Grenchen - Oaxaca - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Grenchen - Oaxaca

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Grenchen – Oaxaca 11.10.2023 – 04.11.2023
Nach vier Monaten Schweiz-Urlaub geht die Reise wieder los. Dieses Jahr haben wir sperriges Gepäck. Es sind unter anderem neue Campingstühle und Dachluken, die transportiert werden müssen. Glücklicherweise haben wir unsere alte amerikanische Riesenreisetasche im Keller gefunden, die eine solche Aufgabe meistern kann. Der Fussmarsch zum Bahnhof in den frühen Morgenstunden des 11. Oktobers sind etwas mühsam, doch wir erreichen den Zug und finden im Speisewagen einen gemütlichen Sitzplatz. Der Flug nach Cancun verläuft reibungslos. Die Taxidienste am Flughafen waren schon immer frech, doch nun haben sie endgültig den Bezug zur Realität verloren. Eine Fahrt ins Zentrum kostet nun Fr. 80.--, doppelt soviel wie vor vier Monaten. Wir verzichten und kaufen zwei Bustickets für Fr. 12.--. Der Fussmarsch vom Busterminal zu unserem Stammhotel Arco Maya wird noch einmal etwas mühsam, denn es ist nun nicht mehr angenehm kühl wie in Grenchen, sondern zusätzlich noch heiss und schwül. Die Dusche ist mehr als willkommen. Wir haben einen Tag in Cancun eingeplant, den wir ganz gemütlich verbringen. Ein netter Uber-Fahrer bringt uns wieder zum Flughafen und zeigt uns noch die Stelle, an der wir beim nächsten Mal die Taxi-Mafia umgehen können, und auch für die Fahrt in die Stadt Uber bestellen können. Auf Anraten von Benjamin, dem Besitzer des Grundstücks wo unser Camper steht, fliegen wir dieses Jahr den neuen Flughafen von Mexiko Stadt AIFA an. Dieser liegt ausserhalb der Hauptstadt, und wird zur Zeit hauptsächlich für Frachtflüge genutzt.
Zu erwähnen ist auch, dass unser Sauerteig «Pumuckl» die Reise im Handgepäck schadlos, und auch einen Drogentest in Zürich erfolgreich überstanden hat.
Angekommen in Tepotzotlan finden wir den Camper zwar sehr staubig aber ansonsten in gutem Zustand vor. Er startet problemlos. Wir beziehen unserem Stellplatz und starten mit dem Einräumen. Irgendwie müssen zusätzliche 40 kg Gepäck untergebracht werden. Dies funktioniert natürlich nur, wenn auch gewisse Sachen ausgemistet werden. Dies zur Freude von Raoul, dem Caretaker auf dem Platz. Dankbar übernimmt er die leeren Koffer, wie auch die nicht mehr gebrauchte Waren.
Beim Buchen der Reise ist uns leider entgangen, dass am 14.10.2023 eine seltene ringförmige Sonnenfinsternis in Teilen von Mexico zu bewundern ist. In Tepotzotlan sieht man sie immerhin mit einer Abdeckung von 77%. Das Wetter bereitet uns etwas Sorgen, doch wir haben Glück. Es ist mehrheitlich sonnig bis am Mittag, und erst nach der Finsternis ist der Himmel bedeckt. Wir können das Ereignis mit unseren mitgebrachten Brillen gut beobachten und sogar ein paar schöne Fotos machen.
Es ist Sonntag, und wir nutzen die Gelegenheit, das Museo Nacional del Virreinato und die goldene Kirche San Francisco Javier zu besuchen. Das Wetter bietet sich dafür an. Es ist bedeckt und nur kühle 16 Grad warm. Wir backen unser erstes Brot auf der diesjährigen Reise, und der Heizeffekt vom Omnia Backofen im Camper ist sehr willkommen.
Unsere erste Etappe führt uns nach Cholula. Die Strecke über den Arco Norte kennen wir unterdessen recht gut. Zum wiederholten Mal zahlen wir die Fr. 30.—Strassenzoll für diese Strecke. Immer noch besser als durch die Stadt!
Das Wetter zeigt sich nicht von seiner besten Seite. Es ist bedeckt und kühl. Eine wunderbare Gelegenheit, um unsere Vorräte im City Market aufzustocken. Uber bringt uns in die Mall und wir verwöhnen uns vor dem Shopping mit einem sehr guten Kaffee. Nebst Käse und Wein wandern auch sonst noch einige kleine Leckereien in den Einkaufswagen.
An einem sonnigen klaren Morgen ist der Aufstieg über die wackelige und überwachsene Leiter auf den Wasserturm obligatorisch. Man kann den rauchenden Popocatepetl wunderbar sehen. Ein Spaziergang durch das hübsche Cholula und ein Besuch der quirligen Markhalle macht immer wieder Freude. Die Aussicht von der grossen Pyramide von Cholula, auch bekannt als Tlachihualtepetl (Nahuatl für „handgefertigter Berg“) ist sehenswert.  Es handelt sich um die größte archäologische Stätte einer Pyramide (Tempel) in der Neuen Welt sowie um die volumenmäßig grösste bekannte Pyramide der heutigen Welt. Die Pyramide aus Lehmziegeln erhebt sich 25 Meter über der umgebenden Ebene, was deutlich niedriger ist als die Höhe der Großen Pyramide von Gizeh von 146,6 Metern, aber dafür ist sie viel breiter. Sie misst in ihrer endgültigen Form 300 mal 315 Meter, im Vergleich zu den Grundabmessungen der Grossen Pyramide von 230,3 mal 230,3 Metern. Die Pyramide ist ein Tempel, der traditionell dem Gott Quetzalcoatl geweiht war. Die Attraktion besteht aus drei Teilen: den Tunneln im Inneren der Pyramide, dem Komplex auf der Südseite und dem Geländemuseum. Etwa acht Kilometer Tunnel wurden von Archäologen in die Pyramide gegraben, aber nur 800 Meter sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Tunneleingang befindet sich auf der Nordseite und verläuft durch die Mitte des Bauwerks. Diese Tour führt am Wandgemälde der Trinker vorbei, einem der berühmtesten Aspekte der Stätte. Die Bauten auf der Südseite werden vom Altar Hof dominiert. Durch die Strasse Camino Real von der Stätte getrennt befindet sich das Stätten Museum, das ein Modell der Schichten der Pyramide, einen Raum für Keramik und andere Funde der Stätte sowie die Nachbildung von zwei Wandgemälden der Stätte enthält.
Es ist unterdessen unser dritter Versuch, diese Anlage zu besichtigen. Es bleibt beim Versuch, denn noch immer ist der Tunnel «wegen Covid» geschlossen.
Heute lernen wir wieder etwas dazu. Um für eine Unterkunft während der kommenden Sonnenfinsternis eine Anzahlung leisten zu können, müssen wir den gewünschten Betrag in der Farmacia de Guadalajara deponieren. Das Bargeld wandert in die Tasche des Apothekers, und geht elektronisch an ein von uns angegebenes Konto, ohne dass der Empfänger bei dieser Transaktion unseren Namen sieht. Wir müssen ein Foto des Belegs per WhatsApp versenden, und erhalten Minuten später die Bestätigung. Für diese Sonnenfinsternis reisen unsere Freunde Ines und Rudolf, und Nathalie und Markus aus der Schweiz an, daher benötigen wir eine Cabana für diese Zeit.
Wir sind erfreut, wie gut wir heute aus Puebla rausfahren können. Es rollt ohne Stau und wir freuen uns auf einen ganzen Nachmittag im Kaktusgarten. Doch zu früh gefreut. Eine kleine Baustelle auf der Autobahn und ein Unfall mit einem Lastwagen verursacht einen Monster-Stau, und uns zwei Stunden Verspätung. Zumindest hat man eine wohl selten gute Sicht auf den Pico de Orizaba und durch den Stau genügend Zeit zum Fotografieren.
Endlich angekommen haben wir den ganzen Park für uns alleine und können in aller Ruhe durch die tolle Anlage spazieren und wie immer viel zu viele Fotos schiessen.
Nach einer langen Fahrt durch die Berge erreichen wir Oaxaca und erledigen noch ein paar Einkäufe im Walmart, bevor wir zu unserem Lieblingscampingplatz El Rancho in Tlalixtac de Cabrera/Santa Maria del Tule weiterfahren. Wir richten uns für einen Monat ein, denn es gibt einiges zu erledigen. Ein Koffer voller Material haben wir dabei und zwei Pakete warten schon auf uns. Es ist ein bisschen ein anderes Ankommen, denn alle «Ehemaligen» sind nicht mehr hier. Zwar sind noch einige bekannte Gesichter hier, Camper die den Sommer, während wir vier Monate in der Schweiz waren, hier verbracht haben.
Als erstes wird, aufgrund des Wetterberichts, das neue Dachfenster im Schlafzimmer eingebaut. Die Ventilatoren am Esstisch bekommen eine neue Befestigung, und die, welche die Kühlschrankabwärme abtransportieren sollen, werden durch noch leisere Modelle ersetzt. Unsere vor 15 Jahren eingebauten Leselampen werden durch stromsparende LED’s ersetzt. Dies kostet ein paar Sicherungen, doch nun ist es vollbracht.
Heute Abend treffen wir uns mit Stefan, einem der «Ehemaligen» zum Pizza essen. Er ist unterdessen auf einen anderen Campingplatz hier in der Nähe umgezogen.
Seit einiger Zeit sind wir bemüht, hier in Mexiko ein Bankkonto zu eröffnen. Dies würde uns doch einiges an Bankspesen einsparen, die wir jedes Mal bei einem Bankomat-Bezug einerseits hier und anderseits auch in der Schweiz bezahlen müssen. Dank einem Tipp von anderen Reisenden finden wir endlich eine Filiale mit einer Ansprechperson, die gewillt ist, sich mit Ausländern abzumühen, und einen wahrscheinlich nicht alltäglichen Geschäftsfall abzuwickeln. Das ganze dauert etwa eine Stunde vor Ort und ab jetzt noch ein zwei Tage, bis wir eine erste Einzahlung machen können. Wir sind gespannt.
Leider müssen wir uns wohl damit abfinden, dass unsere kleine Hundefamilie, die uns sonst immer an ihrer gewohnten Ecke begrüsst hat, nicht mehr da ist. Seit mehr als einer Woche spazieren wir regelmässig vorbei, doch vergeblich. Überhaupt sind auffallend wenige Hunde in dieser Gegend unterwegs. Vermutlich wurde eine Säuberungsaktion durchgeführt. Traurig, aber leider durch uns weder zu ändern noch zu beeinflussen.
Der Dia de Muertos steht vor der Tür. Nicht nur das Zentrum von Oaxaca wird beherrscht von den gelben und orangen Cempasúchil-Blumen. Die Cempasúchil-Blume (Blume mit 20 Blütenblätter) ist zu einer Ikone der Altäre und Opfergaben zum Tag der Toten geworden. Man sagt, dass ihre gelben Blütenblätter den Weg markieren, den die Toten bei ihrem Besuch an diesen Tagen gehen müssen, weil sie die Wärme der Sonne bewahren soll und ihr Aroma sie ruft.
Die Vorbereitungen für das wichtige Fest laufen auf Hochtouren. Oaxaca nennt die Woche vom 30.10. – 5.11. Dia de Muertos – La fiesta mas viva de todas. (Tag der Toten - Die lebendigste Party von allen).
Wieder ist eine Fahrt mit dem Velo in die HSBC in Reforma angesagt. Wir wollen das E-Banking aktivieren, meine Karte ausstellen und eine erste Einzahlung auf das Konto machen. Idzamara lächelt schon siegessicher, als wir von den Problemen bei Aktivieren der App erzählen. Leider stellt sich heraus, dass es nicht ganz so einfach ist wie gedacht. Am Ende werden wir an eine andere Mitarbeiterin abdelegiert, die den Auftrag hat, die Sache zum Laufen zu bringen. Wir schaffen das, wie auch die Einzahlung. Einzig meine Karte muss warten, da Herbies erste Karte bereits zu unserer eigenen Sicherheit blockiert wurde, und heute eine neue ausgestellt werden musste. Die Partnerkarte kann erst 24 Stunden nach der ersten Karte ausgestellt werden.
Im Anschluss an die Bankgeschäfte erkunden wir ein «neues» Quartier. Xochimilco ist eines der ältesten Teile von Oaxaca, 1486 gegründet. Sehenswert ist der bogenförmige Aquädukt aus dem typischen grünen Cantera-Stein, das sich entlang der Callejón Rufino Tamayo erstreckt. Er wurde zwischen 1727 und 1751 erbaut, um frisches Trinkwasser von den Hängen des Cerro de San Felipe in die Stadt zu leiten. Er erfüllte seinen Zweck bis 1940, als er durch ein moderneres, wenn auch architektonisch weniger elegantes System ersetzt wurde. Wir geniessen ein kleines Mittagessen auf einer Dachterrasse, sehen uns im Quartier um und radeln nach einem Abstecher ins Centro zurück nach El Rancho.
Wir haben verschiedene Auskünfte, wann heute Abend das Desfile der Catrinas im Hof der Kirche in Xochimilco stattfindet. Da wir noch ein letztes Mal zur HSBC müssen, verbinden wir dies und fahren früh los. Die Bühne ist aufgebaut und nach 18:00 Uhr, 19:30 Uhr ist es nach neuesten Angaben heute um 20:00 Uhr geplant. Das gibt uns genügend Zeit, noch ein wenig durch das Quartier zu spazieren, die schönen Dekorationen zu bewundern und wie geplant nicht sehr traditionell mexikanisch, beim Inder zu Abend zu essen. Die Parade der Katrinas, so stellt sich heraus ist in einer Modeschau eingebunden. Lokale Artisten präsentieren ihre Kreationen. Dies ist nicht unbedingt was wir uns vorgestellt haben, doch die Models sind natürlich alle wunderschön, perfekt geschminkt und zurecht gemacht. Als im Anschluss noch ein lokaler Popstar die Bühne betritt, ergreifen wir die Flucht. Wir müssen noch mehr als 10 Kilometer in der Dunkelheit nach Hause radeln. Wir montieren unsere Stirn- und Taschenlampen, dass wir gut sichtbar sind. Kurz vor El Tule überholt uns ein Pickup der Polizei. Klar werden wir hinaus gewunken. Wir werden freundlich belehrt, dass wir uns auf einer Schnellstrasse befinden, und keinen Helm, und keine Knie- und Ellenbogenschoner tragen. Dafür sind wir sicher die einzigen Radler, die Licht haben. Wir dürfen die Fahrt fortsetzen und sind kurz darauf sicher auf dem Camping.
Heute steht ein Besuch des Friedhofs in Xoxocotlan auf dem Programm. Dies verbinden wir mit einem Besuch des Home Depot um Material für die Montage der neuen Batterie zu kaufen. Der Friedhof ist sehr üppig mit Blumen geschmückt, eine orange-gelbe Pracht. Wir sind etwas früh, die Familien strömen erst herbei, um mit ihren Angehörigen bei den Gräbern zu picknicken.
Da alles bereit ist, führt nun kein Weg mehr daran vorbei, den Batteriewechsel in Angriff zu nehmen. Unser gemütliches Zuhause verwandelt sich im Nu in eine Werkstatt. Herbie verbringt den ganzen Tag kniend und sitzend, vornübergebeugt über dem Kabelgewirr, und ich betätige mich so gut es geht als Handlanger. Wie erwartet dauert die Übung den ganzen Tag, doch gegen Abend ist es fertig. Eine 300 Ah Batterie von Sunfunkits ist bereit, uns für die nächsten 10 Jahre mit Strom zu versorgen. Das war der grösste Brocken der diesjährigen Erneuerungsarbeiten. Der Urlaub kann beginnen!
Es wird Zeit, unsere Morgenspaziergänge wieder aufzunehmen. Das Wetter ist heuer ein bisschen seltsam. Es ist oft wolkig, sehr windig und kühl. Doch am frühen Morgen ist es meist sonnig und windstill. Eigentlich wollten wir nur die schönen Morning Glory Bäume und die Kolibris fotografieren, doch mit grosser Freude kann ich diesen Bericht mit einer freudigen Nachricht abschliessen. Unsere kleine Hundefamilie ist zurück an der gewohnten Ecke. Wir werden freudig begrüsst, und zufälligerweise habe ich eine Tüte mit Futter im Rucksack. Wo sie wohl gesteckt haben? Nun ist unsere kleine Welt wieder in Ordnung.

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