Colon - Puerto Iguazu
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Colon – Puerto Iguazu 22.06.2018 – 13.07.2018
Wir verlassen Paysandu und sind einige Minuten später am Grenzübergang. Unsere Pässe werden gestempelt, das weisse Papier für das Auto wird eingezogen. Da wir glauben, dass wir gerade dran sind, die Ausreise aus Uruguay zu tätigen, um dann nach der Überquerung des Flusses an den argentinischen Zoll zu gelangen, fahren wir los. Ein scharfer Pfiff lässt uns innehalten. Wir müssen zurückfahren und parken. Herbie muss mit den Fahrzeugpapieren in ein Büro. Ich warte im Auto und blättere in meinem Pass. Anstelle eines Ausreisestempels aus Uruguay finde ich einen Einreisestempel in Argentinien. Somit wird klar, worum es gerade geht. Wir sind bereits am argentinischen Zoll, und natürlich brauchen wir auch hier wieder eine temporäre Aufenthaltsbewilligung für El Caracol. Diese haben wir einige Minuten später in der Hand. Das Fahrzeug darf acht Monate im Land bleiben, wir nur drei. Es ist uns nicht erlaubt, das Land ohne das Fahrzeug zu verlassen. Der Sinn dieser Regelungen erschliesst sich uns nicht wirklich. Aber wir hinterfragen das nicht weiter, fahren ein kleines Stück nach Colon, richten uns auf dem Campingplatz ein, und geniessen kurze Zeit später an diesem wunderschönen sonnigen Winternachmittag einen Espresso im Café Juanes.
Die Fahrt zum El Palmar Nationalpark verzögert sich durch eine kleine Panne an der YPF in Colon. Statt 30 Liter Diesel wird aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten und Begriffsunklarheiten beim Wort „Nafta“ Normalbenzin eingefüllt. Das bedeutet, dass nun ca. 120 Liter Kraftstoff aus unseren Tanks abgepumpt werden müssen. Das ganze passiert mit einer Spielzeugpumpe und dauert seine Zeit. Trotzdem erreichen wir gegen Abend den Eingang des Parks. Auf der Fahrt zum Campingplatz sehen wir unsere ersten Capybaras. Das grösste Nagetier der Erde lässt sich gerne im Abendlicht fotografieren.
Der Name des Parks leitet sich aus den Yatai-Palmen ab, die vor langer Zeit grosse Teile Uruguays und Argentiniens bedeckten. Es gibt ein paar schöne Aussichtspunkte und einige kleine Spaziergänge zu machen.
In Concordia, der Hauptstadt des Bezirks Entre Rios füllen wir unsere Vorräte im Carrefour auf.
Trotz Gewitterregen machen wir uns über die ungeteerte Ruta Provinical 40 auf den Weg in die Ibera Sümpfe. Die Piste ist recht seifig und schlammig. Entsprechend langsam kommen wir voran, und entsprechend sieht El Caracol bei der Ankunft in Colonia Carlos Pellegrini aus. Das langsame Tempo hatte den Vorteil, dass wir einen Caiman, ein nervöses Gürteltier, und natürlich auch Capybaras zu sehen bekamen.
Erneut müssen wir einen Regentag aussitzen, was für uns weniger schlimm ist, als für die Piste, über die wir später die Ibera Sümpfe verlassen werden. Tatsächlich stoppt irgendwann der Regen. Wir machen uns auf den Weg ins Besucherzentrum und auf einen kurzen Boardwalk durch, bzw. über den Sumpf. Schon auf diesem kurzen Stück sehen wir viele Caimane, Capybaras, einen Sumpfhirsch und eine ca. 3.5 Meter lange gelbe Anaconda. Pünktlich zu unserer Bootstour strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel und wir geniessen erneut die Tier- und Pflanzenwelt der Ibera Sümpfe.
Wie befürchtet wird die Fahrt über die Ruta 40 nach Posadas sehr schlammig, seifig und langsam. Wir erreichen Posadas erst gegen Abend und kommen so zu unserer ersten Übernachtung auf einer Tankstelle.
Wir haben nun den Bezirk Misiones erreicht. Der Name leitet sich von den zahlreichen Jesuitenmissionen, bzw. –reduktionen ab. Vier der Missionen gehören seit Anfang des 21. Jahrhundert zum UNESCO Weltkulturerbe. Zum abgestuften Eintrittspreis in diese vier Anlagen gehört jeweils auch ein Rundgang mit einem Führer dazu. Ein abgestufter Eintrittspreis bedeutet, dass wir als Ausländer deutlich mehr bezahlen als Südamerikaner, bzw. Argentinier oder Bewohner des Bezirks. Dies finden wir ein bisschen befremdlich, zumal die Führungen für die Ausländer nicht in englischer Sprache angeboten werden, was den höheren Preis noch rechtfertigen könnte.
Wir durchqueren Misiones und gelangen auf der Ostseite des Bezirks an den Fluss Uruguay, welcher die Grenze zu Brasilien bildet. Wir sind unterwegs zum Mocona Wasserfall. Dieser soll, mit etwa 2-3 km der längste Wasserfall der Erde sein (Wikipedia nur 1.8Km). Das Spezielle ist, dass das Wasser seitwärts, und nicht vorwärts über eine Kante fällt. Die Höhe variiert zwischen 7 und 15 m. Der Fall befindet sich auf argentinischem Boden, sehen kann man ihn aber nur von der brasilianischen Seite, oder von einem Boot. Diese Touren werden vom Provinz-Park angeboten. Wir kommen auch hier in den Genuss des abgestuften Preismodells für eine schöne, aber relativ kurze Fahrt.
Nun trennen uns noch etwas 300 km von Iguazu. Wir kehren zurück an die Westseite von Misiones an den Fluss Paranaa, und somit an die Grenze zu Paraguay. Wir besuchen das Geburtshaus von Che Guevara und erreichen am argentinischen Unabhängigkeitstag bei leider bedecktem Himmel unseren Stellplatz, die YPF Tankstelle in Puerto Iguazu.
Eigentlich entgegen den Wetterprognosen erwachen wir nach einer erstaunlich ruhigen Nacht auf der Tankstelle bei strahlendend schönem Wetter. Nichts wie los zum Nationalpark, denkt sich wohl gleichzeitig halb Argentinien. Entsprechend lang ist die Schlange zum Ticketschalter. Nach fast einer Stunde kommen wir ein weiteres Mal in den Genuss der abgestuften Eintrittspreise. Inzwischen hat sich das Wetter leider verschlechtert. Im Park erwischen wir gerade einen Zug, der uns in Richtung Teufelsschlund bringen soll. Im Schritttempo nähern wir uns der End- bzw. Umsteigestation. Der Zug ist eine Touristenattraktion, zu Fuss kommen wir schneller voran. Auf den Stegen zum Teufelsschlund geht es langsam und im Gänsemarsch voran zu den sehr gut gefüllten Aussichtsplattformen. Aber einmal am Geländer angelangt bietet sich uns ein imposantes Bild. Die enormen Wassermassen sind sehr eindrucksvoll. Wir wandern auf dem Sendero Inferior und Superior zu vielen tollen Aussichtspunkten. Zahlreiche Nasenbären begleiten die Touristenströme in der Hoffnung auf Futter, leider meist mit Erfolg. Auch die Hauben Kapuziner Äffchen sind den Salzgebäcken nicht abgeneigt. Die Mini-Tukane sind etwas weniger zutraulich, jedoch auch aus der Ferne sehr schön anzusehen. Natürlich werden wir von der Tag 2-Aktion profitieren, und am nächsten Tag den Park zum halben Preis besuchen. Um die Warteschlangen zu umgehen, stehen wir bei Kassenöffnung bereits da, und lassen uns belehren, dass man am Vortag die Eintrittstickets beim Verlassen des Parks hätte abstempeln, bzw. im Computer hätte eintragen lassen müssen. Irgendwie gelingt es uns trotzdem, die vergünstigten Tickets zu bekommen. Am Teufelsschlund ist es heute sehr nass, und immer noch nicht sonnig genug. Also lassen wir nun heute die günstigen Tickets beim Verlassen des Parks abstempeln. Auf dem Rückweg zur YPF werden wir von einer Strassensperre gestoppt. Wir dürfen nun auch noch eine Touristentaxe bezahlen. Andere Reisende erzählen uns, sie hätten sich geweigert zu bezahlen. Irgendwie waren uns die 60 Peso aber das Theater nicht wert. Dafür schaffen wir es, zu einer eigentlich nicht existierenden Tag 3-Aktion zu kommen, und können uns die Wasserfälle nochmals bei schönstem Wetter ansehen.
Als nächstes steht nun ein Grenzübertritt nach Brasilien auf dem Programm.