangebot nicht immer ganz über jeden Zweifel erhaben. Mit dem Taxi-Boot sind wir in 10 Minuten in San Pedro auf der anderen Seeseite. Dort gibt es einen grösseren Markt, und auch bessere Preise.
Nach langem Hin- und Her und vielen Gesprächen entschliessen wir uns, ein Starlink Mini anzuschaffen. Wir dürfen die Adresse von Simons Onkel Marcel in Antigua nutzen, und profitieren kurz vor dem Jahresende noch von einem Sonderangebot. Wir sind gespannt.
Der letzte Tag des Jahres 2024 bricht an. Wir starten sehr sonnig und nutzen dies für ein paar Jahresendfotos. Am Nachmittag wird es dunkler und von allen Seiten ziehen Gewitter auf. Zum Glück haben wir heute Abend nichts mehr vor.
Wir wünschen Euch allen einen schwungvollen Start in ein hoffentlich glückliches und gesundes neues Jahr!