Piedras Negras - Grenchen
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Am
anderen Ende der Brücke werden wir von Kameras ins Visier genommen. Die
Schranke geht auf, weitere Kameras und eine Ampel. Die erste ist grün, die
zweite rot. Eine Truppe in sandfarbenen Tarnanzügen und eine Katze möchten
unseren Camper durchsuchen. Auch das Handschuhfach und die Ablage zwischen den
Sitzen. Ein junger Mann durchsucht akribisch jeden Schrank, und die Chefin
möchte die Autopapiere sehen. Für Pässe interessiert sich niemand. Irgendwann
stösst man auf unseren Weinkeller. Wir haben in den USA aus kostenoptimierungsgründen
ein wenig aufgestockt. Auch gibt es in Mexiko die praktischen Box-Weine nicht
zu kaufen. Wieviel ml sind denn so in einer Flasche? Keine Ahnung. Der
Vorgesetzte nimmt eine Flasche in die Hand und sucht verzweifelt die
Information. Auch ein Karton dreht er hilflos auf alle Seiten. Dann zückt er
sein Handy, öffnet den Taschenrechner und gibt vor zu rechnen. Als Ergebnis
verkündet er uns strahlend, dass alles in Ordnung ist, und wir fahren dürfen.
Wir sind auch der Meinung, dass die 15 Liter kein Problem darstellen. Man weist
uns den Weg aus dem Gelände, und schon sind wir in Mexiko. Unser erstes Ziel
ist der Walmart, um unsere SIM Karte wieder zu aktivieren. Wir geniessen es
sehr, dass Avocados und Mangos wieder im Kilopreis, und nicht im Stückpreis angeboten
werden. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Es gibt in dieser Gegend, und
entlang der vielbefahrenen Autobahn Nr. 57 nicht allzu viele
Übernachtungsplätze. Die Temperaturen sind immer noch sehr hoch und macht keine
Lust auf eine lärmige Tankstelle. Wir steuern das Hotel Imperial, Trailer Park
mit Pool in Saltillo an. Wir sind die einzigen Camper, und auf dem Trailer Park
spielen die auf längere Zeit im Hotel einquartierten Inder
(Software-Programmierer) Cricket. Dies eröffnet uns die Möglichkeit, auf einem
wunderbaren schattigen Platz zu parkieren. Wir haben einen Ruhetag verdient und
bleiben zwei Nächte. Saltillo ist eine lebhafte Stadt. Was für ein Unterschied
zu den menschenleeren Innenstädten in den USA. Nach dem Fussmarsch ins Zentrum
und zurück gibt es eine Abkühlung im Pool. Der Bademeister schläft. Ein
weiterer langer Fahrtag nach Matehuala liegt vor. Die «57» ist immer noch
voller LKW’s und auch sonst sehr viel Verkehr. Um die Mittagszeit stellen wir
uns auf einem Rastplatz unter einen Baum. Kurz darauf stehen zwei Beamte vor
der Tür, und wollen wissen was wir hier tun. Mittagessen. Sie wollen unsere
Ausweise sehen. Der offensichtlich vorgesetzte Beamte, sie sind von INM
(Einwanderungsbehörde) bellt mich an, warum wir dem Autobus nachgefahren sind,
oder der Autobus uns, so genau habe ich es nicht verstanden. Welcher Autobus?
Na der da drüben, der vor dem Restaurant parkiert! Wir sind einfach auf der
Autobahn gefahren, wer vor oder hinter uns fährt, und zufälligerweise in der
Mittagszeit auf einem Rastplatz halt macht interessiert mich wirklich nicht. Er
nimmt unsere Ausweise und ruft mit seinem Funkgerät jemanden an, bellt auch da
in den Äther und schliesslich muss uns der Gehilfe die Ausweise zurückbringen.
Wir möchten noch wissen, warum wir hier kontrolliert worden sind. Der junge
Mann möchte etwas erklären, doch der Vorgesetzte hupt schon und deutet ihm
unmissverständlich, er möge unverzüglich einsteigen, und weg sind sie. Böse
Zungen würden nun munkeln, sie würden gescheiter an der Grenze die Ausweise
kontrollieren, als hier auf einem Rastplatz. Aber das verstehen wir
wahrscheinlich einfach nicht.
Wir
übernachten wieder bei einem Hotel. Die Temperaturen sind in der Zwischenzeit
gesunken, und es ist wieder angenehm, da es in der Nacht auch wieder knapp
unter 20 Grad wird.
Der
letzte lange Fahrtag führt uns nach San Miguel de Allende. Hier wollen wir ein
bis zwei Wochen bleiben. Der Stellplatz liegt sehr nahe beim Zentrum. Wir
vertrauen Dolores, dem Garmin und landen schon sehr bald auf Kopfsteinpflasterstrassen,
die immer enger werden. Einige Abzweigungen, die sie dann vorschlägt führen
steil den Berg hinunter, was wir wohlweislich unterlassen. Schliesslich führt
sie uns zielstrebig in die Fussgängerzone. Herzlichen Dank. Wir machen einen
kleinen Umweg, wo der Linienbus durchkommt sollte auch für uns möglich sein.
Das klappt, und nach einer letzten Gasse in der verkehrten Fahrtrichtung stehen
wir vor dem Tor. Hans und sein Mutter empfangen uns herzlich und wir fühlen uns
sofort wohl hier. Zum Hauptplatz sind es zehn Minuten zu Fuss, zum City Market,
der unserem Globus ohne Probleme das Wasser reichen kann, auch etwa so viel,
und die Bäckerei mit richtigem Brot liegt sogar noch näher. Ideal.
Leider
verliert unser Toyota seit geraumer Zeit etwas Öl an der Vorderachse.
Glücklicherweise gibt er hier in der Nähe einen deutschen Automechaniker, der
unter Reisenden einen guten Ruf geniesst. Wir nehmen Kontakt auf, und dürfen
gleich heute noch hinfahren, um das Problem zu lokalisieren. Eventuell müssen
wir ja Ersatzteile aus der Schweiz mitbringen. Die Analyse ist etwas
überraschend. Unsere Vorderachse ist an zwei Stellen gerissen und muss
geschweisst werden. Matthias hat nächste Woche noch Zeit, und so kann das
hoffentlich noch vor unserer Heimreise repariert werden.
Die Tage
im schönen San Miguel vergehen wie im Flug. Wir haben ein nettes Café gefunden,
und die Läden und Kunstmärkte bieten viel für das Auge.
Schon ist
der Mittwoch da, und wir fahren zu Matthias in die Werkstatt. Wir haben den
Termin gestern nochmals bestätigt. Schweizerisch pünktlich sind wir um 9:29 Uhr
da. Wir sind etwas erstaunt, dass weder Matthias, noch sein Chefmechaniker hier
sind, und dass niemand weiss, dass wir kommen, geschweige denn warum wir
kommen. Ein Arbeiter weiss, dass der Chefmechaniker etwas später zur Arbeit
kommt. Kurz nach 10 Uhr trifft er ein, und beachtet uns zuerst mal gar nicht.
Irgendwann kommt er zu uns und fragt, ob wir zu Matthias wollen. Nein,
eigentlich sind wir hier, um das von Dir diagnostizierte Problem zu lösen, und
den Termin haben wir eigentlich abgemacht, als Du dabei warst. Ach so, das
Problem. Ja, dann wollen wir schauen, ob wir da etwas machen können. Noch vor
11 Uhr können wir in die Halle fahren, und die Diskussionen starten, wie man
das Problem angehen möchte. Carlos startet mit der Arbeit und schon bald
zeichnet sich ab, dass dies auf jeden Fall länger dauert als angenommen. Bevor
man uns verkündet, dass nun eine Stunde Mittagspause gemacht wird, stellen wir
mit den beiden Jungs klar, dass wir das wie abgemacht heute noch fertiggestellt
haben möchten. Ja, das sei die Idee. Wir finden das eine gute Idee. Matthias
kommt erst kurz vor 18 Uhr in die Werkstatt, und schlägt sogleich vor, dass wir
doch hier übernachten sollen, und die Arbeit morgen fertiggemacht wird. Nach
einem kurzen Wortwechsel in dem Herbie erklärt, dass wir nicht hier
übernachten, sondern dass dies heute fertiggemacht wird, ist Matthias ziemlich
wütend, kommt sich aber später entschuldigen, und sieht ein, dass es einfach noch
eine kurzen Effort braucht, und dann die Sache erledigt ist. So trennt man sich
kurz vor 19 Uhr friedlich.
Wir
geniessen die Tage in San Miguel, habe immer etwas zu werkeln, einzukaufen, und
anzuschauen. Am Sonntag besuchen wir den botanischen Garten, wo es heute
anlässlich eines Jubiläums traditionelle Tänze zu Trommelklängen zu sehen gibt.
Der Tag
der Abfahrt ist da, und wir nehmen die letzten 200 km bis zum Storage in
Tepotzotlan unter die Räder. Die Fahrt auf der 57D verläuft gut und kurz vor 16
Uhr stehen wir vor dem riesigen Tor. Raoul öffnet uns. Das Gelände von Pepe’s
RV Park und Posada ist entsprechend dem Eingangstor ebenfalls riesig. Das Hotel
ist nicht mehr in Betrieb, und das Hauptgeschäft scheint der Storage zu sein.
Wir sind die einzigen Gäste. Die Autos unserer Freunde, Junior und Friedli
finden wir nur mit Hilfe von Raoul. Die beiden stehen gut und überdacht und wir
können Bachmanns und Haslingers diese freudige Nachricht übermitteln. Etwas
weniger erfreut sind wir, dass für uns kein überdachter Platz vorgesehen ist,
und dass wir wieder Öl am gleichen Ort verlieren. Die Schweissarbeiten waren
zwar wichtig, aber nicht ganz gut genug. Irgendwo muss es noch einen Riss
haben. Matthias nimmt die Nachricht ebenfalls enttäuscht zur Kenntnis, und wir
vereinbaren ein Wiedersehen im Oktober.
Tepotzotlan
ist aufgrund seines alten Zentrums ein Pueblo Magico. Das nehmen wir dafür
erfreut zur Kenntnis. In der Tat ist der Ort nett, und man kann hier gut ein
paar Tage verbringen. Wir nutzen die Zeit natürlich auch zum Putzen, Aufräumen
und Waschen.
Am
Abflugtag werden wir von Benjamin pünktlich um 9 Uhr abgeholt. Die Fahrt zum
Flughafen dauert fast 90 Minuten, der Verkehr fliesst reibungslos. Wir haben
genügend Reservezeit eingeplant und können ganz gemütlich durch die Kontrollen
in die Nähe des Gates gehen. Leider wird bei der Sicherheitskontrolle das
Göttigeschenk für Pascal konfisziert. Haargel «Gorilla-Rotz» ist nicht
gestattet. Dafür schafft es der Sauerteig auf den Flieger. In Cancun müssen wir
das Terminal wechseln. Es gibt dafür einen Gratisbus, der alle 20 Minuten
fährt, und unzählige hilfsbereite Taxifahrer und Vermittler, die nicht davor
zurückschrecken, jungen Touristinnen, die gerade einsteigen wollen zu erklären,
dass dieser Bus nicht zum Terminal 4 fährt. Es mischt sich ein anderer
Passagier ein, und der umtriebige Mann zieht enttäuscht davon. Am Terminal 4
ist alles ruhig. Unser Flug nach Zürich ist mit einer Abflugzeit von 23 Uhr der
letzte am Tag. Dies hat Vor- und Nachteile. Keine Wartezeiten bei der
Abfertigung, dafür sind die meisten Läden und Restaurants geschlossen. Wir
landen pünktlich in Zürich, und nun freuen wir uns auf die zweieinhalb Monate
in der Schweiz.