Puerto
Madryn – Parque National Lanin 07.11.2018 – 03.12.2018
In Puerto
Madryn kennen wir uns unterdessen schon ganz gut aus, und haben einige kleine
Delikatessen-Läden gefunden. Bevor wir nach zwei Hitzetagen losfahren decken
wir uns noch mit Raclette- und Morbierkäse und richtigem Brot ein. Auf der RN25
geht es westwärts, zunächst bis Los Altares. Leider holt uns der Regen ein,
welchen wir auf dem Camping Municipal auszusitzen probieren. Es gibt in Los
Altares ansonsten nichts ausser einer YPF Tankstelle ohne WiFi. Dafür treffen
wir am „Traditions-Tag“ gerade richtig ein, um am winzigen Dorfplatz die
Gaucho-Parade zu sehen. Bestimmt ein Dutzend Gauchos reiten einmal um den
Platz, dann singt das ganze Dorf die Nationalhymne, und vorbei ist der Anlass.
Die Ruta
12 erweist sich als fahrbar und der Wartetag in Los Altares hat sich gelohnt.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und frühlingshaft blumig. Am Piedra
Parada entscheiden wir uns für einen Stellplatz am Chubut, mit Blick auf den
riesigen Fels. Am nächsten Morgen ist das Wetter perfekt für eine Wanderung
durch die Schlucht Las Buitreras, wo viele Kletterer sich an den steilen Wänden
hocharbeiten. Nach einem gemütlichen Nachmittag geht die Fahrt am nächsten Tag weiter
durch das Chubut-Tal. Schon bald sieht man in der Ferne die schneebedeckten
Anden. Kurz vor Esquel erreichen wir wieder die Ruta 40. Esquel ist ein kleiner
Skiort mit einigen schönen Sportgeschäften und gemütlichen Cafés. Da es schon
wieder einen Schlechtwettertag auszusitzen gibt, bleiben wir bis am Nachmittag
und fahren erst gegen Abend in den Los Alerces Nationalpark. Die Alerce
(patagonische Zypresse) ist ein immergrüner Baum, welcher ein sehr hohes
Lebensalter erreicht. Der älteste Baum wird auf ein Alter von 3600 Jahren
geschätzt.
Kurz vor
Feierabend erwischen wir die Rangerin im Infocenter und erhalten nützliche
Informationen zu Campings und Wanderwegen. Wir fahren noch ein kurzes Stück zu
einem kostenlosen Camping direkt am Lago Futalaufquen. Der nächste Tag hält was
er verspricht, es ist sehr sonnig und sogar einigermassen warm. Die Gegend
erinnert an das Berner Oberland. Am Lago Verde gibt es ein paar schöne kleine
Wanderungen zu machen, und am Abend fahren wir an den Lago Rivadavia, erneut
auf einen menschenleeren gratis Camping direkt am See, mit Blick auf die
schneebedeckten Berge gegenüber. Wir stellen unsere Stühle auf und geniessen
unser Apéro mit dieser wunderbaren Aussicht.
Die
nächste etwas grössere Ortschaft ist Epuyén, am gleichnamigen See. Wir
campieren inmitten von Schafen, Ziegen und Hunden bei einem pensionierten französischen
Ehepaar, ehemalige Skilehrer und Bergführer aus Val d’Isère, und unternehmen
eine schöne Wanderung entlang des Sees.
Auf dem
Weg nach El Bolson treffen wir unverhofft erneut auf einen Dia de los Tradiciones
mit vielen Reitern. Die hübsch gekleideten Gauchos von jung bis alt sind sehenswert.
Doch ausser einer Parade, einer Ansprache des Gemeindepräsidenten, dem
gemeinsamen Singen der Nationalhymne und vielen Grillbratwürsten gibt es für
uns nichts mehr zu sehen. Die Pferde werden an den Zäunen parkiert und die
Familien finden sich zum gemütlichen Zusammensein. Wir verlassen das
Festgelände und fahren weiter.
Wider
allen Erwartens gelingt es uns, rasch, günstig und unkompliziert unseren
Gastank bei Copetel in El Bolson zu füllen. Viele Reisende berichten, dass dies
in Argentinien fast gar nicht möglich ist. Wir hatten uns schon darauf
eingestellt, dies erst in Chile erledigen zu können. Umso besser, somit können
wir uns in Argentinien noch ein bisschen mehr Zeit lassen.
Die Fahrt
nach San Carlos de Bariloche ist sehr schön. Es herrscht eine „Föhnlage“ mit
sehr klarer Luft. Doch wie zu Hause bricht irgendwann der Föhn zusammen, und es
schiffet was das Zeug hält. Bewaffnet mit einem riesigen Schirm besuchen wir
die Stadt und lassen es uns in den vielen Schokoladenläden gut gehen. Das
Wetter bessert sich und wir begeben uns auf den sogenannten Circuito Chico im
Nahuel Huapi Nationalpark. Die Landschaft ist wunderschön und wir unternehmen
ein paar hübsche Spaziergänge bevor wir uns Colonia Suiza anschauen. Nun, das
Schweizerischte hier sind definitiv wir. Hätten wir nicht zufälligerweise
unsere britischen Freunde aus Foz de Iguazu angetroffen, hätten wir sehr
schnell das Weite gesucht. So übernachten wir zu viert auf dem Camping „Ser“
und unterhalten uns bestens mit Reiseerlebnissen aus den vergangenen vier
Monaten. Viel schöner als Bariloche soll Villa la Angostura sein. Auf dem Weg
dahin finden wir einen traumhaft schönen Campingplatz, direkt am See. Ausser
ein paar Tagesgästen haben wir den Platz für uns allein. Nachdem Herbie die
Wasserversorgung für Duschen und WC in Ordnung gebracht hat, ist der Platz
wirklich fast ideal. Direkt vom Camping aus können wir eine wunderschöne
Wanderung unternehmen. Auf dem Rückweg haben wir das Glück, einen Woody Woodpecker
mit Gemahlin (Garpintero Gigante) beobachten zu dürfen.
Der
Frühsommer in Patagonien präsentiert sich von seiner besten Seite. Es leuchtet
in den schönsten Farben, und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel.
Entlang der Strassen ist alles gelb. Der Ginster steht in voller Blüte. Die
Fotos zusammen mit Seen und schneebedeckten Bergen werden kitschig schön.
Villa la
Angostura ist tatsächlich ein sehr schönes Dorf, mit Cafés, Restaurants und
Sportgeschäften. Nur einen Block von der Haupteinkaufsstrasse entfernt gibt es
einen Gratisparkplatz wo man wunderbar übernachten kann. Unter diesen Voraussetzungen
gönnen wir uns ein Abendessen auswärts mit zwei anderen Schweizern, Andrea und
Marco, die zufälligerweise auf dem gleichen Parkplatz übernachten. Auch hier
gibt es eine schöne, 24 km lange Wanderung auf der Halbinsel. Diese Wanderung
ist sehr attraktiv, da es am Ende, bzw. am Wendepunkt sogar ein Teehaus gibt,
wo man etwas trinken kann. Ansonsten sind hier angeschriebene Häuser auf
Wanderungen eher eine Seltenheit.
Die Ruta
de los Siete Lagos führt von Villa la Angostura nach San Martin de los Andes,
der gemäss unserem Dumont Reiseführer schönsten Stadt in den Anden. Die Route
ist landschaftlich enorm schön, und bietet nebst kleinen Wanderungen auch
ruhige, kosten- und servicefreie Campingplätze an.
In San
Martin de los Andes angekommen richten wir uns auf dem ACA Camping ein. Der Ort
ist, anders als Bariloche, wie im Reiseführer beschrieben tatsächlich frei von
Bausünden und besticht durch ein Stadtbild bestehend aus Chalets und
Blockhausbauten, ohne Hochhäuser und Flachdächer. Leider gibt es in San Martin
ausgerechnet an diesem Freitag- und Samstagvormittag keinen Strom. Das heisst,
unzählige Generatoren knattern auf den Gehsteigen und in den Hinterhöfen. Viele
Läden und Lokale sind aber auch ganz einfach dunkel. Für unser Kafi in der
Stadt müssen wir uns bis in den Nachmittag hinein gedulden. Wir entscheiden
uns, noch ein letztes kleines Stück nordwärts zu fahren, um den Lanin
Nationalpark zu besuchen. Über die Stichstrasse Ruta 61 gelangen wir entlang
des Lago Huechulafquen an der Südseite der Vulkans auf einen Camping, wo wir
das Wochenende verbringen. Als sich am Sonntagabend der Platz neben uns mit
mindestens 6 Autos, Booten und betrunkenen Typen zu füllen beginnt, suchen wir
das Weite. Der Platz ist zum Glück gross genug und noch so wenig belegt, dass
wir für diese Nacht noch eine ruhige Ecke finden.
Wir
tanken nochmals Diesel an der YPF in Junin de los Andes und folgen der Ruta 60 an
der Nordseite des Lanin vorbei zur chilenischen Grenze. Der Grenzübertritt
verläuft rasch, korrekt und unkompliziert.